Trailsdorf: Umweltminister spricht bei BN-Versammlung

15.4.2019, 06:37 Uhr
Trailsdorf: Umweltminister spricht bei BN-Versammlung

© Sylvia Hubele

Landrat Ulm räumte ein, dass es manchmal Zeit brauche, bis Wege zueinander gefunden werden. Er erwähnte die angstvolle Stimmung der Obstbauern vor längerfristigen Einschränkungen, die dazu führen, dass Streuobstgärten verschwänden — und betonte: "Wir wollen die wertvollen Flächen erhalten."

Umweltminister Glauber berichtete von der Arbeit, die er in seinem Ministerium täglich leistet, um "die Dinge umzusetzen, die im Volksbegehren gedacht waren". Allein an der Landwirtschaft zerren immense Kräfte. So versicherte ihm eine Bäuerin: "Wir wissen nicht, wie unsere Zukunft aussieht", erklärte Glauber. Gut 90 Prozent der Förderung gehen an zehn Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe, die meisten davon in Niederbayern. "Dort ist jede Scholle bis zum Ende durchgeackert", berichtete Glauber. Im Gegensatz zu Franken gebe es dort weder Diversität noch Rückzugsflächen.

Er appellierte an die Landwirte, Vernunft zu bewahren: "Das Schlimmste wäre es, jetzt die Obstbäume umzulegen!" Glauber kündigte an, am kommenden Donnerstag in der Hirtenbachhalle Rede und Antwort zu stehen. Er wolle ein klares Signal setzen, damit die fränkische Kulturlandschaft erhalten bleibt: "Das macht die Besonderheit unserer Heimat aus!" Auch in der extensiv genutzten Obstbauwirtschaft können künftig betriebswirtschaftliche Veränderungen vorgenommen werden, versprach der Minister und wies auf die finanziellen Möglichkeiten von Ausgleichszahlungen hin.

In der dritten Dimension denken

Wie lange es noch dauere, bis ganz Bayern zubetoniert wird, wollte Bernhard Birnfeld in Bezug auf den Flächenfraß vom Umweltminister wissen. Die Verringerung des Flächenfraßes stehe im Koalitionsvertrag, erklärte Glauber und versprach: "Es wird eine klare Ansage zur Reduzierung geben!". Er erläuterte, dass in einigen Dingen einfach anders gedacht werden müsse: "Wir müssen in der dritten Dimension denken" und meinte damit, dass rund um Einkaufsmärkte nicht die dreifache Menge an Parkfläche versiegelt werden könne. Statt dessen solle in die Erde oder die Höhe gebaut werden. Das hatte Glauber auch im Interview mit den Nordbayerischen Nachrichten anlässlich seiner ersten 100 Tage im Amt erläutert.

Ebenso einfach könne Wohnraum geschaffen werden, wenn beispielsweise in den Städten die Traufhöhe der Häuser erhöht, die Dachgeschosse ausgebaut oder sogar um eins erhöht würden. "Hier gilt es, ans Baurecht und Baugesetzbuch zu gehen", verkündete Glauber. Wird der Flächenfraß nicht eingedämmt, befürchtet er ein nächstes Volksbegehren, das ebenso erfolgreich wie das Artenschutzbegehren werden könne.

Ein Zuhörer forderte, die geplante Ostspange "rauszuschmeißen". Glauber betonte, dass er bereits seit 20 Jahren für eine Umgehung Gosbergs kämpfe. Allerdings ist er sich sicher, dass die momentan aufgesetzte vierspurige Lösung "in dieser Form nicht gebaut" wird. "Sie können sich ganz entspannt zurücklehnen", beschied er dem Frager. Statt dessen bevorzuge er eine wesentlich kleinere Lösung, die so nahe an Gosberg liegt, dass ein aktiver Lärmschutz möglich sei.

Glauber ist sicher, dass ein neues Verkehrskonzept auch den öffentlichen Personennahverkehr im ländlichen Raum einschließen müsse: "Der Bundesverkehrswegeplan muss überarbeitet werden, sonst ist der Koalitionsvertrag nicht umsetzbar."

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