Wildpark Hundshaupten ist längst kein Geheimtipp mehr

22.9.2019, 13:58 Uhr
Der Luchs, der Wolf und der Wisent zählen zu den Besuchermagneten im Wildpark.

© Philipp Rothenbacher Der Luchs, der Wolf und der Wisent zählen zu den Besuchermagneten im Wildpark.

Über zwei Jahre ist her, dass die Kreisräte ein solches Konzept für die größte touristische Einrichtung des Landkreises forderten. „Und so was kann nicht über Nacht erarbeitet werden“, erklärt Stumpf in der Sitzung des Kreisausschusses, „es geht Schritt für Schritt, in ständiger Abstimmung mit den Aufsichtsbehörden“. Gemeint sind unter anderem Veterinäramt, Naturschutzbehörde, Wasserwirtschaftsamt.

Im Egloffsteiner Gemeinderat hatten Stumpf und Park-Leiter Daniel Schäffer ihre druckfrische, 47 Seiten starke Broschüre zum Gesamtkonzept des Zoos – so der Rechtsstatus des Wildparks – bereits erläutert. Nun liegt es an den Mitgliedern des Kreistags-Kreisausschusses, die künftigen Pläne für das derzeit 40 Hektar große Areal (knapp 60 Fußballfelder) abzusegnen. Und die Betonung liegt auf derzeit, weil die Kreisverwaltung weitere angrenzende Grundstücke an den Hängen des Hüllergrabens kaufen oder pachten will.

Der Wildpark hat, darin sind sich Stumpf und Schäffer einig, eine „Leuchtturmfunktion“ im Landkreis. Die nackten Zahlen beweisen das: 2010 zählte man etwa 100.000 Besucher, 2016 waren es über 130.000, im vergangenen Jahr stellte man mit rund 153.000 Wildpark-Gästen eine neue Bestmarke auf. Nicht ohne Stolz verkündet der Zoo-Chef, dass „wir im laufenden Jahr über unsere Veranstaltungen im Bereich der Umweltbildung schon mehr als 2700 Menschen direkt erreicht haben“.
2017 fanden 35 Führungen durch die Anlage statt, bis Mitte September 2019 sind es 177 gewesen – „und wir mussten leider 39 Anfragen ablehnen, weil wir nicht genug Personal haben“, sagt Schäffer – mit ziemlich eindeutigem Blick auf die Kreisräte.

Doch um Geld soll es am heutigen Tag nicht gehen – und auch nicht darum, wie hoch die Haushaltsmittel sein werden, die der Landkreis seinem „Leuchtturm“ künftig gewährt. Im Mittelpunkt steht das Gesamtkonzept.

Mit einer „behutsamen Entwicklung“ möchte man, so Schäffer, den Wildpark ausbauen und für kommende Generationen erhalten. „Das heißt, dass wir die Bodeneingriffe gering halten.“ Speziell gilt das für den neue Rundweg, der den bisherigen kleinen Rundweg (Eingang-Wisent-Elch-Eingang), den davon abzweigenden Pfad über das Wolfsplateau sowie die große Runde zum freilaufenden Rot- und Damwild zusammenfassen soll. Hier ist eine aufgestelzte Bauweise geplant, bestehende Betriebswege sollen praktisch nutzbar gemacht werden, zusätzliche Toilettenanlagen entlang des Weges inklusive. Auch die Renaturierung von über 30 Hektar Wald ist angedacht. „Wir arbeiten auch an der Errichtung einer Streuobstwiese in Kooperation mit der Obstversuchsstation des Landkreises“, erklärt Schäffer.

Streckenabschnitten mit erhöhter Unfallgefahr für die Besucher und riskantem Gefälle sollen alternative Pfade zur Seite gestellt werden, um sie ohne Unfallgefahr zu umgehen. Ein Prestige-Objekt ist dabei die geplante Hängebrücke über dem Tal zwischen Wolfsgehege und Wildplateau.

Nicht ganz barrierefrei

„Ein barrierefreier Rundweg durch den gesamten Park ist damit zwar noch nicht geschaffen“, doch, so Schäffer, „wird jeder Bereich des Parks über drei Abschnitte barrierefrei erreichbar sein“. Das sind die Abschnitte vom Entenweiher am Eingang bis zum Fasan, dann vom Uhu zum Luchs und schließlich vom Wolfs- zum Wildplateau.

Hellhörig wurden die Räte als Schäffer auf das Wisent zu sprechen kam: Das mächtige Rindvieh, einst in ganz Europa heimisch und dann beinahe komplett vom Menschen ausgerottet (Anfang des 20. Jahrhunderts gab es noch knapp 50 Tiere), bezeichnet er als „Flaggschiff“ für den Wildpark – dank seines hohen Schauwertes. Hier nehme man in Hundshaupten sowohl an Erhaltungszucht-Programmen wie an Wiederansiedlungsprojekten teil. Um dem Wisent näher zu kommen, ist ein begehbarer, transparenter Besuchertunnel geplant. Die Elche erhalten einen neuen Stall, mehr Lehrpfade und Spielplätze sollen für Bildung und Zerstreuung sorgen.

Wäre da noch die Sache mit dem Handyempfang: Den gibt es abseits der Kasse nirgendwo im Park. Und das ist nach Ansicht Schäffers und vieler Kreisräte auch gut so: Man folge dem Satzungszweck des Zoos, also der „Förderung der Erholung, der Natur- und Umweltbildung und der Erziehung“. Im Notfall sind alle Park-Mitarbeiter (die meisten geschulte Ersthelfer) mit Funkgeräten ausgestattet. „Wir holen gerade Angebote für solarbetriebene Notrufsäulen ein“, so Schäffer. Diese wolle man an zwei neuralgischen Punkten des Parks aufstellen.

Nach dem Vortrag gibt es im Kreisausschuss keine größeren Diskussionen – die Räte sind voll des Lobes für das Gesamtkonzept des Wildparks Hundshaupten. Ihr grünes Licht geben sie einstimmig.

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