Zeitreise ins Mittelalter beim Gräfenberger Bürgerfest

14.7.2019, 18:21 Uhr
Zeitreise ins Mittelalter beim Gräfenberger Bürgerfest

© Foto: Rolf Riedel

Ein ökumenischer mittelalterlicher Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Dreieinigkeitskirche in mittelalterlichen Gewändern läutete den Festsonntag des Gräfenberger Bürgerfestes ein. An den Stadttoren waren inzwischen die Stadtwachen aufgezogen, die gegen Pflasterzoll Einlass gewährten. Zum Frühschoppen leisteten Gaukler, Gruppen und Musiker ihren Beitrag. Den historischen Hochzeitszug führte der Bürgermeister mit seiner Frau an, zudem Reiter hoch zu Ross wie auch allerlei Fußvolk, vom Jubel der vielen Tausend Besucher begleitet.

Mit "allerley Kurz-weyl", viel Met und viel Bier und reichlich Kalorien der unterschiedlichsten Art herrschte ausgelassene Stimmung bei den Festbesuchern. Gegen Abend klang das Fest, das nur alle fünf Jahre veranstaltet wird, langsam aus.

Sein Motto lautet: "Von den Bürgern für die Bürger". Pünktlich um 14 Uhr am Samstag eröffnete der Bürgermeister der Ritter-Wirnt-Stadt, Hans-Jürgen Nekolla, den Markt. Kurz danach entwickelte sich ein reges Marktreiben. Eine amüsante, nicht ganz ernst zu nehmende Waffenschau entführte in die Zeit der Wikinger und eine Darstellung der medizinischen Möglichkeiten des Mittel-alters animierte die Zuschauer zu nicht ganz ernst zunehmenden Vergleichen mit der heutigen Zwei-Klassen Medizin.

Die fränkische Kindertanzgruppe zeigte "Schlamperer" und "Schwarzer Peter", die Freiwillige Feuerwehr stellte die Feuerwehr im Wandel der Zeit vor. Ein Pest-Umzug über den Marktplatz beschloss den Schauteil, das Abendprogramm auf der Bühne übernahmen die beiden Bands vom Vorabend. Mit einem Feuerspektakel fand der erste Markttag gegen Mitternacht ein spektakuläres Ende.

Natürlich war auch für ein breit gefächertes Kinderprogramm gesorgt, eine Strohburg, eine Fahrt mit dem handbetriebenen Holz-Riesenrad oder die Waffenvorstellung und die Medizinschau. Viele Bürgerinnen und Bürger, auch die Kleinen, zeigten sich in mittelalterlich anmutender Gewandung, fantasievoll in allen Facetten.

Der Wettergott war gnädig gestimmt, zwar mussten immer wieder Schirme aufgespannt werden, aber auch sonnige Abschnitte sorgten für ein weitgehend ungestörtes Markttreiben, schließlich konnte man nach den Prognosen darauf vorbereitet sein. Trotzdem hatten sich viele Besucher von der Wetterlage wenig beeindrucken lassen, sie kamen in Scharen.

Kaum waren am Freitag die ersten Trommelschläge zu hören stellten sich auch die ersten Mittelalter-Freaks auf dem historischen Gräfenberger Marktplatz ein. "Draco Faucium", die "Drachrachenbrut", wie sie sich selbst nennen, hatten als erste von drei Formationen die Bühne auf dem Marktplatz erklommen. Seit sechs Jahren sind sie auf Mittelaltermärkten unterwegs, sechs Männer um Frontfrau Lisa, die aus dem Erzgebirge kommen und die sich in martialischem Gehabe einen wilden Anstrich verleihen. Schlagzeug, Bass und Gitarre, aber auch Dudelsack, Drehleier, Akkordeon und Gesang gehören zu ihrem Instrumentarium, mit dem sie Rock-, Metal- und Folk-Musik erzeugen.

Abgelöst wurden sie von "Zackenflanke", einer Medieval Folk-Musik Gruppe. Sie treten auf mit Schlagwerk, Bouzouki, Zimbeln, Tablas, Darabuka, Landsknechttrommel, Sackpfeifen, Schalmei und Drehleier. Ein "Mixtum compositum" nennen sie ihre Musik der Mittelalterszene. Sie erinnert an Irish-Folk. Der Spaß steht im Vordergrund, die Musiker erlauben sich viele kleine "künstlerische" Freiheiten weil sie oft selbst die Stücke oder Teile davon komponiert haben.

Den Abschluss gab "Ignis Fatuu" was soviel wie Irrlicht bedeuten soll. Die fünf Bandmitglieder, die nach einigen Wechseln die seit 2004 unter diesem Namen existierende Band aus Nürnberg repräsentieren, bedienen sich moderner Instrumente wie E-Gitarre, Bass und Schlagzeug, aber auch Drehleier und Dudelsack. Die Gruppe bietet ein sehr unterschiedliches Repertoire, in dem die Lieder sowohl heitere wie auch ernstere Texte beinhalten. Das inzwischen gut eingestimmte Publikum ließ sie nicht vor Mitternacht von der Bühne.

Alles war begünstigt vom Wetter, die letzten Regenschauer waren noch vor Beginn des Konzertes zu Ende und die Besucher blieben fast den ganzen Abend lang von Regen verschont. Erst gegen Ende öffnete der Himmel noch einmal seine Schleusen.

 

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