So arbeitet derzeit die Offene Behindertenarbeit in Forchheim

7.4.2021, 05:57 Uhr
So arbeitet derzeit die Offene Behindertenarbeit in Forchheim

Viele Angebote der Offenen Behindertenarbeit (OBA) finden trotz Corona-Beschränkungen statt (siehe nebenstehendes "Kurz gefragt"). Einiges aber fiel der Pandemie-Eindämmung zum Opfer. Ausgerechnet der Bereich "Freizeit, Bildung und Begegnung" leidet darunter, dass viele Veranstaltungen abgesagt werden mussten. Damit die Menschen mit Behinderung nicht ganz vereinsamen, gehen OBA-Leiterin Clarissa Witzlinger und ihr Team nun ganz neue Wege.

"Die Menschen mit Behinderung wurden im letzten Jahr von der Politik fast völlig vergessen." Ein bisschen enttäuscht klingt Clarissa Witzlinger schon. Das mag daran liegen, dass viele Dinge derzeit brach liegen. Während des kurzen Corona-Sommers waren noch einige wenige Angebote möglich.

Planen, hoffen und schließlich doch frustriert absagen

"Wir haben Ausflüge etwa nach Würzburg gemacht, um uns die Stadt anzusehen. Und wir haben die Falknerei auf Burg Rabenstein oder die Jugendfarm in Erlangen besucht." Doch davor und danach blieb Franziska Hohe (25) und ihrer Kollegin Nadine Heim (26) nichts anderes übrig, als ständig zu planen, zu hoffen, und schließlich doch frustriert abzusagen. Dabei ist der Bereich "Freizeit, Bildung und Begegnung" ein ganz zentraler für die Menschen mit Behinderung und ihre Familien.


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Mitte März haben die beiden Mitarbeiterinnen, die eine Sozialpädagogin aus Forchheim, die andere Pädagogin aus Bamberg, nun erste erfolgreiche Versuche unternommen, ins Virtuelle auszuweichen. So lockte ein Online-Stammtisch ein halbes Dutzend Menschen vor die Webcam. Mittels Zoom wurde eine Stunde lebhaft geplaudert.

Es flossen Tränen

"Das kam total gut an. Es flossen sogar einige Tränen der Wiedersehensfreude nach langer Zeit ohne jeglichen Kontakt untereinander", so Nadine Heim, die seit Oktober 2020 zum OBA-Team gehört. Dem Wunsch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgend, wolle man den Online-Stammtisch nun alle zwei Wochen anbieten.

Obwohl das Online-Angebot den unschlagbaren Vorteil hat, dass daran auch teilnehmen kann, wer in Türkelstein wohnt oder eine körperliche Behinderung hat, die ihm oder ihr das Außer-Haus-Gehen erschwert, ist noch Luft nach oben. "Wir werden aber alles dafür tun, dass sich herumspricht, dass es so etwas gibt", so Franziska Hohe.

Sich für Kinder etwas Besonderes ausgedacht

Ein Teil der 250 bis 280 Kundinnen und Kunden der OBA sind Kinder und Jugendliche. Auch für sie haben sich Nadine Heim und Franziska Hohe etwas Besonderes ausgedacht. Gemeinsames Osterbasteln vor dem Bildschirm. Das dazu nötige Rüstzeug zum Basteln und Naschen kam in einem Paket mit der Post.

"Für die Kleinen war es ein Riesenspaß", so Nadine Heim. Kosten fielen nur für das Material an. Denn fürs Virtuelle will man noch keine Gebühren verlangen. "Wenn das mal ein gewisses Maß überschreitet und personelle Kräfte bindet, dann müssen wir noch einmal überlegen", sagt Witzlinger, die als Leitung auch die Zahlen im Blick haben muss.

Freizeitangebote über Einzelbetreuung

Man habe auch versucht, einige Freizeitangebote über Einzelbetreuung zu Hause anzubieten. Das habe aber weniger Resonanz gefunden. "Die Eltern der Kinder sind naturgemäß noch besorgter um ihren Nachwuchs und umso vorsichtiger." Gemischten Erfolg hatte der Versuch, in den Wohnheimen des ASB in Forchheim und der Hoecke-Lauermann-Stiftung in Unterleinleiter Spielenachmittage durchzuführen.

"Das eine Mal klappte es, das andere Mal fiel es ins Wasser", so Franziska Hohe. Am meisten vermissten die Menschen mit Behinderung das gemeinsame Erlebnis.

Derzeit sammeln die Mitarbeiterinnen noch Ideen

Derzeit sammeln die OBA-Mitarbeiterinnen noch Ideen. Eine davon ist das gemeinsame Online-Kochen oder Backen. "Da steht dann jeder in seiner eigenen Küche", so Nadine Heim. Und vorübergehend nicht wie zum Beispiel bislang im Bürgerzentrum-Mehrgenerationenhaus in Forchheim-Nord. "Da haben wir freitags gebacken und samstags die Ergebnisse beim Café Mittendrin aufgetischt." Auch ein Frühlingspaket mit Saatgut, ein Online-Brunch und Online-Lesestunden für Kinder schwirren durch die Köpfe.

Die Online-Aktivitäten sieht Witzlinger pragmatisch als Ersatz. "Wenn die analogen Treffen wieder erlaubt sein sind, werden sie natürlich wieder in gewohntem Umfang stattfinden. Wir können dann aber jederzeit im Falle neuer Beschränkungen auf einige funktionierende digitale Angebote zurückgreifen." Man könne sich außerdem vorstellen, den Online-Stammtisch fortzuführen.

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