Neuer Polizeichef entdeckt die Reize Fürths

20.7.2011, 09:00 Uhr
Neuer Polizeichef entdeckt die Reize Fürths

© Hans-Joachim Winckler

Natürlich, es hätte besser laufen können. Nicht dass Peter Messing, im oberfränkischen Selb gebürtig und die meisten seiner 40 bisherigen Berufsjahre in Nürnberg tätig, binnen eines halben Monats zum glühenden Anhänger der SpVgg Greuther Fürth mutiert ist. Aber gefreut hätte es ihn schon, wenn bei seiner ersten dienstlichen Anwesenheit im Ronhof am Freitagabend ein Sieg über Eintracht Frankfurt herausgesprungen wäre.

Es kam bekanntlich anders, die Laune indes lässt sich Messing dadurch nicht verhageln. „Sehr positiv“ sei sein erster Eindruck von der Stadt und seinem neuen Tätigkeitsfeld, das ihn im fortgeschrittenen Polizistenalter noch einmal ganz anders fordert. Nach acht Jahren eher trockener Schreibtischmaterie im Sachgebiet Organisation und Dienstbetrieb des Polizeipräsidiums Mittelfranken wagt Messing den Sprung zurück in die Praxis. Und genießt ihn.

In Fürther Strukturen hat er dank seiner planerischen Mitarbeit an der Polizeireform durchaus Einblick, und auch sonst ist ihm die Stadt nicht gänzlich fremd. Immerhin zur Michaelis-Kirchweih war er schon des Öfteren hier. Nun pendelt er täglich per S-Bahn von Röthenbach bei Lauf, wo Messing mit seiner Familie lebt, nach Fürth und stellt fest: „Die Stadt hat viele Reize, die man kennenlernen muss.“ Eine Aufgabe, die auch den passionierten Hobbyfotografen Messing herausfordern dürfte.

Die euphorische Analyse seines Stellvertreters Roland Gradl, dass „die Nürnberger oft neidvoll nach Fürth rüberschauen“, will er zwar so nicht unterschreiben; aber man achte Fürth in der Nachbarstadt sehr wohl, „trotz aller Frotzeleien“. Das mag auch daran liegen, dass Fürth Jahr für Jahr den Titel als „sicherste Großstadt Bayerns“ verteidigt, deutlich vor Nürnberg.

Es gibt also ungünstigere Seitenwechsel für einen Polizisten. Fürth den statistischen Platz an der Sonne zu bewahren, darauf will Messing nun seine Energie bis zum Ruhestand verwenden — wohl wissend, „dass der Chef zwar prägen kann“, aber aufgeschmissen ist, „wenn die Mannschaft nicht mitspielt“. Teamwork sei deshalb angesagt, wobei Messing das „korrekte Auftreten“ seiner 180 Untergebenen besonders am Herzen liegt, wie er betont. Umgekehrt erwartet er aber auch, dass der „wichtige Auftrag der Polizei“ wieder mehr Akzeptanz findet. Die immer stärker zunehmenden verbalen, aber auch körperlichen Attacken auf Beamte „müssen einfach geächtet werden“, findet Messing. „Und dieser Aufgabe muss sich die Gesamtgesellschaft stellen.“