Zwei Infizierte in Heiligenstadt: Maßnahmenkatalog gegen Coronavirus

20.3.2020, 14:30 Uhr
Menschenleere Öffentlichkeit: Die Situation in Heiligenstadt ist angespannt.

© Gemeinde Heiligenstadt Menschenleere Öffentlichkeit: Die Situation in Heiligenstadt ist angespannt.

Die letzten zwei Monate seiner dann 30-jährigen Amtszeit hatte sich Heiligenstadts Bürgermeister Helmut Krämer sicher anders vorgestellt. Anstatt es langsam ausklingen zu lassen und den Nachfolger Stefan Reichold sukzessive einzuarbeiten, ist Krisenmanagement gefordert. 

Die infizierten Patienten sind um die 30 Jahre alt, informiert Krämer. Damit gehören sie nicht zur Risikogruppe. „Es geht ihnen unter den gegebenen Umständen ganz gut. Ich habe mit ihnen telefonischen Kontakt, sie sind sehr einsichtig, dürfen aber das Haus nicht verlassen“, sagt Krämer weiter.

Kontaktpersonen bislang nicht infiziert

54 Personen, die mit ihnen in den Tagen zuvor Kontakt hatten, wurden getestet. Die Auswertungen aus der eingerichteten Anlaufstelle des Landratsamtes in Scheßlitz kommen sukzessive zurück, zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikels war kein positiver Test dabei.

Krämer selbst ist als Vertreter der Kommune Mitglied in dem vom Landratsamt Bamberg eingerichteten Krisenstab, in dem neben Landrat Johann Kalb auch der Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke sowie Vertreter der Ärzte, Pfleger und Vertreter von Fachverbänden mitarbeiten.

Auf Notbetrieb umgestellt 

In Heiligenstadt hat Helmut Krämer die Mitglieder des Marktgemeinderates, die örtlichen Feuerwehren und andere Funktionsträger über einen 20 Punkte umfassenden Katalog mit Informationen und anstehenden Maßnahmen über den derzeitigen Sachstand in Kenntnis gesetzt. Dieser ist auf der Homepage der Marktgemeinde einsehbar und basiert im Wesentlichen auf den Vorgaben aus München, ergänzt um lokale Besonderheiten.

Der Betrieb im Rathaus und in sämtlichen gemeindlichen Einrichtungen wurde bereits am vergangenen Montag auf Notbetrieb umgestellt. Für ältere und schwächere Menschen wurde eine Notversorgung eingerichtet. Dass sämtliche Veranstaltungen wie auch der Ostermarkt abgesagt wurden, versteht sich nahezu von selbst, aber auch vom Osterbrunnenschmücken rät die Verwaltung ab, „denn auch hier kommen im Normalfall mehr als fünf Leute zusammen“, so Krämer. 

Marktplatz wie ausgestorben

Da die Läden aufgrund der Anordnung aus München bis auf wenige Ausnahmen geschlossen sind und auch die Gastronomie zum Großteil den Betrieb eingestellt hat, wirkt der Heiligenstädter Marktplatz, auf dem an anderen Tagen 30-35 PKW stehen, derzeit wie ausgestorben.

Die angeordneten Maßnahmen stoßen beim Großteil der Bevölkerung auf Verständnis, informiert Krämer. „Leider gibt es aber auch einige Wenige, die auch nach einem viertelstündigen Telefonat noch keine Einsicht zeigen und auf ihrer Meinung bestehen“, bedauert der Bürgermeister.

Ihre Arbeitsweise umgestellt haben auch die ärztlichen Praxen. Ein Besuch von Patienten in der Praxis solle möglichst vermeiden werden, berichtet der Allgemeinmediziner Dr. Peter Landendörfer. Kontakt zu Patienten bestehe derzeit oftmals per Mail oder telefonisch. „Wenn sich Patienten mit den entsprechenden Symptomen bei uns melden, dann werden sie nach einem festen Raster befragt und, falls notwendig an die Fachstellen des Landratsamtes vermittelt.

Separates Zimmer in der Arztpraxis

Wenn doch jemand mit den entsprechenden Symptomen in die Praxis kommt, dann steht hierfür ein separates Zimmer zur Verfügung. Wir müssen auch unser Personal schützen“, sagt Landendörfer. Schutzkleidung, Sicherheitsabstand und Desinfektion bei jedem Patienten sind für die Mitarbeiter Standard. Hausbesuche werden nur dann gemacht, wenn sie unbedingt notwendig sind. Es gibt keine Routinebesuche mehr.

„Erlebt habe ich so etwas in den 50 Jahren meiner ärztlichen Tätigkeit noch nie“ berichtet Landendörfer, „ich bin daher gespannt, wie es weitergeht“. Der überzeugte Landarzt ist optimistisch, dass die Krise überwunden werden kann, „aber nur dann, wenn die Leute zuhause bleiben. Auf Fränkisch: Tür zu und gut is..“.

Besuche nur bei Sterbe- und Palliativfällen

Zum Schutz seiner Bewohner hat auch das Tabea-Senioren- und Pflegezentrum schnell reagiert. Wie bei anderen ähnlichen Einrichtungen auch wurde ein Besuchsverbot ausgesprochen, dass mittlerweile auch behördlich angeordnet wurde. Wir haben unsere Bewohner sowie deren Angehörige und unser Personal umfangreich über die Maßnahmen informiert“, erklärt Cornelia Hofmann aus dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit bei Tabea Heiligenstadt.

Besuche sind nur noch bei Sterbe- und Palliativfällen gestattet. „Wir sind froh, wenn derzeit niemand kommt. Wir müssen an unsere Bewohner, aber auch an unser Personal denken. Die Maßnahme stößt bei den Leuten allgemein auf viel Verständnis“ ergänzt Melanie Brehm von der Hausleitung. Masken und Desinfektionsmittel seien derzeit noch ausreichend vorhanden „und Masken tragen wir ohnehin, wenn wir Zimmer betreten, in denen Bewohner mit Erkältungen ihr Zuhause haben“.

 

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