Zu viel Gas durch Gülle?

24.2.2010, 00:00 Uhr

Ausgelöst hatte den Alarm ein Landwirt, der in der Umgebung seines Hofes Gasgeruch wahrgenommen und gegen 16.30 Uhr die Polizei in Ebermannstadt verständigt hatte (wir berichteten). Daraufhin rückte neben den Feuerwehren aus Pommer, Igensdorf und Neunkirchen auch ein Gefahrgutzug aus Erlangen an. Weil die durchgeführten Messungen tatsächlich stellenweise einen hohen Methangas-Wert ergaben, riegelte die Feuerwehr den Ort vorsichtshalber ab und informierte die Bevölkerung.

Ratlose Feuerwehr

Die Gefahr, dass das Gas zündfähig wird, konnte bald ausgeschlossen werden. Die Ursache des Gasgeruchs wurde hingegen trotz vierstündiger Suche nicht gefunden. «Wir vermuteten ein Leck entweder an einer Biogasanlage oder an einem der außen liegenen Gastanks, die es in Pommer gibt», berichtet Michael Langenhan, Kommandant der Igensdorfer Feuerwehr und Kreisbrandmeister. Alle Gastanks im Ort waren jedoch unversehrt. Weil es in Pommer auch keine Erdgasleitung gibt, standen die Einsatzkräfte vor einem Rätsel.

Letztlich führten sie den Gasgeruch darauf zurück, dass das Methangas in einiger Entfernung ausgetreten und dann mit dem Wind, der am Freitag wehte, in Richtung Pommer getragen worden sei. Weil Gas schwerer ist als Luft, könnte es sich dort in das Tal abgesetzt haben. Voraussetzung dafür ist laut Peter Reißer, Betreiber einer Wetterstation in Herzogenaurach, jedoch «ein großer landwirtschaftlicher Betrieb in Pommer selbst oder in der unmittelbaren Umgebung». Das Gas verflüchtige sich zu schnell, als dass es über größere Entfernungen angeweht werden könne.

Volle Güllegruben

Einen solchen Betrieb gibt es laut Auskunft von Reinhold Wunder, Bereichsleiter Landwirtschaft im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Bamberg, aber nicht. Er vermutet einen anderen Hintergrund. «Am Ende des langen Winters sind bei vielen Landwirten die Güllegruben voll. Vielleicht hat sich ein Bauer nicht mehr anders zu helfen gewusst und hat die Gülle ausgefahren», spekuliert er. Dies sei zwar seit dem 1. Januar auf Acker-, seit dem 15. Februar auch wieder auf Grünland möglich, angesichts der geschlossenen Schneedecke der vergangenen Wochen allerdings nicht erlaubt. Auch wenn jemand eine größere Menge Gülle bewege, zum Beispiel weil er sie an einem anderen Ort einlagert, könne ein stoßweiser Austritt von Methangas stattfinden. Beides könnte, so Wunder, den Gestank erklären, der möglichweise durch die Kessellage des Orts noch verstärkt worden sei.

Sollte die erste Erklärung zutreffen, handelt es sich laut Wunder um einen Verstoß gegen die Düngeverordnung, der eine Ordnungswidrigkeit darstellt und zudem noch mit dem Abzug von EU-Prämien bestraft werden könne. Zuständig für solche Verstöße sei in Oberfranken das Fachgebiet Agrarökologie im Landwirtschaftsamt Bayreuth, das immer wieder Kontrollfahrten unternehme und auch Hinweisen aus der Bevölkerung nachgehe.