Fürther Stadtwald wird aufgemöbelt

12.8.2015, 16:00 Uhr
Fürther Stadtwald wird aufgemöbelt

© Winckler

Wer mit offenen Augen durch den Stadtwald geht, hat sie längst schon entdeckt: die aus Baumstümpfen geschnittenen Pilze oder Sitze und vor allem außergewöhnliche Ruhebänke. Kreationen, die Sebastian Neubert und Michael Schwerdt nach Feierabend geschaffen haben.

Fürther Stadtwald wird aufgemöbelt

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Eine Sitzbank, deren Design entfernt an die Formensprache Hundertwassers erinnert, bildet am Wildschweingehege bereits seit längerem einen Blickfang. Nun erhält sie Zuwachs durch eine winkelförmige Konstruktion. Verziert ist sie mit Eulen, Kleeblättern und stilisierten Tannenbäumchen. Seit zwei Wochen arbeitet Sebastian Neubert daran.

Sitz und Lehne sind aus Eiche, die kunstvoll gestalteten Tragpfosten aus Kiefernholz. Jetzt fehlen nur noch der Schriftzug „Stadtförsterei Fürth“ auf der Lehne und eine wetterfeste Imprägnierung. Zwei bis drei Stunden Zeit investiert der 35-jährige Forstwirt regelmäßig in sein Hobby. Mit der Motorsäge bearbeitet er auf dem Platz vor der Maschinenhalle der Stadtförsterei unförmige Baumstümpfe, die für Sägewerke nicht verwendbar sind. Meist handelt es sich um sogenannte Zwiesel. Das sind Abschnitte, an denen sich Stämme teilen.

 

Gefrästes Logo

Auch am Rennweg nahe der Schutzhütte Cadolzburger Blick steht ein Unikat – gesägt aus einem mächtigen Baumstamm und mit dem Fürther Kleeblattlogo versehen. „Das mache ich mit der Oberfräse“, verrät Neubert. Eine Kleeblattbank schmückt zudem die Blockhütte, das grüne Klassenzimmer zwischen Stadtförsterei und Walderlebnispfad.

Vom Erfindungsreichtum, der in der Stadtförsterei gepflegt wird, zeugt nicht weit davon entfernt eine „Wackelbank“: ein Sitzmöbel, das mittig auf einer großen Sprungfeder ruht und von Ketten in ihrer völligen Bewegungsfreiheit gezügelt wird. Von einer Ruhebank kann hier keine Rede mehr sein, es ist eher ein Spaß zum Trainieren des Gleichgewichtssinns.

Neuberts Kollege Marcel Schwerdt bearbeitet Baumstümpfe und konstruiert außergewöhnliche Sitzgelegenheiten. Alles Unikate. Manches findet auch private Liebhaber. Wie jener ausgewachsene Braunbär, den Neubert aus einem Eichenstamm gesägt hat. Ein Fürther Imker hat ihn erworben. Die Holzskulptur ist teilweise ausgehöhlt und beherbergt jetzt einen Bienenstock. So ist ein richtiger Honigbär daraus geworden. Und der Nachfolger steht als noch unbehauener Stamm bereits in Wartestellung.

Vorbilder im Gebirge

Anregungen sammelt der Forstwirt am Wochenende bei Reisen ins Gebirge, wo die Holzbildhauerei noch in viel größerem Stil gepflegt wird. Die Wurzeln dieses Interesses reichen bis in Neuberts Kindheit im Erzgebirge zurück. Als Jugendlicher besuchte er gerne die Sägewettbewerbe an Pfingsten in Dorfchemnitz. Seit seiner Lehrzeit eifert er den Könnern nach.

Allerdings gesteht er seinen Vorbildern zu: „Die arbeiten in einer ganz anderen Liga, als ich es kann.“ Damit meint er die Feinheit im Detail, für die ihm am Feierabend schlichtweg die Zeit fehlt. Auch wenn er von Spaziergängern viel Lob bekommt, will der 35-Jährige sein Hobby nicht zum Broterwerb machen. „Wenn man etwas verkaufen muss, ist das immer schlecht“, sagt Neubert. Eine Verschnaufpause legt er lediglich von November bis März ein, wenn das Licht in seiner Freiluft-Werkstatt am Abend nicht mehr ausreicht.

Was die kreativen Freizeit-Produkte aus der Stadtförsterei auszeichnet, ist die Tatsache, dass sie bislang noch nie Gegenstand von Vandalismus geworden sind. Anders als bei einfallslosen Systembänken ist der Respekt vor der Handarbeit offenbar zu groß, um sie der Zerstörungswut zu opfern.

Und noch etwas ist bemerkenswert: Dass die Försterei-Mitarbeiter nach ihrer kräftezehrenden Arbeit im 540 Hektar großen Revier noch Lust und Muße haben, ihr Können unentgeltlich für die Allgemeinheit zur Stadtwaldverschönerung einzusetzen. Diese Begeisterung nimmt in den Werken Gestalt an.

Keine Kommentare