Seit 800 Jahren die Stimme zum Lob Gottes

4.4.2011, 16:57 Uhr
Seit 800 Jahren die Stimme zum Lob Gottes

© Franz Galster

Wie funktioniert eine Orgelpfeife, bekommt eine Flöte die Klangfarbe, Kögler beantwortete den staunenden Besuchern viele Fragen vor dem Festakt. Sie erfuhren, dass das Instrument zu 99 Prozent aus hartem Eichenholz besteht, die Tastatur aus Holz vom Zwetschgenbaum, die Obertasten aus Ebenholz. Sie lernten auch, dass eine Orgel mit ihren natürlichen Materialien hunderte Jahre alt werden kann.

Beim Einzug von Domkapitular Peter Wünsche mit Pfarrer Ireneusz Zorawski und Pfarrer Josef Hümmer zum Festgottesdienst musste die Orgel noch schweigen. Der Posaunenchor Kunreuth unter Leitung von Christina Hetzner lieferte hier in ökumenischer Nachbarschaft die musikalische Umrahmung. „Vergelt’s Gott allen, die mitgeholfen haben und so viel Geld für die Orgel sammelten“ rief Pfarrer Zorawski den Anwesenden, darunter auch viel politische Prominenz, zu und bat Domkapitular Wünsche, die Weihe vorzunehmen.

Freude für die Sinne

„Groß ist der Herr“ jubilierte der Gesangverein Liederkranz Dobenreuth unter Leitung von Bernhard Betz. „Eine Orgel macht Freude, hängt mit Sinnen zusammen. Sie ist eine Erweiterung des Singens, der Blasebalg ist die Lunge“, meinte Wünsche. Er verwies darauf, dass die Christenheit zunächst 1200 Jahre ohne Orgel auskam. Die letzten 800 Jahre fand sie dann den Ehrenplatz in der Kirche. Mit Geist und Kunst habe sie immer neue Klangtöne gewonnen.

„Wir haben es endlich geschafft“ stellte für die Kirchenverwaltung Peter Kamp fest, „ aus einem Notbehelf wurde Vielfalt. Wir werden genug Zeit haben, uns daran zu gewöhnen“. Domkapitular Wünsche überreichte Kamp zum Dank der Weihe Genüssliches aus der Region. „Aber nicht zur Fastenzeit“, wie er scherzhaft mahn-te. Kamp dankte auch Pfarrer Zorawski, aber ohne Geschenk. „Das steht ja schon da oben“, meinte er zur Orgel deutend. „Vergelt’s Gott der ganzen Kirchengemeinde“, vergaß er auch nicht die vielen kleinen und großen Helfer.

„Die relativ kleine Orgel kann auch wunderschöne Musik“, stellt Domkapitular Wünsche fest und bestätigte dem Erbauer Kögler die uneingeschränkte Abnahme des Werks, nicht ohne einen „Pferdefuß“ zu erwähnen. Damit einher geht nämlich die stattliche Schlusszahlung durch die Filialgemeinde.

2001 bis 2003 fand die Renovierung der Kirche statt, wie Bürgermeister Reinhard Seeber, der auch im Namen von Landrat Reinhardt Glauber gratulierte, sich beim Grußwort erinnert. Damals wurde auch die Grundkonstruktion auf der Empore für die neue Orgel vorgesehen. Zum Kauf reichten die Geldmittel noch nicht. Im November 2010 war es aber endlich soweit, die Installation konnte beginnen. Rund 120000 Euro musste die Filialgemeinde in die Hand nehmen, mit rund 15000 Euro förderte die Erzdiözese Bamberg die Maßnahme.

Dazu unterstützte Domorganist Markus Willinger das Projekt beratend. „Lobe den Herren“, damit spielte er die Orgel auch nach der Weihe an, durften die Dobenreuther zum ersten Male ihre Orgel hören und im Gesang einstimmen. Nach dem Festgottesdienst demonstrierte Markus Willinger bei einem kleinen Orgelkonzert die unterschiedlichen Klangfarben und das Potenzial der neuen Orgel an Hand von kleinen Improvisationen. Dazu kam das offensichtliche Können eines begnadeten Künstlers. „Das ist schon eine andere Dimension“ erkannte Heinrich Stirnweiß als aufmerksamer Zuhörer die künstlerische Leistung neidlos an.

Stirnweiß weiß, wovon er redet, er spielt seit 1964 die Orgel in Dobenreuth und freut sich auf sein künftiges Spiel auf dem Instrument zur Ehre Gottes, auch wenn es einfacher gestaltet sein wird.