Kamera ab: Die erfolgreichen Filme eines Stadelners

15.10.2020, 11:00 Uhr
Kamera ab: Die erfolgreichen Filme eines Stadelners

© Sabine Rempe

"Deine Filme sind gut, warum zeigst du die nicht im Fernsehen?" Diesen Satz, erinnert sich Gerhard Amm, hat er früher oft gehört. Irgendwann fasste er sich ein Herz und schrieb ein paar TV-Sender an. Doch: "Wenn die Amateur lesen, dann geht da nix", fasst er seine ersten Erfahrungen zusammen.

"Umschweifende Briefe" kamen damals zurück, die dennoch nur eines enthielten: eine Absage. Bis seine Anfrage beim Hessischen Rundfunk auf einem Chef-Schreibtisch landete – und auf Begeisterung stieß.

"Plötzlich hieß es dann: Wir probieren das mal", erinnert sich Amm. Es war der Beginn eines beachtlichen Erfolgs für den heute 77-Jährigen. Mit Filmen hat er es inzwischen in die dritten Programme fast aller Fernsehanstalten geschafft.

Beiträge von ihm waren im ZDF zu sehen, bei Phönix, bei 3 SAT und im ORF. Auf 75 TV-Ausstrahlungen kommt er, ein Jubiläum, das er fast ein bisschen erstaunt kommentiert: "Für einen Amateurfilmer aus Fürth ist das doch ganz schön viel."

Quelle-Modell zum Aufziehen

Die Leidenschaft, die Amm selbst als "Intensiv-Hobby" bezeichnet, packte ihn schon früh. Als Junge bekam er seine erste Kamera, ein mechanisches Model von Quelle, das aufgezogen werden musste. Stolz filmte er seinen radelnden Bruder. Heute arbeitet er mit einer AX53 4K Handycam von Sony. "Die hat die höchste Auflösung", lobt der Fachmann.

Dass er sich damit auch auf ein neues Schnittprogramm einstellen musste, stört ihn nicht weiter. Von Anfang an war es für den ehemaligen Bauleiter selbstverständlich, dass er sich immer wieder mit dem aktuellen Stand der Technik auseinandersetzen muss.

Zeit, sehr viel Zeit, steckt in den Reportagen und Dokumentationen, die er dreht. Seine Themen? "Natur und Reisen." Seine Motive findet er in weiter Ferne oder auch mal gleich ums Eck. Urlaube auf Hawaii oder Nordamerika, Touren nach Island oder Norwegen nutzte Amm, der Mitglied beim Steiner Foto-, Film- und Video-Club ist und beim Film- und Videoclub 88 Nürnberg/Fürth, zum Beispiel für ausgedehnte Aufnahmen von Land und Leuten.

"Ein Herz für Störche"

Beliebt bei den Zuschauern sind aber auch Streifen wie "Ein Herz für Störche", für den er den Erlanger "Storchenvater" Michael Zimmer ein Jahr lang mit der Kamera begleitete. Im Sommer lief beim BR sein Beitrag "Naturerlebnis Franken", der auf große Resonanz stieß.

Kamera ab: Die erfolgreichen Filme eines Stadelners

© Gerhard Amm

Gibt es eigentlich weiße Flecken auf der Reise-Landkarte von Gerhard Amm und seiner Ehefrau Ingrid, die ihn stets begleitet und für die Musikberatung zur Untermalung der Filme zuständig ist? "Ja, meine Frau wollte schon immer mal nach Neuseeland, und Australien fehlt uns auch noch."

Bedauernd fügt er hinzu: "In Asien waren wir mehrmals unterwegs, aber da hatte ich noch keine TV-gerechte Kamera, nur 8-Millimeter-Schmalfilm." Solche Reisen unternahm das Paar auf eigene Faust im Camper. "Ausgerechnet für dieses Jahr haben wir unsere erste Kreuzfahrt gebucht, weil wir dachten, wir sind jetzt in dem Alter." Nach Spitzbergen sollte es gehen, doch Corona machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.

50 Stunden Material für Franken-Film

Derzeit arbeitet der leidenschaftliche Filmemacher an einem weiteren Beitrag über Franken. "Seit drei, vier Jahren habe ich aufgenommen, was so passiert. Feste und Traditionsveranstaltungen, zum Beispiel, die nicht alle Leute so gut kennen." Wichtig ist ihm dabei stets der Hintergrund der Geschichten. Weil er nicht einfach nur einen Blick auf das Ereignis werfen will, sondern auch zeigen möchte, wer sich dafür engagiert hat.

Für seinen geplanten Franken-Film hat er schätzungsweise 50 Stunden Material zusammen. Dazu kommen Drohnen-Aufnahmen, die sein Steiner Foto-Club-Kollege Norbert Ott beisteuert und die ungewöhnliche Perspektiven zeigen. Jetzt schneidet Amm den Film, eine Aufgabe, die nichts für Ungeduldige ist.

Ein Jahr pro Film

"Pro Tag bekomme ich eine Minute fertig." An einem 45-Minuten-Film arbeitet er insgesamt ein knappes Jahr. Den Text spricht dann ein renommierter Profi – "ein Luxus, den ich mir leiste", wie Amm sagt.

Der Lohn für die Mühe füllt die Regale in Amms Arbeitszimmer: Dort hat sich mittlerweile ein kleines Löwen-Rudel angesammelt, fünf Exemplare an der Zahl. Das edle Raubtier, geformt aus weißem Porzellan, bekommen Preisträger bei den jährlich stattfindenden Bayerischen Film- und Video-Festspielen.

Amm war drei Jahre in Folge unter den Siegern. Außerdem nennt er einen sogenannten Obelisken sein Eigen, eine Trophäe, die als wichtigster deutscher Amateurfilmpreis gilt.

Und plötzlich fühlt sich Stadeln doch ein bisschen an wie Klein-Hollywood.

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