Standards vom Band und eine weiße Schraffur

FORCHHEIM - Regelmäßige Lautsprecherdurchsagen und weiß schraffierte Flächen entlang der Bahnsteigkanten sollen ab Frühjahr 2011 für ein bisschen mehr Sicherheit am Forchheimer Bahnhof sorgen. Jubel wollte gestern nicht aufkommen, als Klaus-Dieter Josel, der Bahn-Bevollmächtigte für Bayern, diese Nachricht bestätigte. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Sebastian Körber hatte ihn und weitere DB-Vertreter zu einem Ortstermin eingeladen.

Eine gespenstische Szene: Die Bahnmanager informieren am Gleis1 über die wenigen geplanten Verbesserungen am Forchheimer Bahnhof, hinten rauscht ein ICE am Gleis2 entlang nach Erlangen, die Mutter und die Freundin des Ende Juli von einem Schnellzug dieser Art erfassten und getöteten 24-Jährigen ringen um Fassung.

Gefühle können Vorschriften nichts anhaben: Bahn-Bevollmächtigter Josel erklärt, assistiert von Karl-Heinz Ferstl, dem Chef der bayerischen DB-Bahnhöfe, und von Heribert Krichenbauer von Bahnhofsmanagement in Nürnberg, dass in Forchheim alle vom Eisenbahnbundesamt formulierten Sicherheitsmaßnahmen erfüllt werden. Lautsprecherdurchsagen sind demnach erst vorgeschrieben, wenn Züge den Bahnhof mit mehr als Tempo 160 passieren. Auf die Frage der Freundin des Opfers, wieso dann doch jemand sterben konnte, antwortet Josel lapidar: „Das ermittelt die Staatsanwaltschaft.“

MdB Körber kann den Bahnvertretern wenigstens die Ankündigung entlocken, dass spätestens zur Jahresmitte automatische Bandansagen allgemein auf durchfahrende Züge aufmerksam machen werden. Und dass die Flächen zwischen der weißen Linie und der Bahnsteigkante weiß schraffiert werden, um die Gefahrenzone noch deutlicher hervorzuheben. Für die zyklischen Durchsagen muss erst die Infrastruktur geschaffen werden, denn die Fahrdienstleiter im Stellwerk könnten keine weiteren Hinweise geben, da sie sonst ihre anderen Aufgaben vernachlässigen müssten.

Beim Thema Barrierefreiheit stehen Fortschritte aus, schloss Bürgermeister Franz Streit: Der Einbau eines Treppenplattformlifts, dessen Finanzierung Stadt und Landkreis übernehmen wollen, würde die Fluchtwege einengen. Verbesserungen beim Zugang zu den Bahnsteigen kann es erst geben, wenn die Bahnstrecke zwischen Fürth und Bamberg ausgebaut wird. Die Finanzierung wird nicht vor 2017 stehen.

Bleibt die S-Bahn: Der Hausbahnsteig an Gleis1 wird künftig Rollstuhlfahrern keine Probleme bereiten. Aber: Hier enden und starten nur Züge von und nach Süden, der Durchgangsverkehr findet auf dem Mittelbahnsteig statt.HANS GILLITZER