Wiesenttal kämpft sich aus dem Schuldensumpf

13.7.2017, 09:58 Uhr
Wiesenttal kämpft sich aus dem Schuldensumpf

© Markt Wiesenttal

Bei der Schlussbesprechung sagte Ulm: "Es ist eine schöne Gemeinde mit einem leidenschaftlichen Bürgermeister, der für den Markt Wiesenttal das Beste erreichen will, und eine Gemeinde mit allen Vorzügen der Fränkischen Schweiz." Zuvor hatte eine Rundfahrt durch die Flächengemeinde mit 156 Kilometern Gemeindeverbindungsstraßen stattgefunden. Ulm bezeichnete die große Fläche der kleinen Gemeinde als "Herausforderung".

Ein Brennpunkt der Kommunalpolitik ist das Familienschwimmbad Streitberg in Niederfellendorf. Wie berichtet konnte das weithin bekannte Bad heuer erst am 12. Juni für den Badebetrieb geöffnet werden, nachdem nach Auflage des Gesundheitsamts eine provisorische Wasseraufbereitungs- und Desinfektionsanlage installiert worden war.

Laut Susanne Becher, Geschäftsleiterin im Landratsamt für öffentliche Sicherheit und Ordnung, konnten verschiedene Wasserwerte nicht ganz eingehalten werden. Sie bat um Verständnis, dass diese Entscheidung für das Gesundheitsamt nicht einfach sei, da man dort nach dem Infektionsschutzgesetz handeln müsse: "Da muss was gemacht werden und irgendwann muss man vehement auftreten, sonst macht sich das Gesundheitsamt unglaubwürdig."

Sie betonte aber auch, dass niemand das Bad schließen wolle: "Es ist ein wunderschönes Bad und letztlich ziehen wir alle an einem Strang."

Eine Generalsanierung sei dennoch dringend erforderlich, denn es gebe noch immer keine DIN-gerechte Wasseraufbereitung. Nach einer Kostenschätzung liegt man für die Beckensanierung und eine fest installierte Wasseraufbereitungsanlage bei rund 200 000 Euro. Ein dicker Brocken für eine Gemeinde mit einer aktuellen Pro-Kopf-Verschuldung von 2680 Euro und noch dazu eine freiwillige Leistung.

Laut Fachbereichsleiter Fritjof Dier hat sich die Finanzlage seit 2011 deutlich verbessert, lag die Pro-Kopf-Verschuldung damals doch bei rund 3250 Euro. Bürgermeister Helmut Taut ist zuversichtlich, dass die Badsanierung spätestens 2019 abgeschlossen ist. Die Badesaison im nächsten Jahr müsse man noch einmal mit den Provisorien über die Runden bringen.

Ein weiterer Knackpunkt: die Sanierung der Kreisstraße durch Wohlmannsgesees. Der Leiter des Tiefbauamts, Dieter Els, hat diese Straßenbaumaßnahme für heuer fest eingeplant. Taut erklärte, dies sei aber erst nächstes Jahr möglich, da der Planer für den Kanal, der gleich mit verlegt werden müsse, in "Zeitlupe" arbeitet. Hintergrund: Der ursprüngliche Planer ist verstorben. "Der jetzige Planer ist aber etwas schneller", so Taut. Er verwies auch auf die dünne Personaldecke im Rathaus. "Da kommen wir schon ins Schwimmen und lange halten wir das nicht mehr aus", so der Bürgermeister, der den Abteilungsleitern des Landratsamts eine sehr gute Zusammenarbeit bescheinigte.

Andreas Rösch, Sachgebiet Wirtschaftsförderung, erklärte, oberstes Ziel müsse es sein, die Arbeitsplätze, aktuell 520 an der Zahl, vor Ort zu halten und auszubauen. Größter Arbeitgeber ist nach wie vor die Firma BERU in Muggendorf, die heuer ihr 40-jähriges Firmenjubiläum feiern kann.

Stolz ist man  auf die Nützel-Mühle in Draisendorf. Von dort werden jeden Tag Produkte von Litauen bis Portugal und sogar nach Jordanien geliefert. Laut Taut "ein Laden, der in ganz Europa agiert". In Sachen Tourismus ist man auch stolz auf das Hotel Goldener Stern als einem der wenigen Vier-Sterne-Hotels in der Fränkischen Schweiz.

Tourismus am wichtigsten

Dass Wiesenttal eine Tourismusgemeinde ist, zeigen laut Rösch auch die Übernachtungszahlen von 80 000 im Jahr: der wichtigste Wirtschaftsfaktor für das Wiesenttal mit fünf Millionen Euro Umsatz pro Jahr.

Gut ausgestattet ist die Grundschule mit prognostiziert beständigen Schülerzahlen und inzwischen 39 Schülern in der Mittagsbetreuung. Ebenfalls keine Probleme gibt es mit den Flüchtlingsunterkünften in Wiesenttal.

Die Bebauungspläne hängen der Bauleitplanung allerdings etwas hinterher. Letztes Jahr wurden nur vier Einfamilienhäuser genehmigt. Das müsse besser werden, so die Beamten des Landratsamtes. Ein Lichtblick: die Ausweisung eines Neubaugebiets in Niederfellendorf für zirka 20 Einfamilienhäuser.

Keine Kommentare