Wie geht es mit der Kultur in Forchheim weiter?

8.5.2019, 15:10 Uhr
Wie geht es mit der Kultur in Forchheim weiter?

© Udo Güldner

 Ein nicht ganz so neuer Co-Vorsitzender, erstaunlich solide Finanzen und das trotz zahlreicher Großveranstaltungen sowie weitere ambitionierte Projekte haben die Mitgliederversammlung des Jungen Theaters beschäftigt. Insbesondere die Nutzung des Kolpingshauses als städtisches Kulturzentrum führte zu einigen Diskussionen.

Nach 19 "sehr intensiven" Jahren an der Spitze des Jungen Theaters war für Hubert Forscht Schluss. Als künstlerischer Leiter und Vorsitzender hat er wie kein anderer die Entwicklung von der kleinen Kleinkunstbühne zum Big Player im kommunalen Kulturbetrieb vorangebracht. Immerhin gibt es mit Lorenz Deutsch als künstlerischem Leiter, sowie Steffen Lechner und Sigrid Wagner im Theaterbüro, drei, wenn auch nicht gerade üppig dotierte, hauptamtliche Kräfte. Er habe in finanziell stürmischen Zeiten lange darum bitten müssen, dass die Stadt sich substanziell an der Finanzierung des Jungen Theaters beteilige. "Jetzt bekommen wir jährlich 35 000 Euro. Nun kann ich aufhören." Er wolle sich nun eigenen künstlerischen Projekten zuwenden. Eines davon wird man vom 20. bis 22. September selbst in Augenschein nehmen können. Dann feiert der Verein sein 30-jähriges Bestehen und 25 Jahre Kulturkeller in der Kfz-Werkstatt der ehemaligen Berufsschule mit einem einzigartigen Theater-Experiment Forschts. Ein Stück wird an verschiedenen Stationen für immer nur einen Zuschauer gespielt. "Das wird aufwendig, aber auch ein Heidenspaß."

Forschts Nachfolger wurde Robert Hübschmann, der in der Musikszene Forchheims kein Unbekannter ist. Auch weil er vor 27 Jahren mit anderen Rockmusikern den Verein Megafon gegründet hatte. Er möchte in den nächsten beiden Jahren vor allem die Bespielbarkeit des Kolpingshauses und eine bessere Zusammenarbeit mit den Schulen vorantreiben. Ulli Raab als zweiter Teil der Doppelspitze hat sich eine Förderung der Theaterpädagogik und eine engere Kooperation mit dem benachbarten Türkischen Kulturverein auf die Fahnen geschrieben. Die Vertreter der hauseigenen Gruppen sind Barbara Teschemacher (Kassen-Team), Linus Strom (Technik-Team), Janet Siering (Spielende Gruppen) und Birgit Fechter (Theken-Team). Als freie Vorstandsmitglieder unterstützen Johannes Mehlich, Melanie Rövekamp, Tim Körner, Wolfram Weltzer und Francois Gaborieau ihre Kollegen. Der vom Nachwuchs bereits gewählte Jugendvertreter Elias Schmitt, ein Mitglied des Ensembles theaterNEUN, musste nicht mehr bestätigt werden. Kassenprüfer sind Greta Schidan und Anita Kern. Auf eigenen Wunsch ausgeschieden ist Claus Mainhardt.

Eigentlich wollte Wolfram Weltzer nur kurz den Sachstand zum Kolpingshaus und dessen Nutzung berichten. Die Rede war von 200 000 Euro zur Ertüchtigung des Denkmals, um es kurzfristig nutzen zu können. Wobei noch nicht klar sei, wer als Betreiber in die Bütt ginge. Doch dann ärgerte sich Wolfgang Badura über die Nachricht, der Oberbürgermeister habe es bei einem Treffen mit der Arbeitsgruppe Kolpingshaus abgelehnt, eine gemeinnützige GmbH zum Betrieb des Kulturzentrums zu gründen.

Das vom Jungen Theater präferierte Modell hätte vorgesehen, dass Stadt und Verein sich je zur Hälfte beteiligen. "Wir haben zwei Wochen KulturPuls durchgehalten. Der provisorische Betrieb ist ohne zusätzliches Personal aber nicht zu stemmen. Wir können unseren Ehrenamtlichen nicht einfach die doppelte Zahl an Abenden zumuten." Das Stadtoberhaupt habe vielmehr vorgeschlagen, dass das Junge Theater alleine eine gGmbH bilde. Das sei finanziell aber nicht machbar, so Annette Prechtel. "Sonst droht uns das gleiche schlimme Schicksal wie dem Jahn." Badura schlug zudem vor, auch andere Vereine anzusprechen, ob sie nicht auch Gesellschafter werden wollten. Eine kommerziell ausgerichtete GmbH wie beim E-Werk Erlangen sei gegenüber den vielen freiwilligen Helfern, die das Junge Theater groß gemacht hätten, nicht darstellbar, so Hübschmann. "Mit denen können und wollen wir uns nicht vergleichen." Egal wie es nun ausgehe, den jetzigen Standort in der Kasernstraße wolle man keinesfalls aufgeben. Hier schlage das Herz des Jungen Theaters.

Freilich lag ein anstrengendes, aber auch beglückendes Spieljahr hinter dem "Heer an Ehrenamtlichen", wie es Raab nannte. Er habe viel Freude, aber auch schlaflose Nächte gehabt. Neben den Afrika-Kulturtagen, dem ausverkauften KneipenFETZT, den Puppentheater-Tagen und dem alle zwei Jahre die Innenstadt belebenden ZirkArt-Festival, diesmal mit fünfstelligem Besucherrekord, hatte man mit dem KulturPuls in einem "enormen Kraftakt" gezeigt, "was möglich ist", so Weltzer. Man sei an die eigenen Grenzen gestoßen, so Raab, den besonders die vielen jungen Freiwilligen beim ZirkArt freuten.

Das schlug sich auch in den Finanzen nieder, die einen Jahresumsatz von mehr als 324 000 Euro bei einem gleichzeitigen Plus von 14 000 Euro aufwiesen, wie Schatzmeister Albert Fießer ausführte. Die Aktivitäten haben auch zu einem Mitgliederzuwachs auf nun 531 geführt. Ganz nebenbei hat sich eine weitere theatereigene Gruppe gegründet. Das "Shakespeare Projekt" unter Leitung Rainer Strengs wird mit knapp 20 Darstellern im Januar 2020 erstmals ins Scheinwerferlicht treten.

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