Trockenschäden, Krankheiten und Schädlinge: Der Kellerwald leidet

20.7.2019, 09:00 Uhr
Trockenschäden, Krankheiten und Schädlinge: Der Kellerwald leidet

© Foto: Berny Meyer

Trockenschäden. Wie oft Stefan Distler beim Rundgang durch den Forchheimer Kellerwald diese Diagnose stellt, man vermag es nach zwei Stunden nicht mehr zu zählen. Denn der  Klimawandel macht auch vor dem Kellerwald nicht Halt. Seit Mai, das erzählt Stefan Distler, werden Sicherheitsmaßnahmen im Wald durchgeführt, damit Spaziergänger, Gassigeher und Kellergänger auch sicher sind.

Etliche Trockenschäden sind dabei bereits entnommen worden "und es werden Jahr für Jahr mehr". Distler muss es wissen, ist er doch seit mehr als 30 Jahren derjenige, der im Kellerwald quasi jeden Baum mit Namen kennt.

"Bäume im Akkord gefällt"

Gegenüber dem Annafest-Parkplatz sind in den vergangenen Wochen und Monaten Bäume im "Hau-Ruck-Verfahren im Akkord gefällt worden". Nicht ganz einfach sei das gewesen, fahren doch jede Menge Autos auf der Straße in Richtung Bammersdorf und Serlbach und auch jede halbe Stunde der Stadtbus vorbei.

"Den Buchen-Abbau beobachte ich dort nahezu wöchentlich", sagt Distler. Die mächtigen Bäume zu kappen ist dabei allerdings nicht des Rätsels Lösung, die Bäume müssen komplett weg: "Buchenrückschnitt ist wie Wasser in den Kanal schütten", sagt der Fachmann. Zwei ganz elementare Aufgaben habe der Wald zu erfüllen, so Distler: Er sei einerseits Wirtschaftsfaktor — "der Ertrag vom Wald steht im Vordergrund" — aber auch wichtiger Sauerstoff-Spender.

Trockenschäden, Krankheiten und Schädlinge: Der Kellerwald leidet

© Berny Meyer

Doch Distler schaut nicht nur auf den Wald, sondern auch auf Einnahmen und Ausgaben: Der Preisverfall bei Holz sei im freien Fall: "Der Holzmarkt ist kaputt", sagt Distler und rechnet vor: "Früher haben wir 105 Euro für die Fichte bekommen, jetzt sind es 40 Euro." Auch bei Hackschnitzeln macht sich das bemerkbar: Hat man früher 4 Euro für den Kubikmeter bekommen, sind es jetzt gerade mal noch 50 Cent.

Auch für den Laien sind die Trockenschäden unübersehbar, von einst prächtigen Fichten ragen nur noch dürre Skelette in den Himmel. Bei Laubbäumen verlieren die Blätter ihre sattgrüne Farbe und färben sich hell, fangen an sich zu kräuseln: "Wenn’s im Sommer wie im Herbst ausschaut, dann ist’s kaputt", erklärt Distler.

Rinde platzt auf, Bäume sterben langsam ab

Auch am Waldeingang zwischen Winkelreuth und Eichenwald müssen drei "brachiale Buchen", wie Distler erklärt, noch in den nächsten Tagen weichen. Besonders die Bäume, die am Rand stehen, bekommen wie Menschen auch, Sonnenbrand, die Rinde platzt auf, die Bäume sterben langsam ab.  Doch nicht nur die Trockenheit macht Stefan Distler Sorgen: "Jetzt kommen auch noch die Krankheiten dazu", sagt er und zieht eine ernüchternde Bilanz: "Das sind keine guten Zeiten für den Wald." Bereits im Februar hätten sich "Trockenschäden wie sonst im Juni" gezeigt.

Sukzessive müsse der Wald umgebaut werden, Weißtannen, aber auch Douglasien und Eichen sollen sprießen, eventuell auch der Haselbaum. Doch nützt die schönste Pflanzung nichts, wenn der Baum an Trockenheit leidet. "Wir müssen den Pflanzen helfen, dass die Feuchtigkeit auch die Wurzeln erreicht", sagt Distler, damit der Boden gerade für die Neuanpflanzungen "frisch bis feucht" ist. Im Supersommer des vergangenen Jahres hat die Feuerwehr dabei geholfen, den Wald zu bewässern. "Händisch gießen" müsse man ansonsten oder sich über eine "Wald-Bewässerung mit Schläuchen Gedanken machen".

Der Befall durch Eichenprozessionsspinner hingegen sei im Vergleich zu den Vorjahren zurückgegangen, zur Bekämpfung hatte man eine Erlanger Firma beauftragt. Und auch der Borkenkäfer-Befall gehe zurück. Warum das so ist, da kann Distler nur mutmaßen, dass dem fiesen Schädling wohl ein trockener Baum nicht so gut schmeckt.

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