Sollenberg: Geht der schlaue Fuchs um?

19.5.2020, 17:10 Uhr
Sollenberg: Geht der schlaue Fuchs um?

© Foto: Petra Malbrich

Die betroffenen Hasenhalter dachten zunächst an einen Dieb aus dem Tierreich. Und doch spricht einiges dagegen.

Alleine das Wort Zwerghase weckt in so manchem Sollenberger eine unschöne Erinnerung. Der Ort ist ringsum von mehreren Wäldchen umgeben. In der Nähe eines der Wälder war vor gut zehn Jahren ein misshandelter Zwerghase gefunden worden. Ihm wurde das Ohr abgeschnitten und die Augen mit Stecknadeln zerstochen. Der Hase lebte noch, konnte durch den Arzt gerettet werden und fristete sein Lebensende auf einem Gnadenhof.

Sollenberg: Geht der schlaue Fuchs um?

© Foto: Petra Malbrich

Nun waren wieder Zwerghasen im Visier eines oder mehrerer unbekannter Diebe. Doch die Fälle unterscheiden sich drastisch voneinander. Vor wenigen Wochen hatte eine Sollenberger Familie vergessen, ihre beiden Zwerghasen abends aus dem Freigehege in den Stall zu bringen. Am nächsten Tag war das Gehege leer. "Wir fanden Fellreste in der Wiese außerhalb des Geheges", erzählt die Frau. Das lässt normalerweise an ein Tier denken, doch hat die Sache einen Haken: "Kein Tier kann in das Gehege eindringen. Das Gitter ist mit Heringen in der Erde verankert. Das Gehege ist geschlossen und das Dachgitter mit einem Riegel gesichert", erklärt die Betroffene.

Sollenberg: Geht der schlaue Fuchs um?

© Foto: Petra Malbrich

Das einzige Tier, das sich unterirdisch Zugang verschaffen könnte, wäre ein Dachs. "Aber der würde typische Kratzspuren hinterlassen", erklärt Hans Derbfuß, der zuständige Jagdrevierleiter. Diese gab es nicht. Keine Spuren, kein Graben. Zusätzlich zur Verankerung des Gitters im Boden sind Steine als Abgrenzung und Sicherung gelegt. "Das lässt eher auf einen Hasendieb schließen", meint Derbfuß.

Immer wieder seien vereinzelt Tierdiebe unterwegs. Solche Einzelfälle, dass Hasen aus den Käfigen geklaut werden, kennt auch die Polizei in Ebermannstadt. In den vergangenen Jahren war jedoch kein Hase bei solchen Meldungen dabei. "Wir haben keine Anzeige erstattet, weil wir keine Beweise haben", erklärt die Sollenbergerin. Ihr Garten grenzt an eine große Wiese, die in ein Waldgebiet übergeht. Somit könnten sich durchaus tierische Diebe anschleichen. Wären die Ungereimtheiten nicht. Doch wer sonst soll es gewesen sein?

In der Corona-Zeit waren nur sehr wenige Wanderer unterwegs. Dort ohnehin nicht, liegen doch die Häuser der betroffenen Familien nur am Rande eines Wanderwegs. Denn der andere Hase wurde in einem Gehege nur zwei Häuser weiter, an einer dichten Heckenreihe mit Wiese und Wald getötet. Das war letztes Wochenende. Nachts um 2.30 Uhr fiel der alleinstehenden Frau ein, dass sie ihren Hasen nicht ins Haus geholt hatte und stand auf, das Versäumte nachzuholen. Das Gehege war in der Nähe der Terrasse aufgestellt. Doch als sie am Gehege ankam, sah sie nur Fellreste liegen.

Das Gitter war mit Erdspuren verschmiert und um gut einen halben Meter verrutscht, sodass die Wurzel im Gehege direkt am Zaun stand, den man damit leicht übersteigen konnte. Außerhalb des Geheges fand die alleinstehende Sollenbergerin dann eine Pfote, wenige Zentimeter weiter entfernt den Blinddarm des Hasen und das Fett aus dessen Kropf. Sie ging ins Haus, um ein Behältnis zu holen, doch zwei Minuten später waren die Tierreste verschwunden.

"Ein Fuchs. Er versteckt sich und holt sich den Rest", sagt Jagdrevierleiter Derbfuß sofort. Die Füchse haben gerade Junge und müssen diese mit Essen versorgen. "Möglicherweise hat ein Kampf stattgefunden", erklärt Derbfuß. Ein Fuchs sei ein sehr schlaues Tier. Er könne durchaus gegen das Gehege gesprungen sein, um es zu verrutschen. Die Wurzel habe ihm den Ausstieg dann erleichtert.

Auch Waschbären dabei

Füchse, Dachse und Waschbären sind gerade in dem unteren Teil von Sollenberg, wo die beiden Familien wohnen, häufig anzutreffen. Auch in Lilling habe sich ein Fuchs schon einen Zwerghasen geschnappt. Die Klugheit eines Fuchses demonstriert Derbfuß anhand eines weiteren Beispiels. Ein Reh setzt immer zwei Kitze. Das scheint auch der Fuchs zu wissen. Er verfolgt unbemerkt das Muttertier und wartet, bis sie ihr erstes Kitz gesetzt hat. Während die Mutter mit dem Baby hundert Meter weiterzieht, um diesem Kitz einen sicheren Platz zu verschaffen, schnappt sich der Fuchs das erste Kitz.

Auch Bernd Kinzel, Beamter der Polizeiinspektion in Ebermannstadt, kennt die Schläue und Wendigkeit des Fuchses aus eigener Erfahrung. Auch bei ihm schaffte es der Fuchs, sich über das Dach durch das Gitter des Hühnergeheges Einlass zu verschaffen. Er tötete die Hühner, biss dem Gockel den Kopf ab, ließ es liegen und verschwand zunächst mit einer Teilbeute, indem er 1,50 Meter in die Höhe sprang, um sich unter dem Dachgitter über das Dach wieder Ausgang zu verschaffen. So spricht zumindest im Fall der Alleinstehenden alles für einen Fuchs, der ihr Zwergkaninchen mitnahm.

Allerdings fand die Frau am anderen Tag auf dem Schutzdach einen Schuhabdruck, der eindeutig einer bestimmten Sportmarke zugeordnet werden kann. "Dann war es doch kein Fuchs. Turnschuhe ziehen sie noch nicht an", meint Derbfuß und bringt die Möglichkeit ins Spiel, dass dieser Abdruck vielleicht schon länger besteht, aber vorher nicht gesehen wurde, weil das Augenmerk nie darauf gerichtet wurde. Bliebe immer noch die Frage, woher die Zigarettenkippen neben dem Gehege des Nichtraucherhaushaltes kamen.

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