„Was die können, kann ich allemal“

15.8.2014, 12:00 Uhr
„Was die können, kann ich allemal“

© privat

Als Kind kommt Alfred Schmitt kaum mit Sport in Berührung, er wächst auf einem Bauernhof in Dormitz auf. Erst bei der Bundeswehr beschäftigt er sich notgedrungen mit seiner Fitness, beginnt mit dem Joggen und begnügt sich zumeist mit der 5000-m-Distanz. Mit 25 macht es jedoch Klick – er verwandelt sich in einen Jünger des mittlerweile stetig wachsenden Sektors Ausdauersport.

„Bekannte haben von ihren Marathonläufen erzählt. Und ich dachte mir: Was die können, habe ich allemal auch drauf“, erklärt Schmitt. Freilich hängen die den Neuling erst einmal gehörig ab, erwecken damit aber noch mehr Ehrgeiz in ihm. Bei der LG Erlangen trainiert er beispielsweise an der Seite von Michael Cipura, Mitorganisator des Fränkische-SchweizMarathon, nimmt an Läufen in Berlin oder Hamburg teil. Alfred Schmitt verbessert sich auf der 42-km-Distanz innerhalb von fünf Jahren um eine Stunde, stellt im Alter von 30 Jahren in 2:40 Stunden seinen persönlichen Rekord auf. Beim TV 48 Erlangen schnuppert er in den Triathlon herein, kapituliert aber vor dem enormen Trainingsaufwand.

Comeback nach Pause

Als Schmitt Vater wird und der Hausbau ansteht, zieht er sich für zehn Jahre komplett aus dem Sport zurück. Nach der Unterbrechung gehört er zu den Initiatoren der Sportgruppe Neunkirchen, findet seither — „auch, weil ich nie mehr so in Form gekommen bin wie mit Anfang 30“ — immer größeren Gefallen daran, andere zur Teilnahme an verschiedenen Laufveranstaltungen zu animieren. Perfekt für dieses Vorhaben bietet sich seit dem Jahr 2000 der vom Forchheimer Landratsamt organisierte Marathon vor der eigenen Haustüre an. „Ich bin immer in dieser Region hängen geblieben und gehe gerne Wandern oder Radfahren in der Fränkischen. Da ist es etwas Besonderes, einmal im Jahr beim Marathon das Wiesenttal entlang zu laufen und den Blick auf die Burg Neideck zu genießen“, sagt der heute 55-Jährige.

Anstatt weitere persönliche Bestzeiten anzustreben, weiß er nun ein gutes Mannschaftsergebnis zu schätzen und ist stolz auf den mehrfachen Gewinn der Teamwertung mit der SG. Selbst eine gebrochene Hüfte vier Monate vor dem Marathon verhinderte die Teilnahme nicht. „Damit bin ich 3:30 Stunden gelaufen, mit der Zeit wäre ich dieses Jahr zufrieden“, sagt Schmitt vor seinem 15. Start in Folge. Das Trainingspensum hat er auf zwei bis drei Einheiten pro Woche heruntergefahren. Dass es in den Hochzeiten einmal fünf bis sechs über Distanzen von bis zu 30km waren, bezeichnet der Neunkirchener als „Raubbau am eigenen Körper. Ich laufe lieber etwas langsamer, dafür immer noch, wenn ich 70 oder 80 bin.“

Zwei Bier am Vorabend

In den verbleibenden Tagen bis zum autofreien Sonntag will Schmitt auch bei seinen Arbeitskollegen von Siemens in Forchheim die Werbetrommel rühren: „Ich freue mich nicht nur über die, die beim Marathon mitlaufen, sondern auch über jeden, der an der Strecke steht. Dieser Tag ist einfach ein Erlebnis.“ Und er beginnt schon bei der Startnummernausgabe am Tag davor. Schmitt: „Ich fahre nach Ebermannstadt, quatsche mit Weggefährten aus den früheren Jahren und schlendere noch ein bisschen durch die Stadt. Abends dürfen es auch noch zwei Bierchen sein.“ Der Renntag beginnt dann um 6 Uhr mit einem Marmeladen-Brötchen, erst kurz vor dem Start gibt es noch eine Banane und einen kräftigen Schluck zu trinken.

Zu seinem 15. Jubiläum hat sich der 55-jährige Dauerteilnehmer vorgenommen, beim Auftakt in vorderster Front zu stehen. „Ich freue mich schon auf die Gesichter, wenn ich in die Runde frage: Was muss ich hier laufen, um zu gewinnen?“

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