Auch der Bürgermeister wurde nicht informiert

Wertstoffhof im Kreis Forchheim ohne Ankündigung geschlossen: Das steckt dahinter

29.7.2021, 09:53 Uhr
Der Wertstoffhof in Igensdorf blieb spontan geschlossen, dieses Pappschild wies darauf hin. Doch die Bürger, die davor warteten, waren ziemlich überrascht. Auch der Bürgermeister wusste nichts davon.

© Petra Malbrich, NN Der Wertstoffhof in Igensdorf blieb spontan geschlossen, dieses Pappschild wies darauf hin. Doch die Bürger, die davor warteten, waren ziemlich überrascht. Auch der Bürgermeister wusste nichts davon.

Fünf mit Recyclingmaterial gefüllte Autos stehen vor dem Wertstoffhof in Igensdorf. Der eine hatte viel Grüngut , andere hatten auch Akkus und Elektroschrott dabei. Im Landkreis Forchheim gibt es 30 Wertstoffhöfe, aber nur noch 13, die Elektroschrott und Akkus annehmen dürfen. Igensdorf ist einer davon. Doch die Tore des Wertstoffhofs sind fest verriegelt. „Wegen Krankheit geschlossen“, steht auf einem Pappschild geschrieben.

Das ist ein Szenario, das der Igensdorfer Bürgermeister Edmund Ulm (CSU) befürchtet hatte, wenn die Mitarbeiter der Wertstoffhöfe nicht mehr beim Landkreis, sondern bei den Kommunen angestellt sein. Diese Idee war im Kreis-Umweltausschuss besprochen worden.

Ist diese Änderung jetzt soweit? Warum wurde über den geschlossenen Igensdorfer Wertstoffhof nicht informiert? Die Gemeinde hat keine Informationen auf der Homepage veröffentlicht und Bürgermeister Edmund Ulm selbst wurde darüber auch nicht informiert. Von Bürgern ist er darauf angesprochen worden.

Warum gab es nach Erkrankung kein Ersatz-Personal?

Eine Nachfrage ergibt: Die Wertstoffhöfe werden nach wie vor über den Landkreis geregelt. Dass die Kommunen dies übernehmen, wurde abgelehnt. Doch was war nun in Igensdorf? Und warum war kein Ersatzmitarbeiter vor Ort, sodass der Wertstoffhof wie bisher dienstags, donnerstags, freitags und samstags geöffnet hat?

Mit dem Betrieb und der teilweisen Containerbereitstellung ist die Firma Fritsche beauftragt. „Am Dienstag hatte der Wertstoffhof noch geöffnet“, sagt Daniel Strauß, Abfallberater am Landratsamt Forchheim. Dann war der zuständige Mitarbeiter erkrankt, weiß Strauß.

Doch warum wurde der Wertstoffhof nicht mit einem anderen Mitarbeiter besetzt? „Grundsätzlich ist die Firma Fritsche für die Personalbereitstellung zuständig. Ein Austausch mit dem Landratsamt Forchheim findet in solchen Fällen statt“, sagt Strauß und verweist zur Klärung der Fragen auf die Firma Fritsche.

"Verkettung unglücklicher Umstände"

Diese lässt jedoch ausrichten, sich dazu nicht zu äußern und bittet, zur Klärung beim Landratsamt nachzufragen. „Die Firma Fritsche setzt vermehrt Springer ein. Bei zu vielen Ausfällen reichen selbst diese nicht mehr aus“, sagt Strauß. Sollte nun jeder Wertstoffhof ganzjährig wie eingeplant geöffnet haben, um ein solches Szenario zu vermeiden, müssten mehr Springer vorgehalten werden.

„Das würde zu deutlichen Kostensteigerungen und folglich höheren Müllgebühren führen“, erklärt Strauß. Dass angedacht war, die Mitarbeiter in Verantwortung der Kommunen zu verlagern, bestehe kein Zusammenhang.

Könnte demnach auch in anderen Gemeinden im Landkreis Forchheim irgendwann ein Schild mit der Aufschrift „Wegen Krankheit geschlossen“ an den Toren hängen? Auszuschließen sei das nicht: „Sofern es zu einer Verkettung unglücklicher Umstände kommt, kann es trotz des Einsatzes von Springer-Mitarbeiter zu Engpässen kommen“, informiert Strauß. Ob es zu einer Priorisierung der Wertstoffhöfe kommt, also in welchen Wertstoffhöfen bevorzugt Springer in den Ernstfällen eingesetzt werden und somit geöffnet bleiben oder geschlossen werden, wird nicht beantwortet.

Landratsamt verweist auf Firma, Firma verweist auf Landratsamt

Zwar finde in solchen wie in Igensdorf geschilderten Fällen ein Austausch mit dem Landratsamt statt. Das Amt erklärt jedoch wiederholt, dass für die Beantwortung der Personalfragen die Firma Fritsche verantwortlich sei. Die Firma Fritsche äußert sich dazu nicht und verweist wiederum aufs Landratsamt. Allerdings bestätigt Daniel Strauß, dass versucht wird, die Informationen, wann ein Wertstoffhof aus solchen Gründen geschlossen hat, besser zu kommunizieren.

Denn als Alternative für die Bürger, die vor dem geschlossenen Wertstoffhof in Igensdorf standen, blieb nur, einen anderen Wertstoffhof anzufahren. Das ist möglich, wenn zeitgleich andere geöffnet sind. Und trotzdem wurde der eine oder andere womöglich nicht jeden Müll los, denn Elektroschrott darf nicht mehr überall abgegeben werden.

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