Dauerregen sorgt für hohen Pegelstand

Wasser im Aischgrund steigt: Anwohner beobachten die Lage kritisch

4.1.2022, 16:50 Uhr
 Wasser im Aischgrund steigt: Anwohner beobachten die Lage kritisch

© Athina Tsimplostefanaki

Es regnet unaufhörlich. Für die Laufer Mühle an der Aisch gilt Meldestufe 2, der Wasserstand liegt nachmittags bei 432 Zentimeter. Im Juli 2021 lag der Pegel hier bei über 6,10 Meter. Damals stand im unteren Aischgrund vor allem Hallerndorf unter Wasser, viele Keller waren geflutet. Heute steht Christine Lotze gerade am Balkon und betrachtet die Aisch. Sie wohnt im Haus ihrer Tante Elvira Maxwell, das in Hallerndorf direkt am Fluss steht.

"Wahnsinniges Glück gehabt"

Im Sommer 2021 war hier der Hof geflutet, der Keller und die Garage standen unter Wasser. Die Schäden vom Sommer wirken noch nach: Der Boden im Keller sei immer noch feucht, die Wände werden langsam trocken. "Wir haben damals wahnsinniges Glück gehabt", sagt Christine Lotze heute. "Einen Zentimeter mehr und dann wäre damals das Wasser ins Erdgeschoss gelaufen und alle Elektrogeräte wären kaputt gewesen."

 Wasser im Aischgrund steigt: Anwohner beobachten die Lage kritisch

© Athina Tsimplostefanaki

Hätte die Feuerwehr damals nicht so fleißig das Wasser weggepumpt, wären die Schäden viel größer gewesen. Daher sei sie heute noch so dankbar für die enorme Hilfsbereitschaft aller. "Das war toll, wie das alles geklappt hat. Wir haben Hilfe von allen Seiten erhalten und auch die Gemeinde hat schnell reagiert", erzählt Christine Lotze.

"Keine Panik"

Trotz des Hochwassers im Sommer wirkt sie heute fast entspannt. "Natürlich beobachten wir im Internet den Pegelstand und schauen alle paar Stunden drauf." Wenn das Wasser weiter steigt, dann räumen wir halt ein paar Sachen und das trockene Holz hoch", zeigt sie sich gelassen. "Panik hab ich aber keine", sagt sie. "Wir sind das ja gewöhnt."

Auf der anderen Seite der Brücke wohnt die Familie Held, die das Hochwasser m Juli 2021 ebenfalls getroffen hat. "Freilich sind wir angespannt", gesteht Peter Held angesichts des aktuell heftigen Dauerregens. "Die Böden sind vollgesogen, da muss man schauen, wie sich die nächsten Tage entwickeln", erläutert er.

 Wasser im Aischgrund steigt: Anwohner beobachten die Lage kritisch

© Athina Tsimplostefanaki

Erst die Tage hat Peter Hild wieder Schäden vom letzten Hochwasser repariert. Die Außentreppe hatte sich so abgesenkt, dass die Haustüre nicht mehr richtig zuging. "Das hab ich jetzt beseitigt." Auch den Boden in der Werkstatt, der völlig durchgeweicht war, hat er inzwischen ausgetauscht, im Keller, der voll Wasser gelaufen war, wird das Mauerwerk immer noch getrocknet. Über die Schadenshöhe könne er nicht viel sagen. "Ich hab fast alles selbst repariert", sagt der Rentner.

Haus Hochwasserfest gemacht

An seinem Haus hat er inzwischen selbst Hochwasserschutz angebracht. An den Balkon- und Gartentüren hat er Schienensysteme angebracht, in denen er im Falle von Hochwasser wasserdichte Bretter einhängen könnte, die die Fluten weghalten könnten, so hofft er.

"Wir müssen jetzt halt schauen, wie es weiter geht." Die Gemeinde und die zuständigen Behörden wie Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt hätten sich wohl zusammengesetzt, um über Hochwassermaßnahmen zu beraten, weiß er.

