Wiesen in der Fränkischen Schweiz haben es in sich

20.8.2017, 11:00 Uhr
Planspiele am Modell: Die Geldgeber, von links Bürgermeisterin Rose Stark, Regierungsvize Thomas Engel, Ministerialrat Georg Schlapp, Landrat Hermann Ulm, Johannes Mohr und Projektmanagerin Julia Dummert.

© Hansotto Neubauer Planspiele am Modell: Die Geldgeber, von links Bürgermeisterin Rose Stark, Regierungsvize Thomas Engel, Ministerialrat Georg Schlapp, Landrat Hermann Ulm, Johannes Mohr und Projektmanagerin Julia Dummert.

In Zeiten des in Bayern rasant voranschreitenden Flächenfraßes hat ein Ereignis im Landkreis gezeigt, dass es auch anders geht. Die Lockerung der Bebauungsvorschriften für die Gemeinden hat einen Wettlauf um Bebauungsflächen ausgelöst. Jetzt wurde am Bernetwehr der Trubach ein einzigartiges Projekt aus der Taufe gehoben, das die Bedeutung der Tallandschaften um Trubach und Wiesent unterstreicht.

Zwischen Ebermannstadt und Forchheim dehnen sich um den Lauf von Trubach und Wiesent breite Wiesenflächen aus, die noch von Wassergräben aus alten Zeiten durchzogen sind. Dieses Bewässerungssystem ist vom hydrologischen Institut der Uni Freiburg unter die 14 wertvollsten Bewässerungsanlagen in ganz Europa eingestuft worden. Die Bewertung erfolgte unter kulturhistorischen, denkmalpflegerischen und ökologischen Gesichtspunkten.

Diese Botschaft aus Europa verstärkte im Landratsamt die Aktivitäten des Fachbereiches für ökologische Landkreisentwicklung mit dem Ziel des Erhalts der traditionellen Bewässerung im Forchheimer Land.

Argumente für den Rückgriff auf die traditionelle Bewässerung der Wiesen gibt es im Hinblick auf die Biodiversität mehrfach: Zum Beispiel die Anhebung des Grundwasserspiegels, Filterung des Flusswassers, feuchte Wiesen liefern Sauerstoff und später begehrtes Heu für Pferde. Johannes Mohr, der Leiter der ökologischen Kreisentwicklung, lieferte den Gremien Unterlagen für sachliche Diskussionen. So schlossen sich dem Projekt neben dem Landkreis acht Gemeinden an: Pretzfeld, Weilersbach, Forchheim, Ebermannstadt, Kirchehrenbach, Pinzberg, Unterleinleiter und Wiesenthau.

Die hohe Einstufung auf europäischem Niveau und die Einigkeit der Bürgermeister veranlasste das Umweltministerium in München zur Förderung. Im Landratsamt wurden Biologin Julia Dummert und Johannes Mohr mit dem Projekt betraut. Landrat Hermann Ulm begrüßte in dieser Sache nun am Bernetwehr bei Hagenbach eine große Schar prominenter Gäste, die das ökologisch wertvolle Projekt in den nächsten Jahren begleiten werden.

Den Erfolg führte Ulm auf die vielen Mitwirkenden und deren Verständnis zurück. Ein „zukunftsweisendes Gemeinschaftswerk“ sei entstanden. Rose Stark, die Pretzfelder Bürgermeisterin, freute sich, dass alle Hürden überwunden wurden und begrüßte das Projekt in ihrer Gemeinde, auch weil sie Vorteile in der Hebung des Grundwasserspiegels sehe.

Gäste hatten Schecks dabei

Ministerialrat Georg Schlapp brachte vom Naturschutzfonds aus München einen Scheck über 280.000 Euro mit. Er freute sich über die Mitwirkung der Gemeinden. Regierungsvizepräsident Thomas Engel überreichte 40.000 Euro der Oberfrankenstiftung und stellte die Bedeutung des Projekts für den Regierungsbezirk heraus.

Weitere 40.000 Euro vom Landkreis und der gleiche Betrag von den Gemeinden ergeben ein Startkapital von 400.000 Euro. Johanna Kemmler, Denkmalpflegerin, zitierte aus ihrer Masterarbeit. Akribisch hat die junge Frau den Verlauf der historischen Bewässerung mit Grundlagen für die Planung erforscht. Johanna Kemmler fasste den Sinn der Maßnahme zusammen: „Der Erhalt einer so bedeutenden Kulturlandschaft zeigt nachfolgenden Generationen ihre Wurzeln, ist in hohem Maße identitätsstiftend für die Bewohner der Region und kann zum Erlebnis für jeden Besucher werden“. Julia Dummert vom Landratsamt wird als Projektmanagerin ab sofort die Realisierung der Planungen begleiten und kann auf diesem Weg wertvolle Denkanstöße für einen intelligenten Tourismus geben.

 

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