Wo sich in Langensendelbach Häsin und Rammler Guten Tag sagen

15.4.2017, 05:58 Uhr
Wo sich in Langensendelbach Häsin und Rammler Guten Tag sagen

© Roland Huber

"Fußball spiele ich ja auch", sagt der aufgeweckte Siebenjährige. Doch wenn es um die Pflege und das richtige Futter für die mehr als 150 Tiere geht, die in den Stallungen seines Vaters Thomas am Ortsrand von Langensendelbach großgezogen werden, macht Michael niemand etwas vor. Und im Gegensatz zu seinen Altersgenossen, die von einer Bundesliga-Karriere vorerst nur träumen können, darf er sich schon Deutscher Meister nennen.

Vergangenes Jahr konnte der damals noch Sechsjährige die Preisrichter bei der Bundes-Kaninchenschau in Kassel mit seinen Kleinschecken schwarz-weiß überzeugen. "Ich glaube, er war einer der jüngsten Deutschen Meister überhaupt", meint sein Vater stolz.

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Typisches Merkmal der Wiesbeckschen Sieger-Rasse ist die Kopf- beziehungsweise Rumpfzeichnung der Kleinschecken: Die drei bis vier Kilo schweren Kaninchen haben ein überwiegend weißes Fell, doch Schnauze und Augen sind schwarz eingefasst – ebenso wie die Ohren, von denen aus eine schwarze Linie, der sogenannte Aalstrich entlang des Rückrades verläuft. Dazu gesellen sich sechs bis acht frei stehende schwarze Seitenflecken an den Flanken. Natürlich nur im Idealfall, denn nach diesen, von der EU festgelegten Standards, werden die Tiere auf Ausstellungen und Wettkämpfen bewertet.

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Die Zucht, die artgerechte Haltung, die Wertschätzung der Tiere und ein sorgsamer Umgang mit ihnen – all das wurde Michael bereits in die Wiege gelegt, wie zuvor schon seinem Vater. Denn Thomas Wiesbeck ist seit gut einem viertel Jahrhundert im "Langohren-Geschäft" sowie Mitbegründer und Vorsitzender des Kaninchenzuchtvereins in Langensendelbach.

Er war damals ungefähr so alt wie Sohn Michael heute, erzählt Wiesbeck, als ihn das Kaninchen-Fieber traf: "Ein Arbeitskollege meines Vaters hatte ein paar Kaninchen und als wir ihn mal besucht haben [passenderweise in Möhrendorf, Anm. d. R.], wollte ich sofort welche. Vermutlich auch, weil gerade Osterzeit war." So kam Thomas Wiesbeck zu den vier ersten Kaninchen seines Lebens, schon damals waren es schwarz-weiß Gescheckte. Die Zucht ist "Hobby und Leidenschaft zugleich. Eine richtige Sucht", sagt der kaufmännische Angestellte und Vater von vier Kindern.

Wie immer haben die Wiesbecks jetzt zur Osterzeit schon einige junge Kaninchen verkauft, "oft an Eltern und Großeltern, die den Kindern eine Freude machen wollen". Andere verkaufte Tiere wiederum werden nicht das Glück haben, das Osterfest zu überleben. Bei der Familie Wiesbeck jedenfalls steht am Sonntag Ziege auf dem Speiseplan, natürlich aus eigener Haltung. Und wenn die kulinarische Versuchung nach Hasenartigem zu groß werden sollte, gibt es für Michael und seine Geschwister an Ostern ja immer noch die Schoko-Alternative.

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