Schüler im Landkreis Forchheim pauken vor der Großleinwand

8.5.2020, 07:52 Uhr
Schüler im Landkreis Forchheim pauken vor der Großleinwand

© Foto: Siegfried Reck

Es war der erste Fall im Landkreis. Die Schule musste daraufhin schließen. Die ersten Schüler und Abiturienten kehren jetzt wieder zurück. Doch von einem Normalbetrieb kann nicht die Rede sein. Schulleiter Siegfried Reck im Gespräch mit den NN.

Schüler im Landkreis Forchheim pauken vor der Großleinwand

© Archivfoto: Ralf Rödel

 Herr Reck, wie hat Corona den Schulalltag durcheinandergewirbelt?

Komplett. Wir sind als Schule wegen eines Corona-Falls geschlossen worden und hatten ein Betretungsverbot. Das Gebäude wurde komplett desinfiziert. Es war nur noch die Verwaltung vor Ort. Ad hoc mussten wir ein Online-Lernen aufbauen, und konnten hierfür keine Lehrerkonferenz einberufen, sondern waren nur im telefonischen Kontakt.

Wie haben Sie das Schulleben virtuell aufgebaut?

Wir haben mit einem gesicherten Upload-Bereich für Dokumente für Eltern und Kollegen angefangen, damit der Transfer datengeschützt erfolgen kann. Die Eltern haben Mails erhalten, über die sie beispielsweise bereits gezahlte Beiträge für Schülerfahrten zurückfordern konnten. Nachdem absehbar war, dass der Zustand nicht in zwei Wochen zu Ende ist, hat mein Stellvertreter Gabriel Hetz ein Home-Schooling-System etabliert und hierfür eine IT–Firma aus Wiesenthau gefunden und gemeinsam mit Schülern der Oberstufe getestet. Die Lehrerkollegen sind hierfür geschult worden. 

Was hat gegen bekannte Online-Plattformen gesprochen?

Diese liegen überwiegend mit ihren Serverstandorten in den USA unter amerikanischer Kontrolle. Nach dem dort gültigen Gesetzen darf die US–Regierung auf die Server zugreifen. Das widerspricht unseren Datenschutzanforderungen.

Wie läuft die Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern ab?

Wir haben von fast allen Schülern E-Mail-Adressen. Das funktioniert für den Austausch für allgemeine Lernaufträge. Der Rücklauf, der zum Teil Namen von Schülern oder deren Leistung beinhaltet, erfolgt über einen Weg, den der Schüler selbst auswählen kann. Außerdem organisieren wir Videokonferenzen in bestimmten Fächern.

Lässt sich online die gleiche Menge Lernstoff beackern?

Nein, das nicht. Aber es ist wichtig, dass der Lehrer gerade bei Fremdsprachen gehört wird, dass Schüler nachfragen können, wie ein Wort ausgesprochen wird. Oder beispielsweise in Mathematik: Da ist es sehr schwer, eine Formel in den gängigen Computerprogrammen zu schreiben. Zum schnellen erklären kann der Lehrer sie über den Bildschirm live vor den Schülern niederschreiben.

Wie kann die Plattform erreicht werden?

Über einen normalen Rechner oder das Smartphone. Die Schüler können sich auch virtuell mit einem Handsymbol melden. Dem Lehrer wird das angezeigt und er kann jeden einzeln aufrufen. Alles andere wäre zu unübersichtlich.

Ein Teil der Schüler darf wieder zurück in die Schule. Wie läuft das ab?

Die Jahrgangsstufe 12 ist schon da. Dieses Jahr haben wir aufgrund eines Pilotprojektes nur 51 Abiturienten. In drei Großgruppen aufgeteilt werden sie in Deutsch, Englisch, Mathematik und speziell den Abiturfächern unterrichtet. Hierfür gibt es Kleingruppen von zwei bis neun Leuten. Problematischer ist es, die anderen Jahrgangsstufen zu unterrichten. Um den sicherheitsrelevanten Abstand zu wahren und einen täglichen Unterricht für die 11. Jahrgangsstufe ab Montag möglich zu machen, haben wir fünf große Hallen mit Großbildleinwänden und Beamern eingerichtet, die der Elternbeirat organisiert hat. Von der Akustik ist das zwar nicht optimal, aber so lässt sich der Unterricht zumindest ohne wöchentliche Homeschooling-Phasen ermöglichen. 

Die Abiturprüfungen sind in Bayern vom 30. April auf den 20. Mai verschoben. Der Kultusminister spricht von "fairen Bedingungen für die Abiturienten". Wie können Sie das vor Ort gewährleisten?

Kollegen haben Zusatzkurse angeboten. Natürlich haben sich die Abiturienten ausschließlich auf ihre Abiturfächer intensiv vorbereitet. Durch die Verschiebung haben sie keine Verluste. Wir werden das ganz gut meistern, auch die Schüler sind guter Dinge. Nach Rücksprache mit ihnen haben wir kleine Veränderungen am Stundenplan vorgenommen. Für die 11. Jahrgangsstufe haben wir den Plan so gestaltet, dass sich möglichst wenig Schüler begegnen. Es gibt für die Q12 fast keine Freistunden mehr.

Gibt es nach Corona weiterhin virtuelles Lernen?

Die Präsenz in der Schule ist unerlässlich. Aber es wird sich einiges ändern an unserer Wahrnehmung der digitalen Medien, auch an der Umsetzung eines digitalen Konzeptes. Die Kollegen haben die Veränderungen mit großem Engagement begleitet. Da es aber keine einheitliche Software für die Kollegen zu Hause gibt, bleibt alleine schon die IT–Wartung schwierig. 

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