Wildpark Hundshaupten im Corona-Lockdown: So geht es den Tieren

11.12.2020, 11:33 Uhr
Wildpark Hundshaupten im Corona-Lockdown: So geht es den Tieren

© Berny Meyer

Es ist still und total verschneit in der Fränkischen Schweiz. Graue Wolken hängen bis tief in die Bäume. Vor dem Eingang des Wildparks Hundshaupten in Egloffstein, wo sich sonst Besucher tummeln und den Übersichtsplan studieren, stehen Gitter und ein Schild: "Ab hier gilt Maskenpflicht".

Gerade geht auch mit Maske im Wildpark nichts. Das beliebte Ausflugsziel hat aktuell wegen der Corona-Pandemie seit Anfang November geschlossen. Zum zweiten Mal in diesem Jahr. "Wie lange diese Schließung dauern wird, ist zurzeit noch unklar", erklärt Daniel Schäffer, der Leiter des Wildparks.


Corona-Krise: Alles zum aktuellen Stand im Kreis Forchheim


Gerade geht auch mit Maske im Wildpark nichts. Das beliebte Ausflugsziel hat aktuell wegen der Corona-Pandemie seit Anfang November geschlossen. Zum zweiten Mal in diesem Jahr. "Wie lange diese Schließung dauern wird, ist zurzeit noch unklar", erklärt Daniel Schäffer, der Leiter des Wildparks.

Den rund 150 Tieren im weitläufigen Gelände ist das alles ziemlich egal. Hauptsache es gibt etwas zu fressen. Tierpflegerin Sandra Weber macht gerade ihre morgendliche Runde – und die Nordbayerischen Nachrichten durften sie für einen Rundgang begleiten. Das Futter für die Tiere steht schon auf der Ladefläche des Jeeps. Für jede Tierart sorgsam vorbereitet in beschrifteten Eimern.

Wegen Corona für Besucher geschlossen, Alpakas reagieren neugierig

Die Alpakas warten bereits. Neugierig strecken Blondi und Max ihre wolligen Köpfe in die Höhe und drängen sich um Sandra Weber. Hexe, ganz in schwarzes Fell gehüllt, und Ronja müssen sich noch kurz gedulden, sie sind durch einen Zaun von den beiden Männchen getrennt. "Sie hätten sich zu lieb", erklärt die 29-jährige Tierpflegerin. Zum Frühstück gibt es für die Tiere klein geschnittene Karotten, Sellerie und Rote Bete. Tagsüber können die Alpakas jederzeit Heu knabbern.

Luici und Giovanni machen gerade ihren Morgenspaziergang. Die beiden Warzenenten watscheln gemütlich über den Weg. Jetzt wird Wolfgang gefüttert. Das gewichtige Wollschwein mit den lockigen Ohren stapft vorsichtig durch den Schnee herbei. Wenn Sandra Weber pfeift, weiß der betagte Herr mit den mächtigen Hauern sofort, dass nun der Gemüsetopf lockt.


Corona-Lockerungen: Wildpark Hundshaupten öffnet seine Pforten wieder


"Der Wolfgang ist total friedlich", weiß Weber. Während Anneliese von nebenan, ein rund 300 Kilogramm schweres Schwäbisch-Hällisches Landschwein, beim Fressen keinen Spaß versteht. Da wird die Dame stürmisch. Deswegen wird getrennt gefuttert, "das ist für alle entspannter".

Tiere werden ruhiger: Für manche ist es "fast ein bisschen langweilig"

Im rund 40 Hektar großen Wildpark leben 33 verschiedene Tierarten: Vom Alpaka, Dam- und Rotwild bis zum Wolf und zur Zwergziege. Vermissen die Tiere eigentlich die Besucher und den Trubel? "Sie merken schon, dass es ruhiger ist. Ohne Besucher sind die Tiere viel ruhiger geworden", meint Sandra Weber. Sie arbeitet seit zehn Jahren im Wildpark.

"Die Wildtiere reagieren unterschiedlich auf die Ruhe, die jetzt ohne Besucher herrscht", sagt Daniel Schäffer. "Die Wölfe etwa werden entspannter, den Luchsen ist es egal, ob Besucher da sind oder nicht." Und manchen Tieren ist es fast ein bisschen langweilig. "Wir versuchen, sie zu beschäftigen; die Schweine haben zum Beispiel mit Gemüse gefüllte Kürbisse bekommen", erzählt Sandra Weber aus dem Park-Alltag.

