Die „Gorch Fock“ wird nicht versenkt

3.3.2011, 13:30 Uhr

Immer wenn die Dullnraamer Witze über Guttenberg machen, dann müssten sie eigentlich Buhrufe ernten. Die Mehrheit der Deutschen hält seinen Rücktritt nämlich für falsch.

Weiherer: Dann haben wir entweder die Minderheit im Saal, oder die Mehrheit bekommt den Mund nicht auf. Das kennt man ja in diesem Land.

Wie erklären Sie sich die Beliebtheit dieses Mannes — bis hin zu Rufen nach einem raschen Comeback?

Weiherer: Wie erklären Sie sich die Beliebtheit eines Dieter Bohlen? Ich weiß es nicht. Diese Ratlosigkeit zieht sich ja durch das gesamte Dullnraamer-Programm dieses Jahres. Erklären tu ich mir da gar nix. Vielleicht hat die Nation das Bedürfnis nach einer Königsfigur, Hauptsache, der Glamour ist wichtiger als der Inhalt. Nur haben dieselben Leute, die damals applaudierten, weil einer Kassiererin wegen eines falsch abgerechneten Getränkegutscheins gekündigt wurde, einem Guttenberg locker nachgesehen, dass er ein dreister Plagiator ist. Was ist bloß los in diesem Land?

Welcher Guttenberg-Sketch ist denn nun seit Dienstag im Papiereimer? Und was verändern Sie für die restlichen beiden „Sidzungen“?

Weiherer: Es gibt gerade einen hektischen SMS- und Telefonverkehr im Ensemble. Die Nummer auf der „Gorch Fock“ wird sicher umgeschrieben, bleibt aber im Kern erhalten. Man müsste ansonsten das ganze Schiff versenken, das geht aber nicht. Mit dem Wechsel von Guttenberg zu de Maizière haben sich ja nicht über Nacht die Zustände in der Bundeswehr verändert.

Einen de-Maizière-Sketch zaubern Sie schon auch noch aus dem Hut, oder?

Weiherer: Eher nicht, aber die Muppett-Show-Nummer müssen wir überarbeiten. Da vergleichen wir die Regierung mit dem Personal der Muppett Show, und da ist er noch Innenminister. Ansonsten bleiben die Guttenberg-Gags drin, keine Frage.

Man könnte aber auch sagen: Wer schon am Boden liegt, den tritt man nicht mehr. Hat er dennoch weiterhin Spott verdient?

Weiherer: Also, am Boden sehe ich ihn keineswegs. Der sogenannte Rücktritt war an Arroganz nicht zu überbieten. Mit seiner Medienschelte hat er nur von der Tatsache abgelenkt, dass er ein Betrüger ist. Und, bitte: Wer hat denn die Medien mit nach Afghanistan genommen? Wer hat denn Bild und Bunte auf seiner Seite? Jeden anderen Politiker in dieser Lage hätte die Bild in der Luft zerrissen. Ihn nicht. Und sie tut es auch jetzt nicht. So schlecht geht es Guttenberg also gar nicht. Nur hätte er viel früher gehen müssen. Schon 2010 hatten wir ihn im Programm als „glattgegelten Kampfkraftzwerg“. Für mich war er von Anfang an ein Blender ohne jegliche politische Substanz.

Guttenberg als Lieblings-Watschenmann des Politkabaretts — wird er Ihnen fehlen?

Weiherer: Ich denke, die Auswahl in Berlin ist nach wie vor groß genug. Außerdem bin ich fest davon überzeugt, dass Guttenberg in die Politik zurückkehrt.

Als bayerischer Ministerpräsident?

Weiherer: Nicht auszuschließen.

Dullnraamer-Sidzung 2011: Zum letzten Mal am Samstag, 5. März, 20 Uhr, Kulturforum (Würzburger Str. 2).