Vorbildliche Landschaftspflege: In Obertrubach helfen alle mit

15.9.2020, 16:16 Uhr
Vorbildliche Landschaftspflege: In Obertrubach helfen alle mit

© Foto: Thomas Weichert

Die Gemeinde Obertrubach ist eine "Traumgegend zum Wandern", sagt Claus Schwarzmann, der Vorsitzende des Landschaftspflegeverbands. Dies liegt aber nicht nur am herrlichen Trubachtal, sondern auch an den einzigartigen Felshängen in und um die Ortschaft.

Um nicht zu verbuschen, müssen die Felsen allerdings ständig gepflegt werden. Auch bei den Felsfreilegungen und der anschließenden Erhaltung ist Obertrubach geradezu vorbildlich, weil die Waldgenossenschaft und aktive Bürger in enger Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband Forchheim zusammenarbeiten.

Finanzierung aus vielen Töpfen

So zum Beispiel das imposante Felsmassiv "Altarstein" gegenüber der so genannten "Alten Küche". Dort traf sich Landrat Hermann Ulm (CSU) zusammen mit Bürgermeister Markus Grüner, seinem Stellvertreter Bernd Reichel, Gemeinderat Erich Fiedler sowie Vertretern der Naturschutzbehörde und des Landschaftspflegeverbands Oberfranken. Die Abordnung überzeugte sich von dem beispielhaften Projekt der Beweidung mit Burenziegen von Schäfer Georg Distler aus Egloffstein. Bürger aus Obertrubach und anderen Ortsteilen sowie Mitglieder der Waldgenossenschaft waren schon in den letzten Jahren sehr fleißig und befreiten einige Felsmassive und die einmaligen Magerrasenhänge von Buschwerk.

So wurden im letzten Winter beispielsweise die Felsen und Hänge bei der Schöttermühle entbuscht, damit die Felswände schon von weitem in ihrer vollen Pracht sichtbar sind, was vor allem auch das Auge eines Wanderers erfreut. Schwarzmann kündigte für diesen Herbst zudem weitere Maßnahmen an.

Der eingangs erwähnte Altarstein, den seit fünf Wochen die Ziegen von Schäfer Distler abgrasen, soll vom restlichen Gehölzaufwuchs befreit werden. Auch die Ruine Wolfsberg soll noch heuer von Wolfsberger Bürgern entbuscht werden. Wie Schwarzmann erläuterte, sind dies in erster Linie Naturschutzmaßnahmen, um seltene Pflanzen und Tiere der Felslebensräume zu schützen und zu fördern. Dazu gehören Arten wie Mauerblümchen, Küchenschelle, Hauswurz, Wanderfalke und Uhu.

Deshalb werden solche Maßnahmen einerseits über die Regierung von Oberfranken sowie andererseits über die untere Naturschutzbehörde des Freistaates gefördert. Dabei orientieren sich beide Behörden an der Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie. Die Beantragung und Organisation übernimmt der Landschaftspflegeverband unter der Federführung von Geschäftsführer Andreas Niedling. Noch heuer sind für diese Maßnahmen in der Gemeinde Obertrubach über 12 000 Euro eingeplant. Der Fördersatz liegt bei hervorragenden 80 Prozent, die restlichen 20 Prozent teilen sich die Gemeinde und der Landschaftspflegeverband.

Möglich wird dies vor allem aber, weil der Landkreis pro Einwohner einen Euro im Jahr an den Landschaftspflegeverband bezuschusst. Wie Niedling erläuterte, sind die Arbeiten an den steilen Hängen und Felsen sehr gefährlich, weswegen sie teilweise auch mit Seilsicherungen durchgeführt werden müssen.

Die Beweidungsmaßnahmen am Altarstein mit Distlers Burenziegen erwiesen sich als voller Erfolg in der Zurückdrängung des Gehölzes. Die gute Arbeit der Ziegen freute vor allem Bernd Reichel, der die Maßnahme initiiert hatte.

Kaum mehr Schäfer

Inzwischen wurde am Fuße des Altarsteins eine kleine Naturbühne angelegt, die laut Reichel wegen des einmaligen Felsgebildes im Hintergrund sogar die Luisenburg erblassen lässt. Wie Erich Fiedler in seiner Funktion als Jagdpächter erklärte, hätten die Jäger kein Problem mit der Beweidung der Hänge.

Siegfried Weid von der Landschaftspflege Oberfranken liegt die Schäferei besonders am Herzen. Dennoch werden sowohl Schafe als auch Schäfer immer weniger. In Bayern gibt es aktuell noch 6000 Schafhalter mit 200 000 Schafen; nur zwei Prozent davon sind noch Wanderschäfer. In ganz Oberfranken sind es gar nur noch zehn Schafhüter, vier davon in der Fränkischen Schweiz.

Schäfer Georg Distler wundert dies nicht, denn pro Hektar Beweidung bekommt er maximal 470 Euro im Jahr bei sieben Monaten Arbeit. Wenn ein Landwirt mit seinem Traktor in einer Stunde einen Hektar Naturschutzfläche abmäht, bekommt er fast genau so viel vom Staat. "Das passt nicht zusammen", so Distler und erhält dabei Zustimmung von Regierungsvertreter Weid. Auch für ihn sei das viel zu wenig Förderung für einen Schäfer.

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