Schulen im Corona-Modus: GEW Forchheim übt Kritik

27.5.2020, 06:00 Uhr
Die Schüler der Grundschule Burk-Buckenhofen dürfen nur in ihren Kleingruppen auf den Pausenhof. Auch für Schulleiterin Ulla Schuster hat sich viel geändert.

© Ralf Rödel Die Schüler der Grundschule Burk-Buckenhofen dürfen nur in ihren Kleingruppen auf den Pausenhof. Auch für Schulleiterin Ulla Schuster hat sich viel geändert.

Der Kreisvorsitzende der Gewerkschaft, Andreas Hartmann, sieht dabei vor allem bei der Hygiene in Grund- und Förderschulen Probleme. Je jünger die Schüler, desto schwieriger sei es, dass sie im Umgang miteinander immer die Abstands- und Hygieneregeln beachten, meint er. Vor allem im Förderschulbereich der Lebenshilfe sieht er das als Problem. „Geistig behinderte Schüler können nicht verstehen, was gerade passiert“, sagt er. Abstand halten bei Schwerbehinderten sei zudem nur schwer vorstellbar.

Einen Teil seiner Kritik bezieht er auch auf eine Umfrage, die die Gewerkschaft unter 1500 Lehrern unterschiedlichster Schularten in Bayern durchgeführt hat. Eine der Erkenntnisse: In rund einem Viertel der Schulen, an denen die befragten Lehrer arbeiten, fehlte es an Papierhandtüchern, Seife und Wasser. Da müsse dringend nachgebessert werden, prangert die Gewerkschaft an und denkt dabei nicht nur an die Schüler, sondern auch an die Kollegen vor Ort.

Dass auf die Kollegen vor Ort geachtet werden müsse, findet auch Martina Eier, Schulleiterin des sonderpädagogischen Förderzentrums Pestalozzischule in Forchheim. „Natürlich versuchen wir im Schulhaus alle vorgegebenen Hygienemaßnahmen einzuhalten“, sagt sie und zeigt sich dabei positiv überrascht vom Verständnis ihrer Schüler, auch der jüngeren. „Die Eltern haben ihre Kinder auch gut mit Masken ausgestattet und alle Kinder nehmen die Situation sehr ernst und bemühen sich wirklich sehr, die Regeln zu beachten.“

Dennoch: Der Kontakt im Schulhaus berge trotz Mundschutz eine gewisse Gefahr für Schüler und auch für die Lehrer. „Es gibt eine erhöhte Möglichkeit, sich anzustecken.“ Denn eines habe sich in der Praxis bereits gezeigt: Die Maske den gesamten Unterricht über aufzubehalten, ist kaum möglich. „Länger mit den Kindern durch die Maske zu sprechen, ist belastend“, hat Martina Eier festgestellt. Beruhigt ist sie jedoch, was die Ausstattung mit Hygienebedarf angeht. „Da hat der Landkreis als unser Träger gut nachgebessert“, sagt sie. Mangel an Seife und Einmalhandtüchern gebe es also nicht.

Anweisungen kommen zu spät

Ulla Schuster ist Schulleiterin der Grundschule Burk-Buckenhofen und ebenfalls Vorstandsmitglied im Kreisverband der GEW. Als solche äußerte sie in der Videokonferenz noch eine weitere Kritik: „Ich würde mir wünschen, dass die Vorgehensweise des Kultusministeriums eine andere wäre.“ Soll heißen: In diesen Wochen werden in Pressekonferenzen der Staatsregierung wichtige Informationen bekannt gegeben – zur Notbetreuung, zum Schulstart nach dem Lockdown oder zum weiteren Vorgehen, was die einzelnen Jahrgänge angeht.

Die kultusministeriellen Schreiben, an denen sich jedoch die Schulleiter bei ihrer Arbeit orientieren, haben aber auf sich warten lassen. „Die Erweiterung der Notgruppen zum Beispiel wurde schon Anfang der Woche auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Wir hatten aber bis Freitagmittag kein entsprechendes Anmeldeformular erhalten“, berichtet die Schulleiterin. Dementsprechend musste sie Eltern, die mit Fragen bei ihr angerufen hatten, mit dem Satz vertrösten. „Ja, das haben wir auch gehört, aber wir haben noch keine genauen Durchführungshinweise bekommen.“

Sie würde sich wünschen, dass die Schulen zumindest zeitgleich die Informationen erhalten, die auch an die Öffentlichkeit gehen. Denn andernfalls falle – wie in den vergangenen Wochen auch – Wochenendarbeit an, um Gruppen einzuteilen, Eltern zu informieren oder um Bedarf abzufragen.

Eine Lanze für die Schulleiterinnen und Schulleiter im Landkreis will auch Andreas Hartmann in diesem Zusammenhang brechen. „Sie sind seit Beginn der coronabedingten Auszeit fast durchgehend im Einsatz, auch in den Oster- und Pfingstferien“, sagt er. Gleiches gilt für Kollegen, die in den Ferien die Notbetreuung übernehmen.

Auch der GEW-Landesverband kritisiert in einer weiteren Pressemitteilung: „Seit Wochen arbeiten die Lehrerinnen und Lehrer im Dreiklang, wie Kultusminister Piazolo es nennt. Ein schönes Bild, das an Entspannung denken lässt – aber weit gefehlt! Die Lehrkräfte arbeiten im aufeinander abgestimmten Dreiklang aus Präsenzunterricht in den Schulen, Lernen zu Hause und Notfallbetreuung.“

Dabei stellt die Gewerkschaft die Notfallbetreuung in den Pfingstferien generell in Frage: Die Notbetreuung in den Osterferien sei nachvollziehbar gewesen. Eltern, die in Pflegeberufen tätig sind, mussten entlastet werden, um die medizinische Versorgung aufrecht zu erhalten. Aber jetzt sei das Gesundheitssystem auf Grund des Rückgangs der Infektionszahlen nicht mehr überlastet.

Die GEW fordert, weder in den Pfingst- noch in den Sommerferien Lehrkräfte für Ferienbetreuungen einzusetzen. Schon vor Corona sei das Bildungssystem in der Krise gewesen, es herrsche ein eklatanter Mangel an Lehrkräften. Nun träten diese Missstände deutlich zu Tage. „Das darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden“, fordert die GEW.

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