Sportlehrerin im Interview : "Wir bleiben am Ball"

16.4.2020, 17:49 Uhr
Sportlehrerin im Interview :

© Foto: Alba Berlin

Frau Knauer, fällt der Schulsport angesichts von Covid-19 unter den Tisch?

Bei mir ganz gewiss nicht, und ich weiß, dass viele Kollegen da ebenso am Ball bleiben, auch wenn es kein offizielles Konzept dafür gibt.

 

Wie sieht das bei Ihnen ganz konkret aus?

Am Anfang hatten wir ja die Schul-Plattform Mebis, die gleich gehackt wurde. Seither bin ich mit meinen Viertklässlern (Anmerkung der Red.: Frau Knauer ist auch deren Klassleiterin) per Mail im Kontakt. Ich verschicke Tagespläne, und an Tagen, an denen wir normalerweise Sportunterricht haben, gibt es von mir auch immer dafür Anregungen. Zum Glück haben wir im ländlichen Raum noch viele Schüler, die einen Hof oder Garten nutzen können, und sich sowieso gerne bewegen.

 

Was gibt es da beispielsweise für Aufgaben?

Das ist natürlich keine Pflicht, aber beispielsweise haben wir im normalen Unterricht solche Herausforderungen wie die Zehner-Probe, bei der die Kinder versuchen, einen Ball gegen die Wand zu werfen und möglichst zehnmal in Folge auch wieder zu fangen. Oder Seilspringen, das wir im Schulunterricht auch schon gemacht haben. Zu den einzelnen Übungen schicke ich auch Bilder als Anleitung mit. Dann heißt die Aufgabe: Wie viele Sprünge schaffst Du?

 

Sportlehrerin im Interview :

© Foto: privat

Und machen alle mit?

(Lacht) Das ist wie in der Schule. Manche kannst du richtig anzünden, die schicken mir dann Fotos oder Videos ihrer Kunststücke auf dem Trampolin im Garten. Andere dagegen sitzen lieber am PC und mögen Sport sowieso nicht besonders. Die werden dann auch in dieser Zeit nicht viel für Bewegung übrig haben.

 

Wie kann man die Kinder sonst noch motivieren?

Ich entdecke immer neue, tolle Angebote, die beispielsweise die Basketballer von Alba Berlin, der Bayerische Handballverband oder die Fußball-Bundesligavereine im Internet präsentieren. Da verschicke ich die Links. Oder, was ich sehr lobenswert finde, die lokale Forchheimer Initiative weiter-bewegen, die ich den Kindern ans Herz lege.

 

Wie sind denn die Rückmeldungen?

Überwiegend gut. Besonders lustig fand ich den Kommentar eines Jungen zum Online-Trainingsprogramm von lba Berlin, Das fand er nämlich "ganz schön anstrengend. Da musste ich hingucken, nachmachen und zuhören". Ich habe ihm geantwortet, dass das eigentlich wie bei mir im Sportunterricht sei. Auf jeden Fall habe ich eine rege Korrespondenz mit den Kindern.

 

Sehen Sie auch Probleme?

Natürlich hat nicht jeder den Platz für Sport im Elternhaus. Und nicht jeder hat einen Computer oder ein Laptop oder ein Handy. Aber es gibt auch ganz andere Engpässe. Besonders berührend fand ich den Fall einer Familie, den mir ein Vater schilderte: Er selbst ist im Home Office und hat 15 Mitarbeiter zu organisieren. Er hat drei Jungs am Gymnasium, der Älteste soll heuer sein Abitur machen. Und die Jüngste ist in meiner vierten Klasse. Alle Lehrer schicken Materialien. Er sei den ganzen Tag am Ausdrucken und die Familie habe schon Pläne aufgestellt, wer wann an die einzelnen Geräte darf. "Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht", hat er mir gesagt.

 

Trotzdem soll der Sport nicht vernachlässigt werden...

...und auch nicht andere Fächer wie Musik, Kunst und Werken. Auch da versuchen wir, Angebote zu schaffen. So sollte es heuer zu den Bamberger Symphonikern gehen, was leider der Corona-Krise zum Opfer gefallen ist. Stattdessen gibt es jetzt Hörbeispiele, für die sich manche Kinder überschwänglich bedankt haben. Alle erreicht man – aus unterschiedlichsten Gründen – damit nicht. Aber das ist im normalen Schulleben nicht anders.

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