VGN-Tarife: Kreis Forchheim ärgert sich über Nürnbergs Sonderweg

26.2.2021, 06:00 Uhr
VGN-Tarife: Kreis Forchheim ärgert sich über Nürnbergs Sonderweg

© Archivfoto: Beke Maisch

Nach einem zugelassenen Bürgerbegehren und dem voraussichtlich erfolgreichen Bürgerentscheid dazu, hat die Stadt Nürnberg letztes Jahr beschlossen, bis spätestens 2023 ein „365-Euro-Ticket“ im ÖPNV einzuführen – und zwar nicht nur für Schüler und Azubis, sondern für alle. Damit zusammenhängend wünscht sie die Stadt für die Jahre 2021 und 2022 „Nullrunden“ beim Tarif, sprich: keine Erhöhungen der Ticketpreise. 

Allerdings sollen das 365-Euro-Ticket und die Nullrunden nicht im gesamten VGN-Gebiet gelten, sondern vorerst nur für die Tarifzone A, die ganz Nürnberg und wenige Anlieger (wie die Stadt Stein) umfasst. Eine Ausweitung auf die benachbarten Städte und Landkreise, zunächst Fürth, Erlangen und Roth soll hingegen stufenweise erfolgen. 

Das erregt Unmut, gerade bei weiter entfernten VGN-Mitgliedern wie dem Landkreis Forchheim. Und hier wurde nun im Kreis-Mobilitätsausschuss deutliche Kritik laut: von einer „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ war die Rede oder von der Gefahr, dass die übrigen Landkreise bei der Tarifentwicklung „abgehängt“ würden, wenn Nürnberg „Sonderwege“ einschlage. Dabei ist die Frankenmetropole in einer rechtlich-politischen Zwickmühle: einerseits gebunden durch das Bürgerbegehren, andererseits angewiesen auf die Zustimmung des gesamten VGN, denn im Verbund gilt das Prinzip der Einstimmigkeit. 

Letztlich einigten sich die Mitglieder des Mobilitätsausschusses einstimmig auf ein Ja in ihrem Beschluss – mit drei großen Vorbehalten: 

1. Die Stadt Nürnberg kann die gewünschten Nullrunden heuer und 2022 in ihrer Tarifzone A durchziehen, muss aber auch selbst die Kosten für die daraus resultierenden Einnahmeverluste tragen. Zudem der klare Hinweis des Landkreises Forchheim, dass man einer Verlängerung dieses Sonderwegs über 2022 hinaus wohl eine klare Absage erteilen würde und laut Landratsamts-Jurist Frithjof Dier steht 2023 eine Tariferhöhung von 5,5 Prozent im Raum. 

2. Man fordert die stufenweise Einführung des 365-Euro-Tickets nicht nur für Nürnberg und seine Nachbarn, sondern ausdrücklich auf Gesamtebene des VGN

3. Soll die Kreisverwaltung in den weiteren Verhandlungen nachdrücklich auf den bereits Ende 2019 gefassten Beschluss des damaligen Kreis-Verkehrsausschusses pochen, in dem eine grundsätzliche Reform des unübersichtlichen VGN-Tarifsystems gefordert wird.

Gerade bei diesem dritten Punkt betonte Kreisrat Matthias Striebich (Grüne): „Das Tarifsystem, so wie es ist, ist besch...eiden!“ Es dürfe kein „business as usual“ mehr geben. Striebichs Wunsch: „Vier oder fünf Tarifzonen im ganzen VGN-Raum und nicht diese unsägliche, undurchschaubare Struktur, wie wir sie heute haben.“

PHILIPP ROTHENBACHER

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