Zuschüsse: Drei Freibäder im Kreis Forchheim schwimmen im Glück

13.3.2020, 07:00 Uhr
Nicht nur im Freibad Gräfenberg ist die Freude groß.

© Rolf Riedel Nicht nur im Freibad Gräfenberg ist die Freude groß.

„Das ist wie ein Sechser im Lotto. Es ist der Hauptgewinn“, freut sich Egloffsteins Bürgermeister Stefan Förtsch (CSU). „Das ist einfach sensationell. Darauf haben wir gewartet“, meint Hans-Jürgen Nekolla (SPD) aus Gräfenberg. Nicht nur das Warten hat sich gelohnt. „Es ist das Glück des Tüchtigen“, fasst Helmut Taut (FW), Bürgermeister von Wiesenttal, die Zusammenarbeit aller drei Kommunen über das Landratsamt in Zusammenarbeit mit Klimaschutzmanager Dominik Bigge zusammen.

Ein kleines Dörfchen werde nicht gesehen, aber ein Landkreis schon. Denn schon einmal hatten sich die drei Kommunen für ein beworben. Damals wurden die drei Gemeinden nicht berücksichtigt. Dass 50 Millionen Euro für Sanierungen aller möglichen Einrichtungen von der Elbphilharmonie in Hamburg bis zum Olympiastadion in München nicht reiche, war abzusehen.

Dann wurde das Programm aufgestockt, auf 100 Millionen Euro, erklärt Stefan Förtsch: „Da wurden wir auch nicht berücksichtigt“, erklärt Förtsch die langen Gesichter, die nach der Antwort blieben. Umso größer war die Freude, dieses Mal mit insgesamt 3,8 Millionen Euro unterstützt zu werden. Alle drei Kommunalpolitiker möchten für die „wunderbare Zusammenarbeit der Landes- und Bundespolitiker“ danken. Einige, ob Silke Launert (CSU), Annette Kramme (SPD) oder Umweltminister Thorsten Glauber (FW), waren vor Ort und hatten versprochen, sich für die Freibäder in der Region stark zu machen.

Diese Politiker sind am Ball geblieben und „unsere Abgeordneten haben sofort für dieses Projekt den Fuß in die Tür gestellt, als der Fördertopf nochmals aufgestockt wurde“, bedankt sich Förtsch. Alleine hätten die Kommunen das nicht stemmen können. „Ich freue mich auch für die anderen Bäder“, sagt Hans-Jürgen Nekolla, haben doch alle drei Gemeinden mit ihren Bädern die gleichen Probleme und Sorgen, diese am Leben zu erhalten. Denn alle drei Gemeinden sehen den Bädererhalt als gesamtgesellschaftliche Aufgabe an. Nicht nur in Egloffstein fragten die Bürger, weshalb nur Egloffstein für das Freibad zahlen muss, das jedoch der ganzen Region dient.

Zufällig in Badbesitz

Die Tatsache allein, zufällig ein Bad aufgrund historischer Begebenheiten zu haben, kann nicht die Aufgabe der Kommune alleine sein, meint auch Gräfenbergs Bürgermeister Nekolla. Amtskollege Helmut Taut untermauert das mit Zahlenbeispielen. „Wir haben 80.000 Übernachtungen und eine eigene Grundschule“, sagt Taut. „Da spricht man nicht von einer freiwilligen Leistung bei dem Schwimmbad.“ Und gerade auch die Tatsache, dass es immer mehr Schüler gibt, die nicht schwimmen können und gleichzeitig ein Bädersterben einsetzt, sei ein Grund, diese Aufgaben gemeinsam zu bewältigen.

Der Freistaat hat im vergangenen Jahr deshalb ein Förderprogramm aufgelegt, mit dem Projekte zur Förderung der Schwimmfähigkeit bezuschusst werden. Wenn einen Teil jeweils der Bund, der Freistaat und die Kommune zahlt, ist das eine Argumentation, die Förtsch öffentlich vertreten kann. Für Gräfenberg, Egloffstein und Streitberg jedenfalls ist der Förderbescheid des Bundes der Startschuss zur Sanierung: „Heuer wird nichts mehr gebaut, aber wir werden die entsprechenden Mittel in den Haushalt einstellen, wenn wir in Vorleistung gehen müssen und können dann mit den konkreten Planungen beginnen“, betont Nekolla.

Auch Stefan Förtsch sieht noch viele kleine Schritte bis zum Abrufen des Fördergeldes. Eine Entwurfsplanung zur Sanierung des Bades bestehe und gerade werde der Antrag für die Förderung des bayerischen Programms ausgearbeitet. Da müssen die Kosten schon ziemlich genau definiert sein. Mit dieser detaillierten Kostenrechnung lasse sich dann der Schlüssel feststellen, wie die 3,8 Millionen Euro auf die drei Kommunen verteilt werden.

Doch wenn man diese der Einfachheit halber durch drei teilt, bekommt jede Gemeinde ungefähr 1,2 Millionen Euro, was gut 60 Prozent der Sanierungskosten ausmacht. Diese sind derzeit mit gut 2,2 Millionen Euro angesetzt. Die Eintrittsgelder reichen nicht einmal, um die Personalkosten zu decken. Egloffstein verzeichnet im laufenden Betrieb ein jährliches Defizit in Höhe von 120.000 Euro: „Das wird durch die Sanierung reduziert“, bekräftigt Förtsch. Denn eine neue Heiztechnik, eine Pumpe, die die bestehende aus den 70er Jahren ersetzt und eine Verkleinerung der Becken, hilft durchaus, die laufenden Kosten zu reduzieren.

Helmut Taut erhofft noch auf Geld von der Denkmalpflege. Das Bad in Streitberg steht unter Denkmalschutz und die Gemeinde nimmt deshalb viel Geld in die Hand: „Das muss belohnt werden“, meint Taut. Bisher muss jährlich mindestens fünf Mal das Wasser im Becken ausgetauscht werden. Eine Füllung sind 1500 Kubikmeter Trinkwasser. Mal fünf. „Das ist eine Sünde. Wenn wir eine neue Aufbereitung haben, müssen wir nur noch einmal füllen und das Wasser bleibt bis September.“

Bei einer Förderung von 70 Prozent durch den Bund mit dem jetzigen Bescheid und Geld aus dem Denkmalschutz und der Oberfrankenstiftung bleibe die Sanierung kein Traum mehr: „Jetzt ist es realisierbar.“ Mit dieser Freude ist Taut nicht allein. „Es ist ein absoluter Glücksfall und Grund zu großer Freude und dafür ist allen Politikern aus der Region, die sich auf Bundes- und Landesebene dafür eingesetzt haben -egal ob rot, grün, schwarz oder orange — sehr herzlich zu danken“, sagt Matthias Striebich, Vorsitzende des Fördervereins Freibad Gräfenberg und verspricht, sich weiterhin im Stadtrat für die Sanierung des Bades einzusetzen.

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