Trockner brummen gegen die Flutfolgen an

19.9.2007, 00:00 Uhr
Trockner brummen gegen die Flutfolgen an

© Ralf Rödel

Die Trockner brummen unaufhörlich - dumpf vibrieren sie im Keller der Familie Schorr. «Nachts können wir nur schlecht schlafen», erzählt Tanja Schorr. Die monotonen Geräusche der Geräte dringen aus dem Keller in die Wohnbereiche, sind auch noch in den Schlafzimmern zu hören.

In der Nacht zum 22. Juli verwandelte sich die Kersbacher Hauptstraße in einen reißenden Strom. Gluckernd lief die Brühe am neugebauten Haus der Schorrs entlang. «Erst dachte ich noch, wir bleiben verschont», erzählt die 33-Jährige. Doch dann fand das Wasser brodelnd seinen Weg in den Keller des Einfamilienhauses. «Das war schon ein Schock.»

Schläuche im Boden

Vier Stunden dauerte es, bis die Einsatzkräfte bei der fünfköpfigen Familie eingetroffen waren und das Wasser abpumpten - jetzt, knapp zwei Monate nach der Flut, kämpfen die Schorrs immer noch mit den Folgen. Tanjas Bruder musste seine Einliegerwohnung im Keller räumen, Fliesen wurden abgeschlagen, jetzt ragen gelbe, geriffelte Schläuche aus dem Estrich. Etwa in einer Woche wird der Boden trocken sein. Die Wände brauchen noch länger.

Auch bei Familie Golega läuft permanent das Entfeuchtungsgerät. Manchmal tropft etwas Wasser aus einem dünnen, roten Schlauch in einen Bottich. Das Hydrometer zeigt inzwischen nur noch um die 30 Prozent Luftfeuchtigkeit an. Doch der Schein trügt. Rainer Vollstädt, Projektleiter für die 260 gespendeten Trockner, inspiziert das Gerät (siehe Kurz gefragt links). Er packt ein gelbes Messgerät aus, hält es an die Decke, dann an den Boden - da wo das Wasser 80 Zentimeter hoch stand.

Die Wand ist noch feucht, gibt das Wasser aber nicht an die Umgebung ab. Die Luft muss sich bewegen, sanft über die Mauer streichen und bei etwa 25 Grad Lufttemperatur die Feuchte aus der Wand transportieren. Klaus Golega ist niedergeschmettert: «Bei unserem Nachbarn ist doch schon alles wieder in Ordnung.» Er wird bestimmt noch ein paar Wochen die Geräte laufen lassen müssen, «der Strom kostet jeden Tag etwa vier Euro».

Dabei hatte die Flut schon genug Schäden angerichtet. Das Auto, das in der Garage geparkt war, ist kaputt, ebenso viele Möbel, die vom Wasser aufgeweicht wurden. Kühlschrank und Waschmaschine haben hingegen die Überschwemmung überstanden, «obwohl sie im Wasser schwammen», erzählt Renate Golega. Die Waschmaschine rumpelt seitdem bei jedem Waschgang.

Nicht nur finanzieller Schaden

Familie Schorr belastet nicht nur der finanzielle Schaden durch die Flut. Viele Mühen haben sie in ihr Eigenheim gesteckt, nun räumen sie immer noch die Flutschäden weg, leiden unter den lauten Luftentfeuchtern. Und der Hitze, die die Trockner verströmen. Drei Mal am Tag muss das Wasser in dem Entfeuchter entleert werden, mehrere tausend Liter haben die Geräte bereits aus Wänden und Boden geholt. «Aber eigentlich dürfen wir uns nicht beschweren», sagt Schorr. «Andere hat es noch schlimmer getroffen.»

Ein Schock war es dennoch, als die Flut in das Haus eindrang. «Das tut schon weh», sagt Schorr. Als es, kurz nach dem Unwetter, ein wieder heftig regnete, «war ich schon sehr nervös», gesteht die 33-Jährige. Nochmal hätte ich das nicht so gut verkraftet.»