Zählt die Fußballabteilung des VfB ihre letzten Tage?

5.11.2010, 17:00 Uhr

Nächstes Jahr feiert der VfB seinen 150. Geburtstag. Ob es eine autarke Fußballabteilung im Verein dann noch geben wird, steht momentan in den Sternen. „Dass wir uns bereits zur Winterpause auflösen würden, kann ich mir nicht vorstellen. Aber Fakt ist: Wenn wir keine Struktur reinbekommen, dann wird das langfristig definitiv der Tod für die Abteilung sein“, sagt Horst Höhn, der Fußballtrainer.

Ohnehin habe der Coach das Amt beim Schlusslicht der Kreisliga 1 nur übernommen, weil ihn viele ehemalige Jugendspieler vor der Saison so sehr darum gebeten hätten. „Wenn ich ein Fremder wäre, wäre ich schon längst weg“, so Höhn. Grund dafür seien vor allem die ewigen Querelen und Streitereien innerhalb des Vereins. Darauf hätten er und seine Jungs keine Lust: „Wir sind da, um Fußball zu spielen. Und jetzt ist Schicht! Jetzt wird nichts mehr diskutiert.“

Geheimtreffen am Donnerstag

Am Donnerstagabend hatte sich der Vorstand bestehend aus dem Vorsitzenden Franz Stumpf, gleichzeitig Oberbürgermeister, seinem Stellvertreter Stefan Schick und Kassier Walter Mirschberger im Vereinsheim mit einem Teil der Fußballer getroffen. Höhn konnte aus privaten Gründen nicht dabei sein. „Das Problem ist: Es gibt keinen gewählten Ansprechpartner; einen Abteilungsleiter haben die Fußballer nicht“, erklärt Schick. Kommissarischer Sprecher ist laut Höhn Alexander Hack, der gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar war.

„Die Fußballabteilung hat höhere Kosten, als ihr Budget hergibt“, sagt Schick. Jede der elf VfB-Abteilungen erhalte zwei Drittel der Beiträge ihrer Abteilungsmitglieder als Budget. Der Rest fließe an den Hauptverein, der damit hauptsächlich Altschulden tilge. „Das funktioniert hervorragend. Der Kassier sagt, es sei dem Verein finanziell noch nie so gut gegangen.“ Genaue Zahlen wird Mirschberger am kommenden Freitag zur VfB-Jahreshauptversammlung bekannt geben.

Die Fußballer hingegen könnten laut Schick mit ihren Beiträgen gerade einmal den Unterhalt der allein von ihnen genutzten Rasenplätze sowie Heizung, Strom und Wasser der Umkleidekabinen zahlen. Für einen ordentlichen Spielbetrieb sei aber mehr Geld notwendig, das sie vom Hauptverein nicht bekommen.

„Wo sollen wir denn noch sparen?“, fragt Horst Höhn. Christopher Hack aus der 2. Mannschaft übernehme schon lange ehrenamtlich die Platzwartrolle, Höhn selbst sei Spielleiter, Betreuer und Trainer in einem. „Wir ziehen uns ja schon gar nicht mehr in den Umkleiden um, weil wir nicht einmal die Heizung aufdrehen wollen.“

Die Fußballer fühlen sich vom Hauptverein ungerecht behandelt, böse Zungen behaupten gar, die handballbegeisterte Vorstandschaft wolle die Fußballer loswerden. „Das ist doch Quatsch. Von uns besteht überhaupt kein Interesse, die Fußballabteilung aufzulösen“, beteuert Schick. Der Vorstand hätte aber keine andere Wahl, wenn die Fußballer sich nicht „andere Einnahmequellen suchen als den Hauptverein — zum Beispiel in Form von Zusatzbeiträgen oder Sponsoren. Wenn das gelingt, habe ich große Hoffnung, dass es weitergeht.“

Dass die VfB-Fußballer mit dem Jahn oder dem SV Buckenhofen zusammengehen möchten oder müssen, scheinen ebenso nur Gerüchte zu sein. Besnik Avdiji, Mitglied der Fußball-Abteilungsleitung des Jahn, sagt: „Dazu gibt es keine offiziellen Gespräche, nicht einmal Andeutungen.“ Auch Harald Neudecker, Avidjis Pendant beim SVB, hat noch nichts dergleichen gehört: „Außer Gerüchten gab es nichts Offizielles.“

Anrufe über Anrufe

Horst Höhn bekommt unterdessen weiter Anrufe und Nachfragen von anderen Vereinen, was beim VfB los sei. „Kaum ein Trainer, der sich noch nicht nach Spielern erkundigt hat.“ Höhn will zum Ende dieser Saison definitiv als Trainer, Betreuer und Spielleiter aufhören. Bis dahin wird es wohl weitergehen mit der Fußballabteilung. Mit ihm, so vermutet er, werden weitere Spieler den Verein verlassen — „wenn es so chaotisch weitergeht. Spätestens dann wird man nicht mehr um eine Fusion mit einem anderen Fußballverein vorbeikommen.“

„Ein 150. Geburtstag ohne die traditionsreiche Fußballabteilung, das wäre völlig absurd“, so Stefan Schick. „Nach dem Donnerstagsgespräch sind wir vom Vorstand frohen Mutes, dass es weitergeht. Jetzt sollen die Fußballer in den nächsten 14 Tagen eine funktionierende, ehrenamtliche Abteilungsleitung auf die Beine stellen. Und die Abteilung muss sich selbst finanziell tragen können — dann sehe ich keinerlei Probleme.“ Und was ist, wenn das nicht gelingen sollte? „Dann habe ich große Bedenken“, so Schick.

Dass die Vorstandschaft bereits in Verhandlungen um die VfB-Fußballanlagen mit dem Türkischen KV, der auf der Sportinsel seine Heimspiele austrägt, stehe, verneint Schick: „Davon höre ich ehrlich gesagt zum ersten Mal.“ Gökhan Tosun, Fußball-Abteilungsleiter des TKV: „Es ist richtig, dass wir ein Sportgelände suchen. Aber dass wir Interesse an dem des VfB hätten, davon ist mir aktuell nichts bekannt.“