Trächtige Kamele verhindern Weiterfahrt

17.7.2010, 00:00 Uhr
Trächtige Kamele verhindern Weiterfahrt

© Michael Müller

Kamele campieren auf der Wiese an der Boschstraße vor einem Zelt. Sattelschlepper stehen auf dem riesigen Kiesplatz auf der anderen Straßenseite. Der Zirkus ist in der Stadt. Allerdings eher unfreiwillig.

„Im Mai hat sich der Zirkusdirektor bei uns gemeldet, weil er sein Winterquartier verlassen musste und gefragt, ob er drei Wochen lagern könnte“, erzählt Matthias Gräbner vom Ordnungsamt. Der Zirkus Berlin hatte im vorigen Herbst in Forchheim gastiert, „da lief alles glatt“ (Gräbner), also willigte die Stadt ein und kam dem Zirkus entgegen. Nachdem aus den drei Wochen drei Monate wurden, gerät Gräbner allerdings etwas unter Zugzwang: Für das Annafest benötigt er das Ausstellungsgelände für Parkplätze. Der Zirkus sollte seine Zelte zusammen packen und bis zum 10. Juli weiterziehen.

Doch der Zirkus lagert nach wie vor an seinem Platz. Direktor Bernhard „Eschie“ Lauenburger zeigt auf seine drei Kamele: „Die beiden Stuten aus Russland sind tragend. Die können und dürfen wir bei den Temperaturen nicht transportieren.“ Übernächste Woche sollen sie fohlen, sagt Lauenburger, während er die Tiere kühl abspritzt. Danach soll es wieder los gehen: „Wir werden am 20. August unsere Premiere geben.“ Man habe auch schon für Flohmärkte den Stellplatz kurz geräumt — und kehrte stets zurück. „Wir fallen hier doch keinem zur Last“, sagt der Direktor. An die Vorführung glaubt Gräbner — dem Lauenburger für die Geduld und den Stellplatz dankt — derzeit nicht: „Anscheinend hat der Zirkus nicht das Personal um aufzutreten.“ Deshalb gab es in der langen Standzeit wohl keine Vorführungen.

Die hatte im Norden in der Nähe des Tierheims der Zirkus Bellmondo. „Der hatte ganz regulär für ein Gastspiel angefragt, aber wir konnten ihm die Fläche im Süden nicht anbieten“, so Gräbner. Bellmondo hatte sich dann auf eine Privatfläche „gedrängelt“ und zwischen dem 8. und 11. Juli vier Vorstellungen gegeben. Allerdings kamen nur zu einer Besucher: „Das Wetter, aber auch die Weltmeisterschaft haben die Leute fern gehalten“, sagt Direktor Markus Kaiser am Telefon.

Ruhepause wegen der Hitze

Kaiser weilt schon in Würzburg, wohin sein Zirkus am Sonntag reisen wird. „Wir bauen schon ab, nachdem wir eine Woche Ruhepause wegen der Hitze eingelegt haben“, so Kaiser, der „gerne in den Süden gegangen wäre.“ So blieb nur die Ausweichlösung im Norden, ohne finanziellen Erfolg.

„Mit etwas bösem Willen hätten wir das sogar untersagen können“, sagt Gräbner vom Ordnungsamt, macht aber deutlich, dass man mit den Zirkussen in der Regel kooperiert, zumal „Bußgelder wegen der schwierigen Finanzen meist im Sande verlaufen“.

Gräbner stellt sich auf eine unangenehme Aufgabe ein: Am Wochenende wird er persönlich zum Zirkus Berlin rausfahren müssen, nachdem dieser sich nicht mehr gemeldet hat: „Eigentlich wollten die auch für Unkosten, etwa Strom, aufkommen. Aber ich befürchte, sie könnten derzeit Geld brauchen, um überhaupt weiter zu kommen. So langsam wird das ein wenig prekär.“