„Wir brauchen Begleitung“

13.8.2012, 00:00 Uhr
„Wir brauchen  Begleitung“

© Rödel

Herr Professor Belohlavek, darf ein Arzt aktive Sterbehilfe leisten, wenn die Umstände dafür sprechen?

Dieter Belohlavek: Da kann ich Ihnen eine klare Antwort darauf geben: Es gibt keinen Grund für einen Mediziner, aktive Sterbehilfe zu leisten. Wir Ärzte haben nicht das Recht, über den Tod von jemandem zu entscheiden. Das wäre schon rein rechtlich schwierig: Wer darf uns denn dazu bemächtigen? Ein Verwandter ersten, zweiten oder dritten Grades? Das wäre alles sehr vage und lässt keine klare Regelung zu.

Könnte uns Sterbehilfe nicht die Angst vor Schmerzen am Ende des Lebens nehmen?

Dieter Belohlavek: Diese Angst ist verständlich — aber sie ist nicht berechtigt. Die Medizin ist heute an einem Punkt, wo wir durch Opiate und Psychopharmaka so genau und so wirkungsvoll dosieren können, dass dem Patienten ein schmerzfreies Leben bis zum Schluss möglich ist. Die Palliativmedizin hat sich da in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt und wird sich sicher noch mehr durchsetzen. Wir brauchen eine intensive Sterbebegleitung und aus meiner Sicht kann man hierbei auch überlegen, wie viel Maßnahmen man jemandem, dem der Tod kurz bevorsteht, noch zukommen lässt. Das ist aber etwas anderes als aktive Sterbehilfe.

Wie beurteilen Sie die Diskussion über das Thema?

Dieter Belohlavek: Ich begrüße es, dass das Sterben überhaupt thematisiert ist. Kaum einer will sich freiwillig damit befassen. Selbst Ärzte blenden das gern aus. Noch vor einiger Zeit ging es bei den Medizinern ausschließlich um das Heilen und darum, das Leben zu retten. Auch wir müssen lernen, dass es Phasen gibt, in denen wir den Zustand nicht mehr verbessern können und dennoch gefordert sind.

 

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