Tourismus reloaded: Wirte der Fränkischen Schweiz sind bereit

21.5.2021, 12:00 Uhr
Tourismus reloaded: Wirte der Fränkischen Schweiz sind bereit

© Annika Falk-Claußen

Die Bewirtung der Gäste ist in der Fränkischen, die eigentlich berühmt für ihre gute Küche ist, nicht so einfach. Franziska Bruckmayer betreibt mit dem Hotel Schwan in Pottenstein etwa nur ein Frühstückshotel mit 26 Zimmern. Jetzt hat sie sich mit ihrer Tochter extra eine Speisekarte für die Hausgäste überlegt. 

Denn solange nur die Außengastronomie geöffnet ist und das Wetter nicht besser wird, müssen eigene Alternativen her. „Für unsere Hausgäste bieten wir immer drei Gerichte zur Wahl an“, so Bruckmayer, unter deren Pfingstgästen viele Genesene oder doppelt Geimpfte sind. Sie habe viele Anfragen erhalten, viele Stammgäste reisen an. „Manche schreckt das Testen aber auch ab“, so Bruckmayer, die sich freut, dass die Bergwacht im Bürgerhaus jetzt zumindest zwei Mal pro Woche Tests anbietet. 

Alle 48 Stunden ein Test

Da sich Touristen nach ihrer Ankunft alle 48 Stunden testen müssen, müssen an den weiteren Tagen Selbsttests unter Aufsicht der Gastgeber organisiert werden oder die Gäste müssen ins benachbarte Gößweinstein fahren.

Franziska Bruckmayer hofft auf ebenso verständnisvolle Gäste wie im vergangenen Jahr. „Die Leute waren alle vernünftig, auch wenn wir die Abstände beim Frühstück einhalten mussten, dann haben sich einige bei schönem Wetter in den Innenhof gesetzt oder sind eine Viertelstunde später wieder gekommen“, so Bruckmayer. Eine Attraktion, die das Hotel sonst zu bieten hat, fehlt allerdings: der direkte Zugang zum Hallenbad Juramar, denn das bleibt weiter geschlossen. Auch andere Attraktionen wie die Erlebnismeile Pottenstein oder die Teufelshöhle sind nach wie vor geschlossen. 

Franziskas Schwager Theo Bruckmayer öffnet am Wochenende seinen Urbräu-Biergarten in Pottenstein wieder. Seine Frau Anna-Maria betreibt Bruckmayers Gästehaus mit elf Zimmern und hat den Vorteil, dass den Hausgästen im Urbräu Essen angeboten werden kann. Für die anderen Gäste darf nur die Außengastronomie geöffnet werden, was die Organisation nicht ganz einfach macht. „Wir freuen uns aber, dass wir überhaupt wieder Gäste sehen dürfen, dass es menschelt, dass wir Gastfreundschaft zeigen dürfen, das gehört ja dazu“, so Theo Bruckmayer, der zuversichtlich ist, dass die Zahlen weiter niedrig bleiben: „Man kann die Abstände im Biergarten gut einhalten, kann die Tische auseinanderziehen und kann sich im Freien gut aufhalten.“ 

Positiv gestimmt ist auch Michael Wirth, der in Egloffstein zwölf Ferienwohnungen und sechs Zimmer hat, die während der Pfingstferien fast komplett belegt sind. In den Ferienwohnungen sind Küchen, die Gäste können sich also selbst was kochen. 

In den Zimmern können sie sich in den umliegenden Gasthöfen Essen holen. Der Frühstücksbereich wurde erweitert, so dass die Abstände eingehalten werden können. Die freie Zeit während der Wintermonate hat Wirth für Renovierungsarbeiten genutzt, hat den Sauna-Wellnessraum neu gefliest, sein Sohn Jonas hat für draußen neue Bänke und Tische gebaut. Im großzügigen Garten mit Burgblick liegt neben einem Spielplatz und vielen Ruhemöglichkeiten auch ein Lagerfeuerplatz, wo bald wieder der Duft von Stockbrot zu riechen sein wird. 

Der Chef der Pension Mühle freut sich, wieder Gäste begrüßen zu dürfen. Die Rückmeldungen seien bislang durchweg positiv: „Die meisten sagen: ,Endlich dürfen wir wieder kommen, wir brauchen dringend Urlaub!‘“ Der Kontakt sei in den vergangenen Tagen und Wochen recht zeitintensiv gewesen, da immer wieder Nachfragen kamen, wann mit Öffnungen zu rechnen sei.

Sich ständig zu informieren und Möglichkeiten zu schaffen, die Auflagen einzuhalten, sorgt bei den Gastgebern für ziemlichen Aufwand. So muss Wirth beachten, dass etwa eine große Ferienwohnung mit sechs Betten und 100 Quadratmetern nur von Menschen eines Haushalts bewohnt wird. „Eine Familie mit Kindern und Großeltern, die nicht in einem Haushalt leben, dürfen diese Wohnung nicht mieten“, so Wirth, der Vorsitzender des Egloffsteiner Tourismusvereins und somit auch Ansprechpartner für viele Kollegen ist. 

Er ist rührig im Ort, will den Touristen etwas bieten und organisiert in den Pfingstferien Felsenkellerführungen (für Kinder und Erwachsene), außerdem zum Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag zwei Mühlenmuseumsführungen. Eine Anmeldung sei empfehlenswert, da die Kontaktdaten erfasst werden müssen. 

Kompliziert machen es den Touristikern die sich immer wieder veränderten Regeln. Während es bislang hieß, die Inzidenzwerte müssten sieben Tage unter 100 liegen, damit die Beherbergungsbetriebe öffnen dürfen, wurde diese Zahl am Mittwoch kurzerhand auf fünf runtergeschraubt – allerdings nur gültig während der Pfingstferien in Bayern. 

Einige offene Fragen

Seit Mittwoch liegt auch das Rahmenkonzept für Beherbergungsbetriebe vor. Darauf hatte Matthias Helldörfer lange gewartet, um präzise Angaben an Gastgeber und Touristen rausgeben zu können.

„Es gibt aber immer noch einige offene Fragen“, sagt der Leiter der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz, der mit seinem Team immer die Zahlen für fünf Landkreise im Blick haben muss, um Fragen der Touristen zu beantworten. Sowohl auf Gast- wie auf Gastgeberseite spüre man große Verunsicherung. Bei den Gastronomen habe er einige erlebt, die wegen zu geringer Zahl an Tischen im Außenbereich gar nicht öffnen. Eine Abfrage unter den Gastwirten, um den Touristen einen Überblick zu geben, sei gar nicht so einfach, da die Außengastro stark vom Wetter abhängig sei, so Helldörfer, der insgesamt optimistisch auf die Saison blickt. 

„Wenn sich die Inzidenzwerte weiter so positiv entwickeln, wird es ziemlich rapide losgehen mit einem ordentlichen Ansturm auf die Fränkische Schweiz“, so Helldörfer, der damit rechnet, dass – wie im vergangenen Jahr – viele Gäste inländische Tourismusregionen bevorzugen, weil die Wege kürzer und die Sprachbarriere niedriger sei. 

Annika Falk-Claußen

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