Witwe gibt nicht auf: "Ich hoffe, dass alles einen Sinn hat"

15.2.2019, 17:48 Uhr

Gottlob verlaufen nicht alle Unfälle auf der A 9 so tragisch wie jener im Januar 2018 bei Trockau, als ein Mercedes auf glatter Fahrbahn mit einem Sattelzug kollidierte. Alles wäre nicht so schlimm gewesen, wenn nicht ein weiteres Fahrzeug in die Unfallstelle gerast wäre. Die traurige Bilanz: Der Mercedes-Fahrer aus dem Vogtland wurde von der Brücke herunter 40 Meter in die Tiefe geschleudert, zwei weitere Menschen kamen mit schweren Verletzungen in Krankenhäuser.

Der Todessturz bewegte die Herzen – und so machten sich Feuerwehrleute mit freiwilligen Helfern auf die Suche nach einem Handy. Der Grund: Auf ihm waren alle Erinnerungsfotos des jungen Familienvaters gespeichert. Überglücklich bedankte sich die Witwe, als es gefunden war, und postete "Bilder für die Ewigkeit" via Facebook. Im Juni sind neue dazu gekommen, als das gemeinsame zweite Kind geboren wurde, das seinen Vater nicht mehr kennenlernen durfte.

Nie am Studienort Bayreuth angekommen

So wie die alleinerziehende Mutter wird auch ein junger Mann aus Hameln sein Leben lang an den Unfall denken: Moritz Muschik von der Deister- und Weser-Zeitung erzählte er seine Leidensgeschichte. Er erinnert sich, dass er sich nach dem Abitur nach Bayern aufmachte, um nach einem Studienplatz zu suchen. Auch Bayreuth stand auf seiner Liste. Dort kam der Hamelner jedoch nie an.

Aus Erzählungen weiß er, dass er auf der A 9 aus dem Auto ausgestiegen ist, um zu helfen. Als ein weiteres Fahrzeug seinen Wagen erfasste, veränderte sich sein Leben. Der damals 18-Jährige überlebte, erlitt aber schwerste Verletzungen: "Ich hatte ein Schädel-Hirn-Trauma dritten Grades und mehrere Schädelbrüche", erzählt er. Wochenlang lag er im Krankenhaus.

Schrecklich auch die Situation für seine Eltern, konnte ihnen die Polizei doch zunächst nicht einmal sagen, ob ihr Sohn überlebt hatte. Die Mutter: "In meinem Kopf herrschte auf der Fahrt zur Klinik nur Leere. Dann kommst du auf die Intensivstation und wirst direkt mit der Situation konfrontiert." Es sei schrecklich gewesen, ihren Sohn so zu sehen; verkabelt, angeschlossen an all die Geräte.

Inzwischen ist das Schlimmste überstanden, auch wenn immer noch Arztbesuche und Therapien nötig sind. Jura wird er nicht mehr studieren können. Stattdessen könnte er sich vorstellen, Logopäde zu werden, hat ihm doch die Sprachtherapie nach dem Unfall sehr geholfen. "Die meisten Tage nehmen wir als Geschenk, wir sind demütiger geworden", sagt seine Mutter und der Sohn fügt hinzu, dass er heute viel bewusster lebe. Er hat erkannt, wie wertvoll sein Leben ist. Er hätte es fast verloren.

Bewundernswert auch die Einstellung der Witwe des tödlich verletzten Vogtländers: "Unser Leben war perfekt, einen Sohn, der zweite Sohn unterwegs und unser Haus. Man soll gehen, wenn es am schönsten ist, heißt es. Offensichtlich hat das Schicksal meines Mannes diesen Spruch ernst genommen. Uns geht es einigermaßen gut, auch wenn das Leben nach dem Verlust zunächst hoffnungslos erschien. Die Kinder zeigen einem die Freude im Leben. Wir schauen positiv in die Zukunft und hoffen, dass alles einen Sinn hat."

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