Frost vernichtete Ernte: Staatshilfe für Bayerns Obstbauern

20.9.2017, 05:35 Uhr
Frost im Frühling ist nichts Ungewöhnliches. Doch heuer sanken die Temperaturen so tief, dass die Blüten vieler Obstbäume dies nicht überlebten. Nun steht fest: Der Schaden ist immens. Er beträgt um die 60 Millionen Euro.

© Foto: Thomas Vogl Frost im Frühling ist nichts Ungewöhnliches. Doch heuer sanken die Temperaturen so tief, dass die Blüten vieler Obstbäume dies nicht überlebten. Nun steht fest: Der Schaden ist immens. Er beträgt um die 60 Millionen Euro.

Die Temperaturen fielen tief. Sogar sehr tief. Im April
diesen Jahres sank das Thermometer in einigen Nächten zeitweise auf minus sieben Grad. Das überlebten die meisten bereits vorhandenen Blüten nicht. Die Schäden in den Obst- betrieben in der Fränkischen Schweiz – eine Region, die unter anderem für den Anbau von Kirschen, Äpfeln und Birnen bekannt ist – waren gewaltig.

Laut Hans Schilling, Kreisfachberater für Obstbau im Landratsamt Forchheim, betrug der Ausfall bei den Kirschen 40 Prozent. Früher seien Anlagen, die sich etwas höher befanden, besser mit dem Frost klargekommen, erzählt der 55-Jährige. Heuer ging diese Rechnung nicht auf. Selbst bei Anlagen auf 500 Metern zerstörten die niedrigen Temperaturen fast alles.

Schaden teils bei 100 Prozent

Auch, ob es sich um Früh- oder Spätsorten handelte, spielte keine Rolle. Schilling berichtet von einer Versuchsanlage in Dietzhof im Kreis Forchheim. Dort wachsen zehn verschiedene Sorten Süßkirschen – frühe und späte. Nach dem Frost habe es nichts mehr zum Ernten gegeben. Für einige Betriebe kann der Frost die Existenz bedrohen. "Egal ob sie etwas ernten oder nicht, die Kosten bleiben gleich", sagt Schilling.

Hohe Einbußen hatte auch Herbert Erlwein, Chef von Erlwein‘s Obsthof in Kunreuth (Kreis Forchheim). Auf elf Hektar baut der Betrieb unter anderem Pfirsiche, Äpfel, Birnen, Kirschen und Zwetschgen an. "Besonders haben die Süßkirschen gelitten", erzählt Erlwein. Der Ausfall beträgt etwa 80 Prozent. Bei Pfirsichen, Aprikosen und Nektarinen liegt der Schaden sogar bei 100 Prozent. Zwarwerden die Äpfel erst jetzt geerntet, doch schon jetzt wagt Erlwein eine Prognose: Er rechnet mit Einbußen um die 70 Prozent. Sein finanzieller Verlust beträgt mehrere zehntausend Euro.

Opposition kritisiert, dass Hilfe erst spät kommt

Hilfe kommt nun aus München – auch für die Weinbaubetriebe. Gestern beschloss das Kabinett ein millionenschweres Hilfsprogramm. Obwohl die Frostschäden bereits im April eintraten, habe man damit gewartet, bis die Ernteerträge absehbar seien, sagte Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) gestern.

Die Opposition im Landtag kritisierte, dass Bayern erst auf die zum Teil katastrophalen Ernteausfälle reagiere. Das Nachbarland Baden-Württemberg habe entsprechende Hilfen bereits im Mai beschlossen, sagte Horst Arnold (Fürth), agrarpolitischer Sprecher der SPD im Landtag. Die bayerische Staatsregierung reagiere "viel zu träge", bemängelte auch der Freie Wähler-Agrarsprecher Leopold Herz.

Insgesamt will der Freistaat 34 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Nachgewiesene Schäden werden maximal zu 50 Prozent ausgeglichen, sofern die Ernteerträge mindestens 30 Prozent niedriger als im Schnitt ausfallen. In Härtefällen sind Hilfen bis zu 150.000 Euro pro Antragsteller vorgesehen. Insbesondere bei kleineren Betrieben, deren Existenz gefährdet ist, wird der Entschädigungssatz auf bis zu 80 Prozent erhöht.

Die zunächst befürchteten katastrophalen Ausfälle beim Wein in Unterfranken hätten sich dann doch als nicht so gravierend herausgestellt, sagte Brunner: "Die Natur hat sich weitgehend selbst helfen können." Insgesamt rechnet der Minister damit, dass die Frostschäden auf 3800 Quadratmetern ausgeglichen werden müssen. Neben Franken hatte der Frost auch viel Schaden in der Region am Bodensee angerichtet.

Herbert Erlwein und Hans Schilling gehen davon aus, dass die Preise für das Obst steigen werden. Bei Kirschen und Zwetschgen mussten die Kunden bereits tiefer in die Tasche greifen, sagt Schilling. Bei Äpfeln vermutet er eine Preissteigerung um bis zu 50 Prozent.

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