Thurn: Schwalben der Nacht

3.9.2019, 09:46 Uhr
Thurn: Schwalben der Nacht

© Chiara Riedel

"Ihr müsst keine Angst haben. Die Fledermäuse haben zwar Zähne, aber das sind keine Vampire", sagte Friedrich Oehme, der BN-Fledermausexperte. Er führte durch den Abend und erzählte die Geschichte der kleinen Fledermaus, die einmal bei ihm ins Haus hineinflog. Gemeinsam mit seiner Frau päppelte er sie wieder auf. Rund 50 Kinder und ihre Eltern lauschten den Geschichten der Ehrenamtlichen.

Die Kinder, die als Fledermaus verkleidet kamen, erhielten als Überraschung einen Gutschein zum Eintritt ins Schloss. Die Schlossherrin selbst teilte sich als Kind ihr zu Hause mit 340 Fledermäusen. Ihr ist es ein besonderes Anliegen, über diese schützenswerten Tiere zu informieren, die nur mit Hilfe der Menschen überleben können. Sie brauchen Lebensräume, zum Beispiel den Dachboden, in dem sie leben darf. Die Fledermäuse ernähren sich von Insekten, die der Mensch durch chemische Spritzmittel tötet. Ein Blumengarten und Fledermauskästen können dem Tier helfen. Nach den Vorträgen konnten die Kinder die Welt der Fledermäuse spielerisch erkunden.

Doch die Hauptattraktion neben Basteln, Spielen und Büchern waren Stefan und Timo – zwei echte lebendige Fledermäuse. Die kleine Zwergfledermaus und der Abendsegler stammen aus der "Fledermaus-Aufpeppel-Station" von "Ziehmutter" und Fledermausschützerin Jana Stepanek aus dem Landkreis Erlangen Höchstadt. Stepanek kümmert sich seit 29 Jahren ehrenamtlich um verletzte Fledermäuse. Oft werden die sogenannten Schwalben der Nacht zu Katzenopfer so wie Stefan, die Zwergfledermaus.

Ziel sei es die verletzten Tiere zu versorgen und wenn möglich sie wieder auszuwildern. Dieses Jahr wird Stepanek noch 15 Fledermäuse in die Freiheit entlassen. Die Kinder waren so fasziniert von den Fledermäusen, dass sie ganz nah heranwollten. Die Fledermauspflegerin passte auf ihre Zöglinge auf und gab Timo, der aufgrund eines fehlenden Flügels nicht mehr ausgewildert werden kann, Schutz unter ihrem T-Shirt. Das ist nicht üblich bei den Pflegetieren, aber Timo ist bereits seit fünf Jahren in Stepaneks Obhut.

Besonders gern futtert er Mehlwürmer, bis zu 60 Stück an einem Tag. "Ihm geht es gut, auch mit nur einem Flügel krabbelt er durch die Station und versteht sich mit den Pflegefledermäusen", sagt die Tierschützerin. So haben die Kinder Fledermäuse noch nie gesehen. Auch die Eltern waren begeistert und machten fleißig Fotos.

Thurn: Schwalben der Nacht

© Chiara Riedel

Ein paar mutige Freiwillige durften dann die scheuen Tiere mit Mehlwürmern füttern. "Es war komisch die Fledermaus zu füttern. Die hat auch ganz laut geschmatzt", sagte Bernhard aus Hausen. Der Siebenjährige ist sich sicher, wenn er einmal groß ist, will er mit Tieren arbeiten und sich um sie kümmern. Auch Kristian aus Meckendorf wollte unbedingt zur Fledermausnacht. "Ich habe sogar eine Fledermaus als Kuscheltier", sagte der Sechsjährige, der interessiert die ausgelegten Bücher studierte. Denn über die Tiere gab es einiges zu erfahren.

Es gibt Fledermäuse von A bis Z, nämlich von A wie Abendsegler bis Z wie Zwergfledermaus. "Sie fliegen mit den Händen und klettern mit den Daumen und sehen mit den Ohren", erläuterte der Experte. "Was die Vögel am Tag machen, tun die Fledermäuse nachts, sie jagen Insekten", so Oehme weiter.

Zu späterer Stunde erläuterte der Fledermausforscher aus Heroldsbach den von ihm entwickelten "Bat-Detektor", mit dem man die Laute der umherfliegenden Fledermäuse hörbar machen konnte. Gehört haben die Besucher an diesem Abend einiges, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Familie von Bentzel, denen der Erlebnispark gehört, eine ganze Fledermauskolonie im Schloss beheimatet. Mit Unterstützung der Oberfranken Stiftung, dem Bayerischen Naturschutzfonds und der Gemeinde Heroldsbach wurde ein Informationszentrum geschaffen, welches einzigartig für Bayern ist. Kostenlos ist die Erlebniswelt, die über die seit Jahren im Dachboden lebenden 300 Fledermäuse informiert.

Thurn: Schwalben der Nacht

© Chiara Riedel

Die alljährliche Fledermausnacht ist ein Ableger der Europäischen "Batnight", die seit über 15 Jahren den Höhepunkt eines Fledermausjahres darstellt und bei dem Besucher wie in Heroldsbach in die geheimnisvolle Welt der Fledermäuse eintauchen können. Marie, acht Jahre alt aus Forchheim verlässt das Gelände mit neuen Erkenntnissen: "Ich habe heute zum ersten Mal Fledermäuse so nah gesehen, dass war einfach spitze."

CHIARA RIEDEL

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