Wissen zum Mitnehmen: "Vlogger" klärt die Jugend auf

19.10.2018, 18:00 Uhr
Vor der Kamera erklärt Mirko Drotschmann auf der Internetplattform YouTube Hintergründe zum politischen Geschehen.

© Screenshot YouTube-Kanal "MrWissen2go" Vor der Kamera erklärt Mirko Drotschmann auf der Internetplattform YouTube Hintergründe zum politischen Geschehen.

Als studierter Historiker, Journalist, TV-Moderator und Videoproduzent teilt er sein Wissen gerne, nicht nur in seinen YouTube-Videos. Auch in Vorträgen zeigt der "Vlogger" (Wortkombination aus Video und Blogger) mit einer Kombination aus Authentizität, Cleverness und Charme, wie Bildung und Wissensvermittlung im Internet-Zeitalter funktionieren kann.

Drotschmann war beim 13. Bildungsforum, veranstaltet von der Sparkasse und dem Staatlichem Schulamt, zu Gast. Seine Mission: Rund 170 Zuhörer hinter die Kulissen der Videoplattform YouTube mitzunehmen. Zahlreiche Lehrer aus der Region aber auch Eltern waren gekommen, um zu erfahren, wie Drotschmann Jugendliche und junge Erwachsene motiviert, sich mit intellektuellen Themen auseinanderzusetzen.

Auf seinem YouTube-Kanal "MrWissen2go" beschäftigt sich der verheiratete Familienvater seit 2012 mit aktuellen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Themen: "5 Verschwörungstheorien, die wahr sind", "Was Trump bisher geleistet hat" oder "Die Wahrheit über McDonald’s" sind nur einige von ihm selbst recherchierte, moderierte und produzierte Erklärvideos, die zusammen bereits über 2,3 Millionen Mal aufgerufen wurden.

 

Die hohen Aufrufzahlen sowie Tausende von Video-Kommentaren zeigen, dass die Themen am Puls der Zeit liegen. "Ich will zur Meinungsbildung anregen", macht Drotschmann klar und hinterlegt in jedem Video seine Quellen. Damit will er für Transparenz und Glaubwürdigkeit sorgen.

Morddrohungen gehören dazu

Neben viel Lob aus der YouTube-Gemeinschaft muss sich Drotschmann immer wieder mit teilweise massiven Beleidigungen und Anfeindungen auseinandersetzen. Auch Morddrohungen soll er schon erhalten haben. Doch davon lässt sich der ursprünglich aus Malsch bei Karlsruhe stammende YouTube-Kenner nicht abschrecken. "Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut". Deshalb würde er nur in besonders schweren Fällen von der Löschfunktion Gebrauch machen. Etwa bei rassistischen oder volksverhetzenden Äußerungen. Dann würden die Verantwortlichen auch von ihm an YouTube gemeldet.

Wissen zum Mitnehmen:

© Foto: Blank

Eines der größten Probleme von YouTube bildet gleichzeitig den Höhepunkt von Drotschmanns rund einstündigem Vortrag: Wie kann man falsche Nachrichten, sogenannte Fake News enttarnen? Diese präsentieren sich oft in einem redaktionellen Gewand und seien durchaus professionell – "wie eine Doku bei n-tv" – aufbereitet. Vor allem Jugendliche könnten davon leicht beeinflusst werden.

Drotschmann erinnert sich an einen Besuch bei einer elften Klasse eines Gymnasiums: "Zwei Drittel der Schüler glaubten der Verschwörungstheorie, wonach die USA angeblich das World Trade Center am 11. September 2001 selbst gesprengt hätten." Seine rund 800 000 Abonnenten sind mehrheitlich zwischen 18 und 34 Jahre alt und überwiegend männlich. Hinzu kommt: Oft würden sich YouTube-Nutzer älter machen, als sie eigentlich sind, um nicht jugendfreie Inhalte ansehen zu können, was die Aufruf-Statistik von YouTube verfälsche.

Von TV-Sendern engagiert

Für sein Forchheimer Publikum hat Drotschmann an diesem Abend einen wertvollen Tipp parat, um Fake News zu enttarnen: Mittels Google-Suchmaschine das entsprechende Bild über die sogenannte "umgekehrte Bildersuche" hochladen und die Treffer prüfen. Oft würden die Suchergebnisse schnelle Rückschlüsse zulassen, in welchem Kontext diese Aufnahme entstanden ist und ob es sich um einen "Fake", also um eine Falschmeldung, handelt.

"Als Meinungsbildner auf YouTube muss man sich seiner Vorbildfunktion bewusst sein", sagt Drotschmann, der das MDR–Geschichtsmagazin Zeitreise moderiert und ab dem kommenden Jahr auch für die ZDF-Reihe "Terra X" vor der Kamera stehen wird. Angesprochen auf sein Erfolgsrezept sei das Wichtigste die Authentizität als Vlogger.

In seinem professionell betriebenen "Hobby" geht der Badener bei der Produktion seiner Erklärvideos spürbar auf und investiert sehr viel Zeit. "Eine Videoproduktion mit Recherche, Skripterstellung, Dreharbeiten und Schnitt kann je nach Aufwand von wenigen Stunden bis zu einem Monat dauern." Zu 80 Prozent würde er die Themen von seinen Sehern bestimmen lassen, sagt Drotschmann.

Der Erfolg gibt ihm Recht: Inzwischen unterstützt auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk finanziell die Produktion der Erklärfilme von "MrWissen2Go" auf YouTube.

Keine Kommentare