Wasser im Treppenhaus: Martinschule hat mit Mängeln zu kämpfen

3.5.2021, 05:49 Uhr
Wasser im Treppenhaus: Martinschule hat mit Mängeln zu kämpfen

© Archivfoto: Roland Huber

Seit elf Jahren arbeitet Schulleiterin Kerstin Friedrich in der Martingrundschule Forchheim. Drei Jahre davon hat es über ein undichtes Dachfenster im Anbau in das Gebäude geregnet. "Das Wasser lief bei Starkregen durchs Treppenhaus", sagt sie im Gespräch mit den Nordbayerischen Nachrichten. Das Fenster war auch mit einem Stromanschluss versehen, damit es sich im Brandfall öffnet und der Rauch abzieht. Das Dachfenster ist nur ein wunder Punkt von mehreren. "Es gibt viele Sachen, die gemacht werden müssen", sagt Schulleiterin Friedrich.

Eine Liste mit seit Jahren bekannten Baumängeln liegen Stadt und Staatlichem Schulamt vor. Das defekte Dachfenster steht nicht mehr auf dieser Liste. Es ist erst vor wenigen Wochen ausgetauscht worden. Schulleiterin Friedrich ist der Meinung: "Wenn man eine Immobilie hat, ist es auch wichtig, dass sie instand gehalten wird."

Mängel seit Jahren bekannt

Ins Rollen gebracht hat das Thema CSU-Stadtrat Thomas Werner tags zuvor. In der Stadtratssitzung hat er sich bestürzt über die – Zitat – "erheblichen Mängel, die seit Jahren bekannt sind" gezeigt und OB Kirschstein in der Sitzung dazu aufgefordert, Stellung zu nehmen, warum ein undichtes Dachfenster über drei Jahre nicht repariert wurde. In der Sitzung hat sich Kirschstein zum Fenster nicht geäußert.

Das Schulgebäude gehört der Stadt. Sie ist der so genannte Sachaufwandsträger. Also in der Pflicht, sich um die Instandhaltung zu kümmern. "Ich werde dazu heute nichts sagen", sagt Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) als wir ihn am Telefon auf das Fenster ansprechen. Aber soviel: "Wer glaubt, dass der OB selbst Dachfenster austauscht, kann diese Vorstellung gerne haben. Aber das ist Sache des Bauunterhalts und wird dort erledigt."

"Alle älteren Schulen betroffen"

Es ist nicht nur die Martinschule, die in die Jahre gekommen ist. "Das betrifft alle ältere Schulen in Forchheim", sagt Friedrich und fordert, dass das Schulamt die Mängel an den Schulen gegenüber der Stadt anspricht, damit Bewegung in die Sache kommt. "Um einen ordentlichen Schulbetrieb gewährleisten zu können. Bei uns sind die Mängel seit Jahren schon gelistet", so Friedrich. Lobend erwähnt sie den Neubau der Kersbacher Schule, der zur Martinschule gehört.

Wasser im Treppenhaus: Martinschule hat mit Mängeln zu kämpfen

© Foto: Thomas Werner

"Die Stadt bemüht sich auch und wir haben Verständnis, dass nicht alles gleich gemacht werden kann." Dass es Jahre brauche, um beispielsweise das undichte Dachfenster zu reparieren, liege dann daran, dass dafür kein Geld eingestellt sei oder das Budget gestrichen wurde. Das sind die Antworten, die die Schulleiterin auf Nachfrage von der Stadt erhalte. "Ich kann nur auf die Mängel hinweisen."

Manches bleibt liegen

Das Schulamt könne auch nicht viel mehr tun, sagt Schulrat Markus Hahn. Jährlich treffe sich das Amt zusammen mit der Stadt zu einer Baubesprechung. Das was gemacht werden muss, kommt auf eine Liste. "Einige Dinge werden erledigt oder priorisiert", sagt Hahn. Manches bleibt aber über Jahre auf der Strecke.

