Zweite Chance für Forchheims Badmintonteam

11.11.2020, 15:25 Uhr
Zweite Chance für Forchheims Badmintonteam

© privat/Ralf Rödel

"Es war von Haus aus ein Abenteuer", wie Spielführerin Nina Rossa berichtet. Nach mehreren Jahren auf den Spitzenplätzen der Bezirksoberliga Oberfranken hat es das Badmintonteam der SpVgg Jahn heuer endlich gewagt, nach einer verlustpunktfreien Saison (22:0 Punkte, nur ein Spiel konnte wegen des Abbruchs nicht ausgetragen werden) den Aufstieg in die Bayernliga wahrzunehmen. Durch Corona ist das Abenteuer noch spannender geworden.

Allerdings mit einer Art von Spannung, wie man sie nicht unbedingt braucht. Denn zum einen hat man im Kader zwei Spieler, die mit Anfang 50 nicht zu den Jüngsten zählen, zum anderen verlief die Vorrunde regelrecht chaotisch. Einige Vereine der Zwölfer-Liga haben noch gar keine Partien absolviert, weil sie keinen Zugang zu einer Halle hatten, viele andere Begegnungen wurden bis zur Unterbrechung bereits verlegt.

Der Jahn indessen hatte bis zum "Lockdown light" alle drei angesetzten Spiele auch bestritten. Mit 2:6 (BV Bamberg), 1:7 (Flügelrad Nürnberg III) und 0:8 (TV Unterdürrbach) gab es deftige Niederlagen. "Wir waren in einigen Spielen nah dran an individuellen Erfolgen, aber wir haben gemerkt, dass wir nur dann eine Chance haben, wenn wir um jeden Ball wie die Löwen kämpfen", sagt Nina Rossa.

Die Ballwechsel sind deutlich länger

Und ihr Ehemann Matthias, die Nummer eins der Forchheimer Herren, ergänzt: "Das ist eine ganz andere Spielweise als in der BOL, die Ballwechsel sind deutlich länger und enorm fordernd. Und Fehler darf man sich kaum leisten."

Es war also Lehrgeld, das der Neuling zahlen musste. Und eines, das sie wieder herausbekommen. Denn nach der Unterbrechung der Runde hat der Bayerische Badminton-Verband (BBV) beschlossen, alle bisherigen Partien zu annullieren. Im neuen Kalenderjahr soll dann – so es das Pandemiegeschehen zulässt – von "Null" losgehen.

Eine neue Chance also für den Jahn, dem es zumindest an einem nicht fehlt: an Begeisterung. Nina Rossa: "Frust ist bei uns bisher keineswegs aufgekommen. Das ganze Team hat sich trotz der klaren Niederlagen gegenseitig bis zum letzten Ballwechsel angefeuert."

Kader wurde verjüngt

Der bisher etwas überalterte Kader mit zwei Herren jenseits der 50 hat heuer durch das Eigengewächs Jan Schwarzmann und Johanna Paul, die das zweite Jahr im Verein ist, dringend benötigte Blutauffrischung bekommen – ein Grund dafür, dass man heuer die Aufstiegsoption zog. Die beiden sind Anfang 20 und sollen sich nun bei den erfahreneren Mitspielern beweisen.

Es könne für sie und auch die anderen Jahn-Spieler zunächst nur darum gehen, persönliche Erfolge anzusteuern, so Nina Rossa. Das könne Verschiedenes bedeuten: mal einen Satz nur halbwegs offen halten, mal einen zu gewinnen oder gar eine ganze Partie. Gelinge es jedem einzelnen, sich zu steigern, könne in Summe die Mannschaft vielleicht den Abstieg vermeiden. Die Mannschaftsführerin: "Wir haben jetzt einiges dazugelernt in diesen drei Partien, wir merken, worauf es ankommt und wissen, dass wir uns nicht verstecken müssen."

Ärgerlich nur, dass jetzt wieder Trainingspause ist und man sich nur daheim fit halten könne. Badminton-spezifische Übungen fallen vorerst flach. Matthias Rossa hofft, dass nach dem Ende dieses sportlichen Lockdowns die Hallen des Landkreises diesmal etwas früher für die Vereine geöffnet werden als im Herbst. Da habe es immer neue Gründe gegeben, den Trainingsbetrieb noch nicht zuzulassen.

Kostspielige Alternative

Mit der Konsequenz, dass beispielsweise die Badmintonspieler auf kommerzielle Betreiber in Nachbarorten ausweichen mussten, die zum einen keine besseren Hygienekonzepte vorweisen konnten und zum anderen ja auch noch Geld kosten.

Das Ehepaar Rossa, das sich beim Badminton kennengelernt hat, hat noch andere "Handicaps": seine knapp vierjährigen Zwillinge. Normalerweise haben sich die Eltern die Betreuung bei den Partien geteilt (im Training wechselt man sich ab), doch in dieser unnormalen Saison 2020 waren die Kleinen zum Teil nicht mal in der Halle zugelassen, zu Oma und Opa sollen sie derzeit ja auch nicht.

Die Kinder sind aber nicht der Grund, dass die beiden das Mixed in der Mannschaft nicht gemeinsam bestreiten. Nina Rossa formuliert es diplomatisch: "Wir tun uns beide leichter, wenn wir nicht zusammen spielen. Das ist für beide entspannter."

Verwandte Themen


1 Kommentar