Weiter geht’s beim Rundgang zu weiteren Tierarten: Elvis junior lugt vorsichtig um die Ecke. Die Thüringische Waldziege mit den geschwungenen Hörnern und dem langen Bart reibt sich gerne an der Dachrinne des Holzstalles, die jetzt schon ganz verbeult ist. "Deswegen haben wir eine große Bürste aufgehängt, da kann er sich jetzt austoben." Für das kleine Hängebauchschwein Paul streut Sandra Weber die Gemüse-Schnitzelchen in Herzform auf den Boden. "Weil es ein total herzliches Schwein ist." Lisa und Hans lassen sich gar nicht blicken, sie bleiben im geschützten Holzbau. "Denen ist wohl zu kalt."

Aus Pelzfarmen entkommene Waschbären fanden neues Zuhause in Egloffstein

Die Waschbären haben heute Fastentag. Dennoch klettern die kleinen pelzigen Gesellen neugierig in ihrem Gehege das Gitter hoch und erkunden, was der Fotograf da so macht. "Die Tiere sind vor rund 100 Jahren bei uns ausgesetzt worden und zum Teil auch aus Pelzfarmen entkommen. Inzwischen gibt es rund 1,3 Millionen Waschbären in Deutschland", informiert Schäffer. Der Biologe und Tierarzt leitet seit 2016 den Wildpark Hundshaupten in Egloffstein.

Ein Stückchen weiter wartet Familie Elch unter den verschneiten Bäumen. Lotta, Lasse und ihre zwei halbstarken Kinder traben gemächlich zur Futterstelle, als Sandra Weber sie auffüllt. Es sind mächtige Tiere. Lasse, der Vater, steht mit seinem großen Stangengeweih direkt vor der Luke an der Holzwand und hinterlässt einen imposanten Eindruck.


Die Saison im Wildpark Hundshaupten ist eröffnet


Fast gegenüber sind Nora und Odin zuhause. Die beiden norwegischen Fjordpferde kommen sofort, als die Tierpflegerin mit dem Futter rasselt. Mit im Gehege ist der kleine Esel Wacki, der gleich neugierig über den Zaun an der Kamera schnuppert.

Zurückgezogen im weitläufigen Gelände in der Fränkischen Schweiz

Mehr Geduld ist nötig, wenn man einen Steinbock sehen will. Hoch oben am Felsen stehen zwei und blicken herunter. Sie sind ziemlich weit weg, ein Fernrohr wäre da für Besucher nicht schlecht. "Die Anlage ist sehr schön", sagt Daniel Schäffer, "aber das Handling ist schwierig. Denn wenn mal ein Jungtier verladen werden muss, sind mindestens acht bis zehn Leute nötig, um es in dem weitläufigen Gelände richtig zu lotsen."

Wildpark Hundshaupten im Corona-Lockdown: So geht es den Tieren

© Foto: Berny Meyer

Am Berg weiter oben leben die Rentiere des Wildparks. "Es ist die einzige Hirschart, bei der beide Geschlechter ein Geweih tragen", erklärt Sandra Weber. "Bei den Mädchen ist es aber zierlicher." Annabel, die klackernd angelaufen kommt, reckt ihre zarten Hörner in die Höhe und taucht dann ihren Kopf sofort in den Trog mit Rentierflechten ein. Die Tiere aus dem hohen Norden erhalten Spezialfutter. "Die Flechten kaufen wir palettenweise ein", so Schäffer.

Es gäbe noch so viel weitere Tiere anzuschauen: den Uhu, die Fasane und den Waldkauz, das Rot- und Damwild, den Luchs, das Stachelschwein, verschiedenste Schafe und die süßen Zwergkaninchen. Doch wir entscheiden uns zum Abschluss der Runde für die zwei Wölfe, die seit Juli 2019 ganz im Norden des Wildparks ein großzügiges Gelände bewohnen.

Sensibler Wolf

Die zwei Brüder sind schüchterne Gesellen, Ivan und Ilja lugen aber wachsam in der Ferne zwischen den Bäumen hindurch, als sie die unerwarteten Besucher entdecken. "Ivan ist sensibel und sehr nervös, während Ilja, der etwas humpelt, entspannter ist", erzählt Schäffer. Er macht jeden Tag Kontakttraining mit den beiden Wölfen, damit sie ein bisschen ihre Scheu verlieren. Als er ruft, kommt tatsächlich eines der beiden Tiere etwas näher. Doch dann dreht der Wolf wieder ab.

Wildpark Hundshaupten im Corona-Lockdown: So geht es den Tieren

© Foto: Berny Meyer

Wir versuchen unser Glück auf dem Holzsteg, auf dem man von oben gut ins Gehege des Wildparks schauen kann. Ivan ist wohl neugierig geworden. Erst vorsichtig, dann fast lässig trabt er langsam herbei, bleibt kurz stehen, schaut interessiert in die Höhe und fixiert die Besucher. Nur ein paar Sekunden, dann hat er offenkundig genug gesehen und verschwindet wieder zwischen den Bäumen und Sträuchern in der Fränkischen Schweiz.

1 Kommentar