Urnen-Trend und Baumbestattungen: Was Forchheimer bei den Friedhofsführungen erfahren

21.9.2020, 06:02 Uhr
Bei den Friedhofsführungen in Forchheim geht es auch an den Gräberfeldern für Urnen vorbei. Die Friedhofsverwaltung berichtet von Trends und den verschiedenen Möglichkeiten für Bestattungen.
 
  

© Foto: Pauline Lindner Bei den Friedhofsführungen in Forchheim geht es auch an den Gräberfeldern für Urnen vorbei. Die Friedhofsverwaltung berichtet von Trends und den verschiedenen Möglichkeiten für Bestattungen.  

Ein Toter lebt durch die Erinnerung weiter. Eine Form davon ist die Art der Bestattung, die des Grabplatzes. Ihre Vielfalt hat in den letzten Jahren zugenommen. Die Friedhofsverwaltung der Stadt bietet deshalb eine Palette unterschiedlicher Möglichkeiten an, um den Vorstellungen zu Verstorbenen und ihren Nachkommen gerecht zu werden.

Anlässlich des Tages des Friedhofs am 20. September veranstalteten Grünamtsleiter Herbert Fuchs und seine für Bestattungen zuständigen Mitarbeiter Nicole Schmittlutz und Martin Jung einen Rundgang über den alten und den neuen Friedhof. "Damit niemand in einem Trauerfall überfordert ist, bieten wir künftig alle ein, zwei Monate solche Friedhofsführungen an", erklärte Fuchs.

Trend geht zur Urne

Den überwiegend älteren Teilnehmern legt er nahe, sich zu fragen, wie die Nachkommen mit den Ideen und Wünschen zurechtkommen könnten. Generell sieht er einen Trend zur Urne und zum pflegefreien Grab, was nicht zuletzt der Entfernung zwischen Grabstätte und Wohnort bei vielen Nachkommen geschuldet ist.

Die Stadt Forchheim bemüht sich, den – häufig religiös motivierten – Vorstellungen entgegenzukommen. Deshalb steht muslimischen Familien der für pathologische Untersuchungen vorgehaltene Raum für die rituelle Waschung eines Toten zur Verfügung und ein Friedhofsfeld, bei dem die Gräber nach Osten ausgerichtet sind.

Totenruhe: Wenn Grab oder Urnenplatz nicht mehr geöffnet werden dürfen

Ein wesentlicher Grundsatz ist die Einhaltung der Totenruhe. Und damit ist keineswegs die Ruhe auf dem Friedhof gemeint, sondern dass ein Grab oder Urnenplatz ohne zwingenden Grund nicht mehr geöffnet werden darf. So muss Schmittlutz allen Anfragen nach einer anderen Bestattungsform nach der Beisetzung eine Absage erteilen.

Zwölf Jahre dauert die Ruhefrist für eine Urne; bei Erdbestattungen sind es wegen der Bodenverhältnisse sogar 25 Jahre. Das Gesundheitsamt, so Fuchs, hat die Frist wegen konservierender Lehmschichten für alle Friedhöfe im Stadtgebiet von früher 15 Jahren um zehn Jahre erhöht.

Der Rundgang führte zu den sehr beliebten Urnenstelen und den bepflanzten Feldern der sogenannten teilanonymen Bestattungen zu den Waldgräbern. Nicht nur hier besteht keine Pflicht einen Grabstein zu errichten, erläuterte Fuchs eine weitere Form des anonymen Grabplatzes, gleich ob für Urnen oder Erdbestattungen.

Mittelweg bei Baumbestattungen

Gewünscht werden häufig auch Baumbestattungen. Hier schlägt die Stadt einen Mittelweg ein und erlaubt auch Blumen- und anderen Schmuck um den ausgewählten Baum. Denn wie schon der Blick beim Rundgang zeigt, vielen Menschen ist es ein Bedürfnis, auf das Grab oder an den Bestattungsplatz Gegenstände, die mit dem Toten und damit der Erinnerung an ihn verbunden sind, zu legen. Das reicht von einem Stein mit der Aufschrift "In unseren Herzen lebst du weiter" über Fotos des Verstorbenen bis hin zu einem Miniatur-Fußballshirt des Lieblingsvereins oder dem bunten Luftballon, den wahrscheinlich ein Enkelkind mitgebracht hat.

Im Kern ist da manches nur eine Variante der Grabbeigaben, die bei jahrhundertealten Gräbern die Herzen der Archäologen höher schlagen lassen, erzählen sie doch viel über die Kultur des Bestatteten. Und sie bestätigen, dass die Wurzeln von Bestattungsriten weit in die Frühzeit der Menschheit zurückreichen. Allein schon der Begriff Kolumbarium, wie der überdachte Urnenstandort auf dem alten Friedhof genannt wird: Gebäude mit vielen Bestattungsplätzen in Nischen kannte man in der Antike unter diesem Namen.

Brauch am offenen Grab mit Weihrauch

Es mag zuerst befremdlich erscheinen, wenn sich eine tradititionsorientierte Sintifamilie rauchend um das Grab eines Angehörigen versammelt. Doch dieser Brauch steht in Verbindung mit dem Weihrauch, den ein katholischer Geistlicher über dem offenen Grab schwenkt. Denn hinter beidem steht der Begriff des Rauchopfers, was sehr viele Religionen kennen; beides soll den Verstorbenen ehren.

Für eine Frau, deren Eltern in den 80ern sind, war der Rundgang eine Entscheidungshilfe. Sie will ihren Eltern nahelegen, ihre Urnen im vorhandenen Familiengrab beisetzen zu lassen. Zwölf Jahre sind für sie ein Zeitraum, den sie eher abschätzen kann als ein Vierteljahrhundert, wenn auch sie selbst betagt sein wird. Eine alleinstehende Dame überlegt noch, welcher Urnenplatz es sein soll. Man kann ihn auch zu Lebzeiten kaufen, muss aber gleich die Gebühr für zwölf Jahre zahlen. Im Todesfall wird dann noch die Gebühr fällig für die Jahre, die auf die zwölfjährige Ruhezeit der Urne noch fehlen.

Bestattungsformen: Erdbestattungen, Urnenbestattungen im Erdgrab, teilanonyme Urnengräber, anonyme Urnenbestattung, Urnenstelen, Urnenplatz im Kolumbarium, Urnenbaumbestattung. Auskünfte, insbesondere zu den Grabgebühren, erteilt das Friedhofsbüro in der Haidfeldstraße, Telefon (0 91 91) 714-359 und 714-433.

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