Warnstreik: Große Kundgebung in Forchheim

14.10.2020, 12:21 Uhr
Mitarbeiter der Sparkassen, der Stadtverwaltung und dem Landratsamt sowie zahlreiche Erzieherinnen von Forchheimer Kitas streiken auf dem Paradeplatz

© Athina Tsimplostefanaki Mitarbeiter der Sparkassen, der Stadtverwaltung und dem Landratsamt sowie zahlreiche Erzieherinnen von Forchheimer Kitas streiken auf dem Paradeplatz

Busse haben Mitarbeiter der Sparkassen aus Würzburg, Ansbach, Lichtenfels, Kehlheim und anderen Städte nach Forchheim gebracht. Dort standen sie im leichten Nieselregen in Corona-gerechtem Abstand und mit Maske.

Mit  Plakaten forderten die Frauen und Männer mehr Lohn und vor allem "Hände weg von der SSZ". Gemeint ist hier die Sparkassensonderzahlung, die sich seit Jahrzehnten zusammensetzt aus Weihnachts-, Urlaubsgeld und einer Überstundenpauschvergütung, die einst gewährt wurde, um die Lücke zum Gehalt  anderer Banken auszugleichen. Die SSZ mache rund acht Prozent des Gehaltes aus, sei seit 2015 eingefroren und stehe jetzt zur Diskussion, erläuterte Carola Lüker-Asciutti, Personalratsvorsitzende bei der Sparkasse Forchheim, die mit rund 40 Kolleginnen und Kollegen an der Kundgebung auf dem Paradeplatz teilnimmt.

"Wir lassen uns die SSZ nicht nehmen und auch nicht kürzen", machte dann  Alexandra Lobe-Dachauer von der Sparkasse Allgäu auf der Bühne am Paradeplatz  klar und erntete dafür viel Beifall. Wegen der Niedrigzinsphase soll nun diese Vergütung gekürzt oder gestrichen werden, fürchtet sie. Doch so schlecht gehe es den meisten Sparkassen gar nicht, denn gleichzeitig hätte der deutsche Sparkassenverband heuer gute Bilanzen präsentiert. Daher: "Die SSZ ist für uns wichtig und das wollen wir heute auch deutlich zeigen."

Rene Schenk, Azubi-Vertreter bei der Sparkasse Coburg-Lichtenfels, wies noch auf einen weiteren Aspekt hin: "Es geht auch um 100 Euro mehr Lohn für Auszubildende." Der Nachwuchs werde zu schlecht eingruppiert und habe keine Zukunftsperspektiven. Die Azubis müssten übernommen werden, denn "wir brauchen den Nachwuchs", sagte Schenk. Außerdem: "Sparkassenmitarbeiter sollen Bausparverträge und Lebensversicherungen verkaufen, doch wie und von welchem Geld sollen unsere eigenen jungen Mitarbeiter für das Alter vorsorgen?", fragte er in die Runde. Applaus ist ihm sicher.

"Das ist eher eine Unverschämtheit"

Jessica Braun, Personalratssitzende bei der Stadtverwaltung Forchheim, die mit rund 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum Paradeplatz gekommen ist, stellte klar: "Unsere Arbeit muss mehr wertgeschätzt  und entsprechend honoriert werden." Man sei jetzt in der zweiten Tarifrunde und die Arbeitgeber hätten noch nicht einmal ein Angebot vorgelegt, über das man verhandeln könnte, ärgert sie sich. "Gerade nach den letzten Monaten, wo wir in der Pandemie herangeklotzt haben, ist das keine Wertschätzung unserer Arbeit. Das ist eher eine Unverschämtheit", findet Braun.  Die enorme Mehrarbeit in der Corona-Krise müsse sich für Erzieherinnen, aber auch für Reinigungskräfte und für Straßenreiniger auszahlen. Daher: "Mehr Lohn und mehr Wertschätzung."

Es gehe auch um Mitarbeiterwerbung. "Für das aktuell gezahlte Gehalt will doch keiner zu uns kommen. Da muss sich endlich was tun", so Braun. "Politiker klatschen Beifall für unsere Arbeit, aber wenn es hart auf hart kommt, lassen sie uns im Regen stehen." Statt Sonntagsreden, sollten die Arbeitgeberverbände lieber ein ordentliches Tarifangebot vorlegen.

Das meint auch Monika Kaiser, Leiterin des Forchheimer  Gerhardinger Kinderhauses. "Wir wollen mehr Anerkennung, mehr Geld und bessere Rahmenbedingungen für unsere Arbeit", führte sie aus. Sie ist mit sieben Mitarbeiterinnen zur Kundgebung auf den Paradeplatz gekommen. 14 Kolleginnen würden in der Kita arbeiten, damit die Eltern nicht schon wieder einen Schließtag zu managen hätten, erklärte sie. In der Corona-Zeit sei die Kita immer geöffnet gewesen, doch nur Applaus dafür reiche nicht, das müsse sich auch in Form von mehr Geld niederschlagen. 

Unterstützt wurden die Streikenden von Manfred Böhm von der katholischen Betriebsseelsorge. "Beim Thema Lohn geht es auch um Wertschätzung der Arbeit: Geklatsche allein reicht nicht, wir wollen unseren fairen Anteil." Er wünschte den Streik-Teilnehmern "Mut, Durchhaltevermögen und am Ende ein gutes Ergebnis".

 "Wir sind ordentlich viel Leut", freute sich Michael Brönner, ver.di- Gewerkschaftssekretär für die Sparkassen Bayern, über die rund 200 Streik-Teilnehmer. Nach einer Laola-Welle im Nieselregen  machten sich die Streikenden auf durch die Klosterstraße zur Hauptstelle der Sparkasse Forchheim, um dort ihren Forderungen noch einmal Nachdruck zu verleihen.  Mit der Abschlusskundgebung später auf dem Paradeplatz ging die Streikaktion zu Ende.  

MARIA DÄUMLER

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