Büsche schneiden

Jetzt sollen die Büsche an der Aisch rausgemacht, die Bäume zurückgeschnitten und der Aischstrand, der vor ihrer Haustüre liegt, soll ausgebaggert werden. Früher, so erzählt Peter Hild weiter, habe das das Wasserwirtschaftsamt alle drei, vier Jahre gemacht, doch dann sei ewig nichts mehr passiert. Das soll sich wohl wieder ändern. "Heute wird nichts mehr kommen", meint er mit Blick auf Regen und Wasserstand an der Aisch. "Es wird noch was nachdrücken, aber wenn es morgen kälter wird und zu regnen aufhört, dann ist das kein Problem", zeigt er sich zuversichtlich.

Hans Baier, der nur wenige Meter weiter wohnt, beobachtet aktuell ebenfalls den Pegelstand an der Aisch kritisch, berichtet er an der Haustüre. Im Juli 2021 war sein Keller voll Wasser gelaufen, tagelang liefen die Pumpen, die Wände haben sich voll Wasser gesogen. Inzwischen sind auch hier die Schäden weitgehend behoben, eine neue Kellertüre eingebaut, denn durch das Drahtglas der alten Kellertür habe das Wasser durchgedrückt, erzählt der Senior.

Seit Jahrzehnten notiert der Mann den Wasserstand der Aisch. Am 12. Juli 2021 sei der bei 6,12 Meter gewesen, erinnert er sich. "Bis 5,50 Meter hab ich keine Bedenken, wenn's drüber geht, wird's kritisch." Doch so weit sei es noch lange nicht.

Infos per Hochwasser-App

Auch eine Frau, die in Schlammersdorf in einem Haus direkt an der Aisch wohnt, gibt sich relativ gelassen. Im letzten Sommer lief das Wasser ins Haus, stand etwa zehn Zentimeter hoch im Erdgeschoss. Auch sie hat Glück gehabt, die Spülmaschine sei damals zwar im Wasser gestanden, aber das Gerät funktioniert wieder. Ist sie heute beunruhigt? Die Frau wiegt langsam den Kopf und meint: "So lange es nicht dauerhaft durchregnet, ist es kein Problem."

Den Pegelstand verfolgt sie über die Hochwasser-App. Sie hat seit vielen Jahren Hochwasser-Erfahrung: "Ich habe das bestimmt schon 15 Mal erlebt", erzählt sie. Daher weiß sie heute, dass der Wasserstand zwar hoch, aber noch nicht bedrohlich ist. Dennoch hofft sie, "dass das Wasser nicht wieder aus dem Bachbett geht. Aber genau weiß man das halt nicht."

Was in den nächsten Tagen passiert:

Der Hochwassernachrichtendienst Bayern sagt für die Aisch an der Laufermühle (Stand Dienstagnachmittag) einen Scheitel von 5,2 Metern am Donnerstag voraus. Die Straße zur Laufermühle wird demnach unter Wasser stehen, die Straße zwischen Willersdorf und Haid gesperrt werden. Auch die Kreisstraße zwischen Willersdorf und Stiebarlimbach wird wohl überflutet, wie auch die Verbindung zwischen Schlammersdorf nach Trailsdorf.

Es muss in Schlammersdorf und Trailsdorf damit gerechnet werden, dass gewässernahe Bebauungen überflutet werden (ab 5 Meter). Auch die Kreisstraße in Hallerndorf könnte kurzzeitig gesperrt werden (ab 5,2 Meter).

Der Scheitel der Wiesent in Muggendorf wird mit rund 2,5 Meter für Mittwoch vorhergesagt. Demnach werden die Wiesentbrücke bei Haag gesperrt, die Straße zwischen Streitberg und Niederfellendorf und die P+R-Plätze am Bahnhof Ebermannstadt gesperrt.

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