Zu wenig Kita-Erzieherinnen: Forchheim bietet nun Optiprax-Ausbildung an

21.10.2020, 07:00 Uhr
Zu wenig Kita-Erzieherinnen: Forchheim bietet nun Optiprax-Ausbildung an

© Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa

Anna-Katharina Miess ist 24 Jahre alt und hat, bevor sie sich für die Ausbildung zur Erzieherin entschieden hat, ein Studium angefangen – und wieder abgebrochen. Wenn sie nun die fünfjährige schulische Ausbildung begonnen hätte, die normalerweise zum Beruf der Erzieherin führt, "wäre das für mich schwer zu organisieren gewesen", erzählt sie. Das Problem: Die Ausbildung an der Fachakademie ist unbezahlt. Für die zwei integrierten Praxis-Jahre gibt es allenfalls eine Praktikantenvergütung in Höhe von monatlich 500 bis 800 Euro.

Genau das ist ein ganz wesentlicher Unterschied zur Optiprax-Ausbildung, die in Langform "Erzieherausbildung mit optimierten Praxisphasen" heißt. Optiprax-Azubis sind beim Träger der Kita angestellt. Sie erhalten eine Ausbildungsvergütung. Die liegt im ersten Jahr immerhin bereits bei knapp über 1000 Euro brutto. Weiterer Unterschied: statt fünf dauert die Ausbildung nur drei Jahre. Sie wird als sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf die Rente angerechnet. Und: Es wechseln sich schulische und praktische Phasen im Wochentakt ab.

Zu wenig Kita-Erzieherinnen: Forchheim bietet nun Optiprax-Ausbildung an

© Foto: Jana Schneeberg

Alles in allem soll das dazu führen, dass sich andere Bewerberinnen angesprochen fühlen als durch die übliche Ausbildung, die parallel weiter angeboten wird: Abiturientinnen zum Beispiel, aber auch Männer und diejenigen, die bereits eine andere Berufsausbildung angefangen oder abgeschlossen haben.

Dazu zählt auch Francesca Kaiser. Mitten in einem Studium entschied auch sie sich, Erzieherin zu werden und die Uni abzubrechen. Das war 2017. Damals war die Optiprax-Ausbildung ganz neu. Das Kultusministerium hatte sie 2016 als Modellversuch gestartet. Ein Jahr später war das Modell bei den Trägern jedoch noch so unbekannt, dass kaum Ausbildungsplätze angeboten wurden.

Nach langem Suchen und viel Überzeugungsarbeit konnte die Neuseserin schließlich in einer Baiersdorfer Kita anfangen. Den theoretischen Teil absolviert sie seitdem an der Caritas Fachakademie für Sozialpädagogik in Bamberg, gemeinsam mit 17 weiteren Optiprax-Azubis in ihrem Jahrgang.

Schüler machen Werbung

Dort hat sie auch Anna-Katharina Miess kennen gelernt, die im September dieses Jahres ihre Ausbildung im Gerhardinger Kinderhaus begonnen hat. Genauso wie die Stadt Forchheim sind inzwischen mehr Träger auf die neue Form der Ausbildung aufmerksam geworden. Francesca Kaiser glaubt, dass das auch an den Bemühungen ihres Jahrgangs liegt: "Wir haben die Öffentlichkeitsarbeit in den Unterricht integriert und in Gymnasien, an Fach- und Berufsoberschulen Werbung für die Ausbildung gemacht", erzählt sie. Offene Türen rannten sie jedoch nicht überall ein.

Träger und Kita-Leitungen hatten mitunter Bedenken, dass es sich um eine Art Schmalspurausbildung handelt. Francesca Kaiser kann das nicht bestätigen: "Vielleicht sind manche fachlichen Inhalte weniger detailliert wie in der Regelausbildung, aber der Abschluss zur staatlich anerkannten Erzieherin ist am Ende derselbe", erklärt sie. Das bestätigt Anna-Katharina Miess und sagt: "Ähnlich wie im Studium wird von uns einfach eine größere Eigeninitiative erwartet."

Bleibt noch die Frage, ob sich mit dieser Art der Ausbildung der Erzieherinnen-Mangel wirklich wirkungsvoll bekämpfen lässt. Gabriele Obenauf, zuständige Abteilungsleiterin bei der Stadt, glaubt nicht an den großen Wurf. Trotzdem ist es für sie "ein weiterer Baustein zur Fachkraftmehrung."

Sie hofft außerdem, dass die Auszubildenden durch die dreijährige Beschäftigung bei der Stadt "schon etwas an uns gebunden und dann möglicherweise auch bleiben werden." Deshalb kann sie sich durchaus vorstellen, dass Anna-Katharina Miess nicht die einzige bleibt, die nach dem Optiprax-Modell in Forchheim ausgebildet wird.

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