Versicherung zahlt nicht bei Corona-Schließung: Wirte in Fränkischer Schweiz ärgern sich

4.4.2020, 05:53 Uhr
Versicherung zahlt nicht bei Corona-Schließung: Wirte in Fränkischer Schweiz ärgern sich

© Foto: Privat

Eine Sicherheitsfanatikerin ist Bianca Kugler nicht. Der Versicherungsmakler hatte dem Wirtsehepaar vom Gasthof Seitz und dem Elch Bräu in Thuisbrunn eine Betriebsschließungsversicherung mit Seuchenschutz empfohlen. Auch auf den Infektionsschutz wird da verwiesen.

Wenn die Wirtin vom Fünf-Seidla-Steig ihre Versicherungspolice zeigt, dann sieht man, dass da 20 Krankheiten gelistet sind. Die Versicherung greift bei Influenza, Cholera und Typhus, aber auch im Fall von Salmonellen. "Das ist eine Versicherung, die Sinn macht", glaubten die Kuglers und schlossen das vor zwei Jahren bei der Allianz ab, einem der großen Konzerne.

Seit fast drei Wochen geschlossen

Nun ist wegen der Corona-Krise das Gasthaus seit fast drei Wochen geschlossen, der große Biergarten bleibt leer. Dabei würde für das Wirtspaar am 5-Seidla-Steig das Hauptgeschäft erst noch so richtig losgehen. "Im April, Mai und Juni erwirtschaften wir normalerweise die Hälfte des Jahresumsatzes", erklärt Bianca Kugler. Doch seit Corona ist alles anders.

Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. "Wir können nur schwer planen. Wenn das noch länger so geht, wissen wir nicht, wie wir das stemmen sollen", sorgt sich Bianca Kugler. Da wäre das Geld von der Versicherung gut. Doch die Versicherung weigert sich zu zahlen.

"Corona gab es zum Abschlusstermin nicht", erklärt die Versicherte die ihr von der Allianz genannte Begründung für das Nicht-Zahlen. Ähnliche Probleme haben übrigens auch Kuglers Bekannte, die ebenfalls so ein vermeintliches "Rundum- Sorglos-Paket" abgeschlossen hatten.

Dehoga sucht politische Lösung

Wegen solcher Versicherungen haben sich bereits sehr viele Wirte aus allen Regierungsbezirken an den deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Bayern gewendet. "Die Versicherungen nennen die unterschiedlichsten Gründe, um nicht zahlen zu müssen. Corona sei nicht in der Liste aufgeführt, andere Versicherungen sind der Meinung, der Versicherungsschutz greife nur, wenn jemand aus dem Betrieb mit Corona infiziert sei", beschreibt Frank-Ulrich John, der Pressesprecher der Dehoga, die Ausreden der Versicherungen.

Die Dehoga bemüht sich um eine Lösung auf politischer Ebene. "Wir nehmen das sehr ernst, da die Betriebe auf die Unterstützung der Versicherung, in die sie jahrelang eingezahlt haben, angewiesen sind. Jeder Tag bringt sie der Insolvenz näher", erklärt der Dehoga-Vertreter. "Dafür zahlt man die Versicherung", fügt er hinzu.

"Eine solche Versicherung abzuschließen, war sehr vorausschauend", lobt auch Georg Hötzelein. Er ist Vorstand der Dehoga-Kreisstelle Forchheim. Die meisten Gastronomen hätten ältere Versicherungen mit dem gängigen Schutz vor Elementarschäden wie Feuer oder Hagel.

Herausreden geht nicht

Eine Betriebsschließungsversicherung müsste jetzt greifen, unabhängig von Corona. "Corona ist eigentlich egal, denn die Betriebsschließung wurde vom Staat angeordnet. Die Wirte schließen nicht aus Spaß. Da werden sich die Leute auf die Hinterfüße stellen, die Versicherungen können sich nicht herausreden", findet Hötzelein.

Auch Hötzeleins Berg-Gasthof und Hotel in Regensberg sind von der Schließung durch Corona betroffen. Die staatlich angeordnete Betriebsschließung fällt nun einmal in die einnahmestärksten Monate. Mindestens 30 Prozent des Jahresumsatzes werden auch hier in den drei Monaten verdient. "Wenn die Schließung aufgrund einer behördlichen Anordnung erfolgt, ist es egal, wie das Virus heißt", meint Hötzelein. Er vergleicht das Ansinnen an die Versicherung mit einem Unfall. "Es ist jetzt nicht nur ein Unfall, es sind alle aus der Branche betroffen", erklärt Hötzelein.

Online-Verkauf von Whisky

Vor allem aber sieht er die Sorgen der kleineren Betriebe. Das sind in der Fränkischen Schweiz oft Familienbetriebe, mit Angestellten auf 450- Euro-Basis. Diese Mitarbeiter fallen nicht unter die Kurzarbeit. Selbst wenn sie für den Betrieb keine Miete zahlen müssen, die Einnahmen fallen weg. "Das ist ganz schlimm. Wenn sie ein oder zwei Monatsgelder auf der Bank haben, halten sie noch ein wenig durch", sagt Hötzelein. Einige kleinere Einnahmen haben die Wirtsleute Kugler jedenfalls noch durch ihre kleine Brauerei und durch den Onlineverkauf von Whisky.

Außerdem hat sich beim Wirtspaar der Versicherungsmakler gemeldet. Hoffnung blitzt auf, denn die Allianz habe im Februar dieses Jahres den Infektionsschutz um das Coronavirus in der bestehenden Betriebsschließungsversicherung ergänzt.

Versicherung vertröstet

"Da vertrauen wir ihm, dass er dran bleibt", beteuert Kugler. Und Charlotte Gerling, Pressesprecherin der Allianz Deutschland, sagt dazu: "Allgemeinaussagen können wir nicht treffen. Es gibt unterschiedliche Verträge und unterschiedliche Regelungen in den einzelnen Bundesländern".

Es komme darauf an, wie die staatlichen Regelungen aussehen. "Muss der Betrieb komplett schließen oder sind es einschränkende Maßnahmen?" Man müsse die Einzelfälle prüfen, sagt Charlotte Gerling; "es ist eine dynamische Situation. Auch die Kollegen sind am Rödeln".

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