Wasser im Treppenhaus: Martinschule hat mit Mängeln zu kämpfen

© Foto: Thomas Werner

Dazu gehörte beispielsweise die undichte Decke in der Schulküche. Damit kein Putz von der Decke ins Essen fällt, sei die Decke mit Plastikfolien abgehangen worden, schilderte Werner in der Stadtratssitzung. Zusammen mit Schulleiterin Friedrich hat er sich jüngst selbst ein Bild von den offenen Baustellen in der Schule gemacht.

Seinen Rundgang hat er mit Fotos dokumentiert. Sie zeigen blinde und kaputte Fenster. Oder dunkle Streifen im Putz entlang der Stellen, an denen Stromleitungen eigentlich im Verborgenen laufen. "Es scheint so, als wäre Feuchtigkeit entlang der Leitungen eingedrungen, die sich durchdrückt", sagt Schulleiterin Friedrich. Sie möchte das überprüfen lassen, um Gefahren auszuschließen.

"Er wollte poltern"

"Er wollte poltern", sagt der Oberbürgermeister am Telefon einen Tag nach der Stadtratssitzung zu den Ausführungen des CSU-Stadtrates. Denn: "Die Zustände in der Schule sind hinreichend bekannt." Tatsächlich kennen auch die Stadträte die Mängelliste aller Schulgebäude, für die die Stadt verantwortlich ist.

Überraschend Neues dürfte Thomas Werner als langjähriger CSU-Rat seinen Stadtratskollegen demnach nicht erzählt haben. Ob nur blankes politisches Poltern hinter den Worten von Werner steckt – wie es der OB vermutet – oder nach Jahren offener Punkte Unverständnis der Grund für die Ansprache im Stadtrat war: "Je häufiger ein Thema angesprochen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es erledigt wird", sagt Schulrat Hahn. "Man scheut vielleicht auch große Maßnahmen, die kostenintensiv sind."

Höchstens wenn der Unterrichtsbetrieb sehr stark eingeschränkt oder die Sicherheit der Schüler nicht mehr gewährleistet wäre, könne das Schulamt einschreiten. "Das wären aber schwerwiegende Vorwürfe, die fachlich untermauert und beispielsweise von einem Gutachter überprüft werden müssten", erklärt Hahn. Das könnte eine Schließung von Gebäudeteilen zur Folge haben. "Wenn die Sicherheit von Schülern gefährdet ist, handelt die Stadt selbstverständlich ganz schnell", so Hahn.

Problemfall Turnhalle

Das sagt auch OB Kirschstein. So hat die Stadt beispielsweise im Sommer 2017 die Turnhalle geschlossen, weil sich Deckenteile gelöst hatten (wir berichteten). Nach der Meinung von Werner dürfte in der Halle aus den 70er Jahren auch heute kein Sport stattfinden. Im unteren Bereich fehle ein Fluchtweg. Auch über die Fenster könne im Brandfall niemand fliehen, weil die sich nicht öffnen ließen. Davon betroffen sind nicht nur Schulkinder, sondern auch Vereine, die die Halle nutzten.

"Die Turnhalle kann weiterhin genutzt werden, das haben wir überprüfen lassen. Sonst wäre sie geschlossen", stellt Kirschstein im Gespräch mit der Redaktion klar. "Die Brandschutzregularien macht nicht Herr Werner, sondern Gesetze. Alles ist rechtskonform, aber wir wollen den Zustand dennoch nicht hinnehmen." Ein Ersatzbau für die Halle ist geplant, mehrere Varianten würden geprüft. Ebenso die Möglichkeit nach einem weiteren Schulstandort in der Innenstadt, um die Martinschule zu entlasten. "Die Schule hat räumliche Engpässe", sagt der OB.

Schulleiterin Kerstin Friedrich hofft, dass auch die kleineren Mängel bald angegangen werden. Zum Beispiel die hölzernen Gauben. "Die Schule ist ein ganz altes Gebäude und hat Symbolkraft in Forchheim. Wenn das Holz nicht gestrichen wird und verrottet, finde ich das bedenklich für das Gebäude." Einen Zeitplan, bis wann die Mängelliste abgearbeitet ist, kann Oberbürgermeister Kirschstein nicht geben. Darauf hat er in der Stadtratssitzung aufmerksam gemacht.

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