Sozialstiftung kauft Praxen

13.5.2009, 00:00 Uhr

«Hochleistungsmedizin ist regional, nicht lokal», sagt dazu Xaver Frauenknecht, Vorstand der Sozialstiftung. Es sei von der Politik gewollt, dass ambulant und stationär immer mehr zusammenwachsen. So werde auch eine flächendeckende Versorgung der Patienten gesichert, betont Frauenknecht im Pressegespräch in der Praxis von Hans-Martin Blümlein.

Der 63-jährige Urologe beteuert, er wolle seine Praxis in gute Hände geben. Doch auf dem Markt habe sich niemand gefunden, der die Praxis adäquat weiterführen wollte. Nun komme über die Sozialstiftung ein zweiter Facharzt mit in die Praxis. Dieser könne in den nächsten drei Jahren, die er, Blümlein, noch arbeite, mit hineinwachsen. Er sei gewillt, seinen Belegarztvertrag mit dem Klinikum Forchheim zu erfüllen, so Blümlein.

Ein lokales medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) sei bisher gescheitert, begründet Wolfgang Scheidler den Verkauf seiner Praxis an die Sozialstiftung. Ein niedergelassener Arzt, der einen Patienten in die Klinik einweise, verliere den Einfluss auf die Behandlung. Durch die Kooperation mit der Sozialstiftung werde für ihn die Beteiligung auch an klinischen Prozessen wieder möglich. Dabei habe auch er Wert darauf gelegt, dass von der neuen Situation seine Zusammenarbeit mit der Klinik Fränkische Schweiz, etwa in der Gedächtnissprechstunde, unberührt bleibe. Und künftig würden in seiner Praxis, die mit zwei Ärzten am Limit arbeite, fünf Neurologen und Psychiater tätig sein.

Drei starke Säulen

Professor Dr. Hans-Joachim Thiel, Chefarzt am Bamberger Klinikum, betont das klare Bekenntnis der Sozialstiftung zur dezentralen Versorgung. «Wir brauchen starke Arztpraxen, starke lokale Kliniken wie Forchheim und Ebermannstadt und eine starke Schwerpunktklinik wie Bamberg.» Dazu, so Thiel, müssten sich alle Beteiligten in der Region an einen Tisch setzen.

Um so bedauerlicher sei es, so Xaver Frauenknecht, dass Landrat und Oberbürgermeister, die Chefs der Kliniken in Forchheim und Ebermannstadt sowie die Ärztevereinigung UGeF ein für gestern beim Ebermannstädter Bürgermeister Franz Josef Kraus anberaumtes Gespräch abgesagt haben. Es sei politisch gewollt, einzelne Facharztpraxen bis 2020 auszutrocknen zugunsten von MVZ. Damit sollen Synergieeffekte erzielt werden. «Wir möchten das regional lösen», so Frauenknecht, und die Politiker, die Kliniken und die UGeF ins Boot holen. DIETER KÖCHEL