Stöckach: Rentner am Altar

30.7.2017, 10:00 Uhr
Stöckach: Rentner am Altar

© Foto: Rolf Riedel

Bisweilen kommen Besucher in die Pfarrkirche St. Ägidius im Igensdorfer Ortsteil Stöckach, die neugierig geworden, durch einen Artikel in den Nordbayerischen Nachrichten erleben möchten, dass es in der Messe eine Besonderheit gibt.

Das sind die Ministranten, die "Diener" die dort ihren Dienst während des Gottesdienstes verrichten. Denn das Wort kommt aus dem Lateinischen, wo "ministrare" übersetzt "dienen" heißt.

Der älteste von ihnen ist Richard Ruppenstein mit fast 81 Jahren, der ebenso wie Wolfgang Riegler (78) seit 50 Jahren diesen Dienst tut. Der dienstälteste von ihnen ist Wolfgang Wokatsch, der in Kürze das 80. Lebensjahr vollendet und seit insgesamt 65 Jahren als Ministrant dem Pfarrer zur Seite steht. Siegfried Utz (71) und Harald Jobst (56) vervollständigen das Team.

Das Besondere an den fünf Kirchenmännern ist, dass bis auf Richard Ruppenstein alle schon einmal mit dem Ministrieren nach der Erstkommunion begonnen hatten. Bei ihm war es der von 1966 bis 1969 in St. Ägidius amtierende Pfarrer Werner Buckenleib, der im Jahr 1967 den Anstoß dazu gegeben hatte. Ruppenstein erzählt, dass er seinerzeit gerade 31 Jahre gewesen sei, als der Pfarrer in Anspielung auf die Urkirche, davon gesprochen habe, dass auch schon Ältere den Ministrantendienst ausüben sollten: "Schließlich waren die Jünger Jesu und die Apostel auch schon alles Männer im besten Alter."

Wenn man den Herren beim Umziehen zusieht, erstaunt es schon wie routiniert und schnell das erledigt wird. Da wird ein schwarzes Untergewand in Form eines weiten Rockes um die Taille gebunden, dann kommt ein schwarzer Kragen dazu und darüber das weiße Chorhemd. Bei besonderen Festtagen, so wird man von den Herren aufgeklärt, kann das Untergewand auch Rot sein, es richtet sich auch nach dem Gewand des Pfarrers, welcher Kragen dazu getragen wird.

St. Ägidius gehört zum Seelsorgebereich Eckenhaid – Stöckach – Forth – Weißenohe, hat keinen eigenen Pfarrer mehr, die Gottesdienste halten die von Weißenohe kommenden Pfarrer Andreas Hornung und Pater Jimmy.

Wolfgang Riegler kann seine Sorge nicht verhehlen, dass es spätestens in zwei Jahren die St. Ägidiuskirche als Gottesdienstkirche gar nicht mehr geben wird. "Wenn Pater Jimmy nach Indien zurückkehren muss, dann wird es unsere Kirche nur noch als Anlass-Kirche für Hochzeiten, Taufen und anderen kirchlichen Anlässen geben", so der Senior. Auf alle Fälle aber wollen die betagten Herren noch so lange durchhalten, um dem Pfarrer vor dem Altar Hilfestellung und dem Gottesdienst einen festlichen Rahmen zu geben.

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