Umfrage: Wie lebt Forchheims City mit dem Autolärm?

24.8.2020, 08:00 Uhr
Umfrage: Wie lebt Forchheims City mit dem Autolärm?

© Foto: Birgit Herrnleben

In der Brauerei-Meile zwischen Hebendanz und Neder ist auch bei 32 Grad im Schatten kaum ein freier Stuhl zu bekommen. Man groovt sich schon mal ein ins Wochenende, bei dem einen und auch anderen kühlen Seidla. Ein Pärchen sitzt vor der Neder-Glasfront am Haus, plaudert, lässt den Blick schweifen. Aus Hagenau, erzählen die beiden, sind sie mit dem Rad gekommen. Ob der Autoverkehr sie stört? Da muss die Frau lachen: "Setzen Sie sich mal in Nürnberg in eine Kneipe in der Fürther Straße oder in Gosberg in den Biergarten, dagegen ist das gar nichts." Im Gegenteil: "Wir genießen das hier in Forchheim mit dem Blick aufs Rathaus, das ist so entschleunigt."

Vanille, Erdbeer oder doch lieber Schoko? Vor der Eisdiele Elisa in der Hornschuchallee gibt es noch schnell ein süßes Betthupferl in der Waffel für die Kinder: Nein, der Verkehr störe sie überhaupt nicht, sagt die Mutter, die mit ihren Töchtern an einem der Tische Platz genommen hat. Der Schulweg der Kinder sei viel gefährlicher und verkehrsreicher als so ein Abend in der Stadt. Verkehrsberuhigung oder gar raus mit den Autos der Stadt? Dem entgegnet die Frau mit einer Gegenfrage: "Ja wo sollen denn dann die Autos fahren?"


Kommentar: Gelassen bleiben und Rücksicht nehmen


Mit dem E-Bike ist Andrea Meßbacher in die Stadt gekommen. Sie macht ebenfalls einen kleinen "Gelati-Stop" und "schaut gerne a weng in die Gegend." Der Herr am Nebentisch sagt: "Wenn ich keine Autos sehen will, dann setz ich mich in die Hauptstraße." Außerdem könne man hier so gut die Auto-Poser gucken und das Storchenpaar hoch oben am Kolonnenhaus. Doch die aufgemotzten Karren scheinen an diesem Abend in den Garagen zu stehen oder in den Urlaub verschwunden zu sein, nur das Storchenpaar hört man vor sich hin klappern.

48 mal um den Block

Richtig mediterran geht es bei Feinkost Karnbaum zu: Frutti di Mare landen auf den Tellern, in den Gläsern perlt der Weißwein. Wer nicht reserviert hat, muss wohl hungrig wieder nach Hause gehen. Aus "Erzählungen", erzählt ein Paar, kenne es die Poser-Szene Forchheims. "Meine Kollegin wohnt im neuen Brauhaus-Areal", sagt die Frau, "dort ist neulich abends einer 48 mal um den Block gerauscht".

Und auch in der Klosterstraße, sagt eine Frau am Nebentisch, geben die Autos gerne nachts mal Gas, weil man dort "so schön beschleunigen kann". Die Anwohner beschweren sich regelmäßig darüber, dass dort Tempo 30 nicht eingehalten wird.

Im Biergarten von "Anh & Em" sitzt Silke Spörl mit Freunden zusammen: "Wir können uns in ganz normaler Lautstärke unterhalten", bestätigt sie. Dass hier Autos und die Stadtbusse fahren "nehme ich nur als Hintergrund-Rauschen wahr". Autos raus aus der Stadt? "Das finde ich nicht gut", sagt Spörl, weil sonst die Innenstadt noch mehr an Zulauf verliere. "Irgendwann kannste dann die komplette Stadt zusperren."

Schlange am Strand

Am Stadtstrand stehen mittlerweile die Besucher an, um im Liegestuhl mit Cocktail in der Hand ins Wochenende zu starten. Die meisten sind mit dem Fahrrad gekommen, weswegen auch die "Parkplatz-Suche" eine echte Herausforderung ist. Sämtliche Absperrbügel sind besetzt, man muss schauen, entlang der Gehsteige und Hauswände ein freies Plätzchen für den Drahtesel zu ergattern.

Umfrage: Wie lebt Forchheims City mit dem Autolärm?

© Foto: Birgit Herrnleben

"Ciao bella!", ruft Wirtin Antonella in die Runde, ihre Gäste mit italienischer Herzlichkeit begrüßend. Das Stimmengewirr in dem kleinen Biergärtchen am Säumarkt lässt ein wenig Sehnsucht nach Bella Italia aufkommen, Busfahrer bremsen und winken in den Biergarten hinein. An einem langen Tisch haben sich sechs junge Frauen versammelt, die den Junggesellinnen-Abschied einer Freundin feiern. "She said yes!", steht auf dem kleinen Transparent. Man ist ausgelassen, trinkt Aperol Spritz. "Echt, fahren da Autos?", versetzt eine junge Frau ein wenig süffisant, als wir sie fragen, ob die Autos denn stören. "Die hören wir gar nicht", sagen alle. "Wir haben uns heute Abend ganz bewusst für die Innenstadt entschieden."

Mittlerweile ist es 22 Uhr vorbei – ob die aufgemotzten Tuning-Karren wohl heute Feiertag haben, fragen wir uns schon, schließlich klingen uns die Klagen geplagter Anwohner noch in den Ohren. Dann endlich biegt doch noch ein rosafarbener Renault Twingo um die Ecke, der Fahrer stützt den Arm lässig im Fenster ab und fährt in Schrittgeschwindigkeit zwischen Löhr-Mühle und Waffen-Höhnlein. Michael Jacksons "They don’t really care about us", schallt aus der Box. Könnte ja nicht passender sein, denken wir uns. Die Poser-Szene soll sich an der Alten Wache treffen, hat man uns erzählt: Also, kurz vor 23 Uhr, auf in Richtung Paradeplatz. Autos? Nada, niente, nothing. Bonjour tristesse oder besser gesagt: Bonnuit tristesse. Die Hitze liegt immer noch bleischwer über der Stadt, wahrscheinlich zu heiß, um die Tuning-Karre aus dem Stall zu holen.

4 Kommentare