Was unbeachtet am Weg liegt, findet hier Beachtung

17.8.2010, 00:00 Uhr
Was unbeachtet am Weg liegt, findet hier Beachtung

© André de Geare

Im ehemaligen "Hauscafé" in Forchheim dürfen "ab sofort junge Künstler ihre Werke präsentieren," so Inhaberin Birgit Moller. Die Auswahl aus dem Schaffen des Fotokurses unter Leitung des Kunstlehrers Eduard Giessegis traf die Hausherrin bei der Premiere selbst. "Was sonst unbeachtet am Wegesrand liegt, was wir kaum oder gar nicht wahrnehmen, das soll hier mehr Beachtung finden." Um Detailbeobachtung geht es Hannah-Lea Horn mit ihrem Einblick in den Kellerwald oder Corinna Lang, die ein Erdbeer-Tomaten-Stillleben auf das Papier gebannt hat. "Das passt sehr gut zu meiner Tomatensuppe", so Birgit Moller, selbst ehemalige Berufsfotografin. Dem Besonderen im Alltäglichen ist hingegen Ronja Behr-Welsch mit ihrer Komposition "Coladose an Kippen" auf der Spur. Mit einer Mischung aus Schwarzweiß- und Farbfotografie experimentiert Caroline Oberg bei ihrer Studie zur Bewegung und maskiert dabei Züge.

Scharfes Bild mit Chili

Kunstvolle Blüten jenseits des Schnappschusses interessieren Tim Weigand, eine Momentaufnahme mit Saxofon Larissa Dirk. Die Natur, und was wir daraus machen, hat Svenja Mühlisch zu einer witzigen Bearbeitung inspiriert. Chili-Schoten und eine Tabasco-Flasche spielen dabei die Hauptrollen. Alltagsgegenstände und bekannte Ansichten aus Forchheim und der Umgebung darf der Beobachter entschlüsseln, denn die Nahaufnahmen und Ausschnitte machen die Identifizierung nicht immer leicht. Die Blicke suchen dabei unbewusst ein Triptychon, das Saskia Ottis beim erholsamen "Ur-Laub" im Wald zeigt. Die Zeit angehalten hat Kira Kaufhold mit ihrer Pausen-Serie, während Lisa Schlund dem Ahorn ganz nahe auf das Blatt gerückt ist. Schärfentiefe, Lichtführung und Kontrastverhältnisse haben die angehenden Abiturienten zu beachten. Ein bekanntes Motiv sieht man in den Aufnahmen Johanna Schmitts. Bizarre Höhlen und Felsen aus der Fränkischen Schweiz faszinieren mit ihrem Formenreichtum. Als Kontrast darf Anne Huberts Opa sich in der Ecke einen Espresso genehmigen. Fast als wäre der ältere Herr wirklich in Birgits Vintage und ließe es sich gut gehen. Eva Böhm nutzt die Natur am Ochsenklavier als Kulisse, um sich der Bewegung des Wassers anzunehmen.

Kaum bekleidet

Eine sehenswerte kleine Ausstellung, die man am besten mit anregenden kulinarischen Genüssen verbindet. Beim Verlassen von Birgits Vintage fallen noch zwei Karnevals-Fotos ins Auge. Schöne Männer und Frauen in kaum bekleidetem Zustand. "Da wollte ich auch mal was für mich tun", schmunzelt Hausherrin Birgit Moller. UDO GÜLDNER

Die Ausstellung in der Apothekenstraße 17 ist bis zum 31. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten Mo-Fr 10-19 Uhr, Sa 10-15 Uhr.