Weißenohe: 20 Jahre satter Sound im Kloster

26.1.2017, 15:56 Uhr
Weißenohe: 20 Jahre satter Sound im Kloster

© Foto: Scott Johnston

Die katholische Pfarrei machte sich die Entscheidung 1997 nicht leicht. Von dem amtlichen Sachverständigen Wolfgang Wünsch wurde die alte Orgel von 1926 vor allem wegen ihres pneumatischen Orgelwerks als „technisch erledigt“ eingestuft. Die Lederventile waren ausgetrocknet und brüchig. Selbst aufwändige Reparaturen hätten die Störungen auf Dauer nicht behoben.

Von acht Firmen wurden Angebote eingeholt. Die Wahl fiel schließlich auf die renommierte Firma Schuke in Berlin. Sie fertigte in Hand- und Maßarbeit das imposante Instrument an, baute es in das historische Gehäuse von 1736 ein und stimmte es auf die Kirche ab, die über eine außergewöhnliche Akustik verfügt.

„Für einen Musiker ist es jedes Mal ein Genuss, auf dieser Orgel zu spielen. Wenn ich bei einer Führung die Register ziehe und die ersten Töne erklingen lasse, bleibt den Teilnehmern meist die Sprache weg, sobald sie das Volumen hören“, berichtet Köhler.

Barocke Werke

Der Schwerpunkt der Konzertreihe liegt — passend zum Stil der Kirche — auf Werken aus dem Barock wie von Johann Sebastian Bach oder Georg Friedrich Händel. Köhler liebt es, die ganze Vielfalt der „Königin der Instrumente“ zu nutzen, versteht es, bei den feinen Tönen die Nuancen eindringlich herausarbeiten, lässt aber gern auch mal die ganze Wucht des Orgelwerks zum Tragen kommen.

Der gebürtige Nürnberger erhielt als Siebenjähriger seinen ersten Orgelunterricht. Regelmäßig bildete er sich bei Regionalkantoren des Erzbistums Bamberg, bei Professor Franz Lehmdorfer und bei Meisterkursen innerhalb der Nürnberger Orgelwoche fort.

An der Kreuzerhöhungskirche in Forth, wo er Ministrant gewesen war, übernahm er 1990 das Amt des Organisten. Als er bei einer gemeinsamen Wallfahrt in der Gößweinsteiner Basilika Orgelmusik vortrug, wurde der damalige Weißenoher Pfarrer Wolfgang Kuntze auf ihn aufmerksam.

Nicht nur für bei der Auswahl und dem Einbau der neuen Orgel sowie dem Aufbau der Konzertreihe engagierte sich der heute 45 Jahre alte Eckentaler, sondern er begleitet inzwischen auch die Gottesdienste in Weißenohe, bei denen eine Orgel vorgesehen ist.

Eine CD mit festlicher und heiterer Musik spielte er auf der Schuke-Orgel ebenfalls ein. Bei anderen Alben wirkte er mit.

Zudem gibt Thomas Köhler Konzerte in ganz Deutschland und im angrenzenden Ausland. An der Sonnenorgel der evangelischen Bischofskirche in Görlitz mit ihren vier Manualen, 88 Registern und 6219 Pfeifen musizierte er ebenso wie an der Gabler-Orgel in Ochsenhausen, in der Klosterkirche von Ebrach, Vierzehnheiligen oder in der Stiftskirche Kremsmünster.

An der Weißenoher Orgel, die über 1524 Pfeifen verfügt, wovon lediglich 45 zu sehen sind, bereicherte er bereits zweimal Fernsehsendungen des Bayerischen Rundfunks. Eine Mammutaufgabe waren 2009 und 2012 die Aufführungen aller 16 Orgelkonzerte von Händel.

Dabei ist Köhler nur nebenamtlicher Organist, arbeitet hauptberuflich beim „Nordbayerischen Presse Vertrieb“. Die Freude an der Musik möchte er gern weitergeben und ist besonders angetan, wenn sich auch Kinder und Jugendliche für Werke des Barock begeistern: „Da ist so eine hochwertige Orgel wie in Weißenohe natürlich eine tolle Möglichkeit, das ganze klangliche Spektrum auszuloten und hörbar zu machen. Dieser Faszination kann sich kaum jemand entziehen.“

Als die Besucherzahlen bei den Bonifatiuskonzerten etwas zurückgingen, hatte Köhler eine Idee. Er stellte bei einzelnen Konzerten ein bestimmtes Thema in den Mittelpunkt, konzentrierte sich beispielsweise auf die Werke nur eines Komponisten wie Bach, Händel oder Mozart. Bei „Orgelklängen aus der Heimat“ wurden allein Werke aus Franken vorgetragen.

Seitdem schnellte der Zuspruch des Publikums wieder deutlich nach oben, lassen sich im Schnitt 100 bis 150 Zuhörer in Weißenohe von Musik verzaubern, bei der die Orgel von anderen Instrumenten oder Sängerinnen und Sängern ergänzt wird.

Als Köhler einmal den berühmten Triumphmarsch aus Giuseppe Verdis Oper „Aida“ in das Programm aufnahm, hätte man die Kirche erweitern müssen, um dem Andrang gerecht zu werden. Über die Haltbarkeit ihrer Orgel brauchen sich die Weißenoher bei entsprechender Pflege keine Gedanken machen: Die nächste Debatte über eine Neuanschaffung dürfte erst in etwa 200 Jahren anstehen.

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