Friedenstaube flog weiter

19.6.2019, 16:00 Uhr
Friedenstaube flog weiter

© privat

Die von dem Künstler Richard Hillinger aus Landshut zum 60. Jahrestag der Erklärung der Allgemeinen Menschenrechts Charta der Vereinten Nationen geschaffenen Tauben fliegen weltweit von Person zu Person und von Einrichtung zu Einrichtung. Die Auszeichnung wird jeweils vom vorherigen Preisträger überreicht, um Engagement zu würdigen und zu weiterem Einsatz für die Menschenrechte zu ermutigen. Lee Peng Hadlich reihte sich zu Preisträgern wie Roman Herzog (ehemaliger Bundespräsident) Kanzlerin Angela Merkel und Michail Gorbatschov aber auch Organisationen wie Amnesty International und das Europäisches Parlament ein.

Erfüllt vom Wunsch eines unproblematischen, friedlichen Miteinanders, hat die seit 1989 mit ihrer Familie in Markt Erlbach lebende Lee Pengh Hadlich neben vielfältigen anderen ehrenamtlichen Aktivitäten eine weitere Aufgabe für sich darin gesehen, sich der Flüchtlinge in der Gemeinde anzunehmen. Sei es mit Deutschkursen, mit der Begleitung bei Arztbesuchen oder Behördengängen setzt sie sich für diese ein, baut bei ihnen Berührungsängste und bei den Einheimischen Vorbehalte gegenüber den neuen Mitbürgern ab.

Lee Pengh Hadlich gilt in Markt Erlbach als "Motor auf ständig hohen Touren", wenn es Ausflüge oder Fußballspiele zu organisieren, Kleidung, Kinderausstattung oder Möbel und Haushaltsgeräte für Wohnungen der anerkannten Flüchtlinge zu beschaffen gilt. So freute sich denn auch Markt Erlbachs Erste Bürgermeisterin Dr. Birgit Kreß, dass dieses humanitäre Wirken mit der Verleihung der "Friedenstaube" besondere Anerkennung fand. Mit ihr sollen nicht nur große Persönlichkeiten und Organisationen geehrt werden, sondern auch vor allem ganz "normale" Menschen, die sich für andere Menschen in besonderer Weise einsetzen.

Begegnung vor 20 Jahren

Als einen solchen Menschen hatte Lee Pheng Hadlich vor 20 Jahren auf einer Reise Bogomier Illiev aus Russe in Bulgarien kennengelernt. Jetzt hat sie ihn für die "Friedenstaube" ausgewählt, da "er sich mit sehr viel Engagement für andere Menschen eingesetzt hat. beziehungsweise noch einsetzt". Im Jahr 1993 war Heinz Wolf, ein Geschäftsmann aus Bludenz in Österreich, auf einer Geschäftsreise in Russe. Dort traf er in der Methodistischen Kirche Bogomier Illiev. Es entstand eine sehr enge Freundschaft. Ihr christlicher Glaube motivierte sie, etwas gegen die Not zu unternehmen. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus herrschte sehr viel Not im Land. Heinz Wolf organisierte viele Hilfsgüter, unter anderem 1400 Tonnen Lebensmittel, die dann von Illiev an Bedürftige verteilt wurden.

Die Lebensmittel wurden beispielsweise in Altenheimen, dem Kinderheim in Sabet und vielen anderen Orten verteilt. Bogomier Illiev sorgte dafür, dass in Hotanza in der Schule viele Jahre eine Schulspeise angeboten werden konnte und er sorgte dafür, dass diese durch den CVJM Bayern finanziert wurde. In Hotanza, einem Dorf im Norden Bulgariens wohnen viele türkischstämmige Roma in sehr einfachen Verhältnissen. Auch die Landwirtschaftskooperative profitierte durch sein Engagement. So schickte er eine Anfrage nach Österreich, dass ein Mähdrescher benötigt wird, den Heinz Wolf organisierte.

Den Landsleuten treu geblieben

Legendär sei sein Bus, mit dem er immer unterwegs sei, ob Hilfsgüter zu verteilen, Kinder zu Sommercamps zu fahren gelte, und vieles mehr, schildert Lee Pengh Handlich Illievs Wirken. Nie habe er versucht, die zahlreichen Beziehung die sich aus seiner Tätigkeit entwickelt haben, für seinen persönlichen Vorteil zu nutzen: "Während viele Hunderttausendende aus Bulgarien in Länder mit besseren Lebensbedingungen ausgewandert sind, blieb er in seinem Land und für die Menschen da, unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit, bis heute in seinem schon hohen Alter treu".

Mit einer zehnköpfigen Delegation des CVJM Bayern war Lee Pengh Hadlich Mitte Juni in Bulgarien, um Bogomier IIliev die "Friedenstaube" zu überreichen. Die feierliche Übergabe geschah am Pfingstsonntag (in Bulgarien eine Woche später als in Deutschland) in der Evangelisch-Methodistischen Kirche in Hotanza. "Jeder Sitzplatz in der kleinen Kirche war voll besetzt. Die Dorfbewohner applaudierten herzlich als er die Friedenstaube bekam", berichtet Lee Pengh Hadlich von dem bewegenden Moment.

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