,Wahnsinn: Auswärts mit 200 Fans‘

30.12.2014, 09:00 Uhr
,Wahnsinn: Auswärts mit 200 Fans‘

© Archivfoto: Horst Linke

Herr Ulbricht, als Aufsteiger belegt die SpVgg Oberfranken Bayreuth zur Winterpause den sechsten Tabellenplatz. Eine Überraschung?

Tobias Ulbricht: Ja und Nein. Der Verein hat sich ja neu aufgestellt und will mittelfristig wenn möglich noch eine Liga höher spielen. Das vorgegebene Saisonziel für das erste Regionalliga-Jahr war ein sicherer Mittelfeldplatz. Mit der Qualität unseres Kaders ist das auch realistisch. Aber wir hatten anfangs Probleme, uns in der Liga zurechtzufinden. Zum Schluss der Vorrunde hatten wir einen Lauf mit fünf Siegen hintereinander, haben dann auch in engen Spielen das nötige Glück gehabt. So ist das eben im Fußball.

 

Wie groß war denn die Umstellung von der Bayern- auf die Regionalliga?

Tobias Ulbricht: Das ist schon noch einmal ein Schritt. Die Liga ist in der Breite ausgeglichener, feste Siege kannst du nicht einmal gegen einen Tabellenletzten einplanen. Dazu haben vor allem die Reservemannschaften der Profiklubs unglaublich gut ausgebildete Spieler in ihren
Reihen. Das Tempo ist noch einen Tick höher als in der Bayernliga und Fehler führen in vielen Fällen direkt zu Gegentoren. Aber nicht nur sportlich ist die Regionalliga eine andere Welt, auch das ganze Drumherum. Wir trainieren unter professionellen Bedingungen viermal die Woche, der Mannschaft steht beispielsweise
jederzeit ein Masseur zur Verfügung. Dazu haben wir in Bayreuth eine
ausgeprägte Fankultur. Wahnsinn, bei Auswärtsspielen waren teilweise über 200 Leute dabei. Wenn du vor der Kurve einen Ball eroberst und
mitbekommst, wie die austicken, das ist unheimlich motivierend und eine tolle Erfahrung.

Was waren aus Ihrer Sicht die Höhepunkte der laufenden Runde?

Tobias Ulbricht: Die Derbys gegen Bamberg und Schweinfurt vor vierstelliger Kulisse waren echte Erlebnisse. Für mich persönlich in Erinnerung geblieben ist auch unser 2:0-Auswärtssieg in Augsburg, als mir das Führungstor gelungen ist. Wegen einer Verletzung habe ich leider das Spiel gegen Bayern München verpasst. Umso mehr freue ich mich auf die Rückrunde und das altehrwürdige Grünwalder Stadion, in dem wir auch schon gegen 1860 gespielt und gewonnen haben.

 

Nach elf Toren in der vergangenen Meistersaison stehen derzeit nur drei Treffer zu Buche. Zufrieden mit der Ausbeute?

Tobias Ulbricht: Natürlich will ich als Stürmer mein Konto nach der Winterpause noch ausbessern, aber verrückt machen lasse ich mich nicht. Ich denke ich habe eine ganz ordentliche Hinrunde gespielt und kann sehr zufrieden sein. Immerhin habe ich einige Tore aufgelegt, das entspricht auch meiner Rolle in unserem Spielsystem. Als alleiniger Stoßstürmer werde ich oft mit dem Rücken zum Tor angespielt und setze dann unsere quirligen Außenbahnflitzer ein. In Forchheim habe ich eher die hängende Spitze gegeben und kam mit dem Ball aus dem Mittelfeld. Ich spiele beide Positionen gerne und versuche mein Bestes für die Mannschaft zu geben.

 

Gibt es noch Kontakt zu den ehemaligen Teamkollegen beim Jahn?

Tobias Ulbricht: Klar. Erst vor zwei Wochen haben wir uns mit ein paar Leuten auf dem Weihnachtsmarkt getroffen und bei einem kleinen Gaudi-Kick in der Halle waren auch welche dabei. Mit den Trainern Michael Hutzler und Christian Michl tausche ich mich regelmäßig aus.

 

Wie ist Platz 5 in der Bayernliga zu bewerten?

Tobias Ulbricht: Ich kann nur meinen Hut ziehen vor der Leistung. Der Jahn hat trotz einiger Abgänge in den letzten Jahren eine Philosophie entwickelt. Die Mannschaft harmoniert, jeder kennt seine Aufgabe. Deshalb ist der konstante Erfolg für mich auch nicht überraschend. Schade, dass ein Aufstieg finanziell nicht möglich ist. Umso beeindruckter bin ich von der mentalen Stärke der Jungs, die sich für jedes Spiel neu motivieren können. Ich hoffe, dass die Mannschaft auch weiterhin so zusammenbleibt.

 

Und wie geht die eigene Karriere weiter?

Tobias Ulbricht: Mein Vertrag in Bayreuth läuft im Juni aus. Ich fühle mich wohl und habe noch Lust auf die Regionalliga. Aber ich weiß noch nicht, wie ich als künftiger Papa Familie, Beruf und den Fußball im neuen Jahr zeitlich unter einen Hut kriege. Darüber mache ich mir über den Jahreswechsel noch meine Gedanken.

 

Ihr Kumpel Oliver Seybold beim Jahn muss sich also keine Sorgen um seine Rückennummer 13 machen?

Tobias Ulbricht: Aufhören ist jedenfalls nicht geplant, ich spiele definitiv noch ein paar Jährchen Fußball. Falls ich noch einmal nach Forchheim zurückkehre, hoffe ich aber natürlich wieder auf meine alte Nummer.

Weitere Hintergrundberichte sowie die aktuellsten Transfermeldungen aus den mittelfränkischen Amateurligen finden sich auf unserem Fußballportal www.fupa.net/mittelfranken

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